Anlagenbau Wird Wadgasser Anlagenbauer chinesisch?

Wadgassen · Seit drei Jahren will der dänische Konzern FLSmidth sein Wadgasser Werk loswerden. Jetzt scheint es soweit zu sein, Chinesen wollen kaufen.

 Der Wadgasser Firmensitz des dänischen Konzerns FLSmidth. Möglicherweise haben dort Chinesen bald das Sagen.

Der Wadgasser Firmensitz des dänischen Konzerns FLSmidth. Möglicherweise haben dort Chinesen bald das Sagen.

Foto: Ruppenthal

Der dänischen Anlagenbau-Konzern FLSmidth scheint mit dem Verkauf seiner Sparte Material Handlings (Fördertechnik), zu dem auch das Werk in Wadgassen gehört jetzt die Zielgerade erreicht zu haben. Das geht unter anderem aus dem jüngst veröffentlichten Bericht des Kopenhagener Konzerns für das dritte Quartal 2018 hervor. Dort heißt es, dass „der Verkaufsprozess noch im Gange ist und wir in abschließenden Verhandlungen mit einem potenziellen Erwerber sind. Der Abschluss wird kurzfristig erwartet.“ FLSmidth will die Fördertechnik schon seit drei Jahren loswerden.

Der potenzielle Käufer soll der chinesische Konzern Rainbow Heavy Industries (RHI) aus Nantong nördlich von Shanghai sein. Das sagen Personen, die mit dem Unternehmen vertraut sind. Eine Bestätigung von FLSmidth gibt es auf Anfrage nicht. RHI ist bereits in der Sparte Fördertechnik aktiv. Unter anderem rüstet das Unternehmen Häfen mit Kränen und Förderbändern aus, damit dort Schüttgut wie Kohle oder Erze auf Schiffe verladen oder Schiffsfracht gelöscht werden kann. Rainbow Heavy Industries ist zudem auf den Bau von Windparks im offenen Meer (offshore) spezialisiert.

Derzeit beschäftigt FLSmidth in Wadgassen noch knapp 120 Mitarbeiter. Eine Voraussetzung für den Kauf des Unternehmens durch RHI ist, dass die Mannschaft auf rund 90 Frauen und Männer schrumpft. „Die Gewerkschaft ist dazu bereit“, sagt Lars Desgranges, zweiter Bevollmächtigter der IG-Metall-Verwaltungsstelle Völklingen. Ein Sozialplan liege bereits in der Schublade. Um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden, können die Mitarbeiter, die eventuell von Entlassungen betroffen sind, in eine Beschäftigungsgesellschaft wechseln, in der sie auf neue Arbeitsplätze qualifiziert werden. „Diese Option greift allerdings nur, wenn die Chinesen die Fördertechnik von FLSmidth kaufen“, macht Desgranges deutlich.

Insider sagen, dass die Auftragslage derzeit nicht berauschend sei, die Zukunftsaussichten seien allerdings erfolgversprechend. „Die potenziellen Kunden wollen einfach wissen, wie es mit dem Unternehmen weitergeht, bevor sie Aufträge platzieren“, sagt ein Kenner der Materie. „Im Anlagengeschäft vergehen oft Jahre von der Auftragsvergabe bis zur abschließenden Abrechnung“, betont er. Die Aussicht auf wechselnde Ansprechpartner sei daher für die Auftrags-Akquise nicht sehr hilfreich. „Daher ist es wichtig, dass der Verkauf an das chinesische Unternehmen endlich abgeschlossen wird“, heißt es aus Firmenkreisen. „Dann hat der Betrieb in Wadgassen eine Zukunft, und es besteht sogar die Aussicht auf Wachstum und neue Beschäftigung.“ Denn die Produktpalette sei gut.

Das Unternehmen hat in den vergangenen 16 Jahren einige Hochs und Tiefs erlebt. Die ursprüngliche Firma Koch Wadgassen war Mitte des vergangenen Jahrzehnts in die Insolvenz gerutscht. Aus dieser wurde sie vor rund zwölf Jahren an den Kopenhagener Konzern FLSmidth verkauft. Damals arbeiteten noch 300 Mitarbeiter für das Unternehmen. In mehreren Sanierungsschritten wurde die Zahl der Mitarbeiter auf die heute noch 120 zurückgefahren.

Der dänische Konzern ­FLSmidth errichtet unter anderem Anlagen und Fabriken für die Gewinnung und Verarbeitung von Rohstoffen. Außerdem ist er darauf spezialisiert, Zementwerke zu bauen. Es beschäftigt rund 15 000 Mitarbeiter und ist in 50 Ländern aktiv.

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