Ausbildung Harte Arbeit für die süße Verführung

Saarbrücken · Kai-Douglas Lorenz hat nach beruflichen Tiefs wieder ein Ziel. Er lernt Konditor im Café Steigleiter in Saarbrücken.

Konditor Café Steigleiter Saarbrücken
Foto: Iris Maria Maurer

Ein Teigfladen hier, ein Backblech dort. Eine Maschine neben der nächsten und überall Mehl auf dem Boden. Doch Chaos herrscht in der Produktionshalle der Konditorei Steigleiter in Saarbrücken keinesfalls. Im Gegenteil: Alle wissen, was sie zu tun haben und wo sie hinlaufen müssen. Einer von ihnen ist Kai-Douglas Lorenz. Er ist seit Oktober 2016 Auszubildender bei Steigleiter und fühlt sich pudelwohl. Dabei hat er zuvor schon eine andere Ausbildung begonnen. „Ich bin ein Quereinsteiger. Ich musste meine Ausbildung zum Beton- und Stahlbetonbauer wegen einer Knieverletzung am Ende des zweiten Lehrjahrs beenden“, erzählt der 20-Jährige. Mit den Folgen hatte er lange zu kämpfen.

Sein Bein war versteift, er konnte nicht einmal Treppen normal gehen. Durch die Einschränkung hatte er keine Lust mehr auf nichts und fiel in ein Loch. Doch aus Langeweile fing er schließlich an zu backen und entdeckte seine neue Leidenschaft. „Als erstes habe ich Horror-Cupcakes gemacht, bei denen die Zuckermasse wie ein Gehirn aussehen sollte“, sagt der junge Mann und ergänzt mit einem Lächeln: „Das hat natürlich nicht geklappt, aber geschmeckt haben sie trotzdem.“

Im vergangenen Jahr gab er sich dann einen Ruck. Er nahm an einer Berufsvorbereitenden Maßnahme der Agentur für Arbeit beim Tüv Nord teil. Noch währenddessen bewarb er sich für Ausbildungsplätze als Konditor und Bestatter, „denn ich wollte endlich eine Stelle haben“. Zusätzlich zu der Bewerbung, ging er mit seinem Lebenslauf bei Steigleiter vorbei und fragte nach einem Praktikum und bekam seine Chance. „Ich scheine ganz gut gearbeitet zu haben. Zwei Tage später hatte ich meinen Ausbildungsvertrag“, sagt Lorenz, der einen Hauptschulabschluss hat, mit dem er weiter zur Schule hätte gehen können.

Sein Chef, Michael Steigleiter, ist jedenfalls zufrieden mit ihm. „Kai versteht relativ schnell. Das liegt zum Teil am Alter, aber er arbeitet auch gut“, sagt er. Generell sieht er den Beruf auf dem Vormarsch. Ob das an einer Rückbesinnung auf das Handwerk liegt oder einen anderen Grund hat, weiß Steigleiter nicht. Aber er hofft, dass der Aufschwung noch lange anhält. „Wir bekommen momentan unheimlich viele Bewerbungen und die Bewerber werden besser. Die, die dann genommen werden, sind daher ausgewählt“, erzählt der Chef.

Die Wahl fiel vergangenes Jahr unter anderem auf Lorenz. Für den geht es im ersten Jahr vor allem darum, pünktlich, sauber und ordentlich zu arbeiten, Äpfel mit einer Maschine zu schälen und Formen auszurollen. Zudem ist er immer wieder für Amerikaner, Marmorkuchen und Schweizer Nussdesserts verantwortlich. „Mir gefällt eigentlich alles. Ich esse selbst gerne süß, daher macht es Spaß, süße Sachen herzustellen“, erklärt der Azubi mit dem Ziegenbart, der in seiner Freizeit gerne Videospiele spielt. An die komplizierten Sachen darf er noch nicht selbst ran, findet sie aber faszinierend. Beispielsweise die Geburtstagstorten mit Fondantfiguren vom Chef persönlich hergestellt oder Porträtkuchen. Ab der Zwischenprüfung, die in etwa einem Jahr stattfindet, darf er sich dann selbst an Torten und Cremes versuchen. Doch auch dann wird es immer noch eine Sache geben, die er nicht gerne macht: „Spülen macht keinen Spaß. Das ist super eintönig, aber muss halt gemacht werden“. Schließlich soll es in der Produktionshalle auch künftig kein Chaos geben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort