Koffer verschwinden häufig Koffer verschwinden in Europa sehr oft

Karlsruhe/Düsseldorf · () Im weltweiten Vergleich kommt es in Europa besonders häufig zu Gepäckverlusten. Das hat eine Studie der belgischen Lufttransport-IT-Unternehmens SITA gezeigt: Waren es 2015 noch 7,8 verlorene Koffer pro 1000 Passagiere, kletterte die Zahl abhanden gekommener Gepäckstücke im vergangenen Jahr auf 8,1. Wesentlich besser sieht es in Nordamerika (2,7 Koffer) und in Asien (1,8 Koffer) aus.

„Der höhere Wert in Europa liegt vor allem an den vielen Umstiegen an den Drehkreuzen“, sagt SITA­-Manager Peter Drummond. Ein weiterer Grund seien die vielen Terminals, die im Vergleich zu Asien über keine modernen Gepäcksysteme verfügen. Zugleich betont er aber, dass vor zehn Jahren noch doppelt so viele Koffer verschwunden seien: 2007 wurden 16,6 verlorene Koffer auf 1000 Fluggäste gezählt. Länderspezifische Zahlen kann SITA nicht vorlegen.

Dem Luftverkehrsexperten Heinrich Grossbongardt zufolge finden 47 Prozent aller Gepäckverluste an Drehkreuz-Flughäfen statt, etwa dann, wenn das Terminal gewechselt werden muss. Doch verlorenes oder verspätetes Gepäck kann viele Gründe haben. Beim Check-In kann beispielsweise das falsche Ziel angegeben werden. Auf dem kilometerlangen Gepäcktransport können aufgegebene Reiseutensilien dann auf ein falsches Band, in einen anderen Transportwagen oder gar in ein komplett anderes Flugzeug geladen werden.

Wer trägt die Schuld am verlorenen Gepäck? Austrian Airlines, Lufthansa und Air Berlin verweisen bei der Beantwortung von Fragen auf positive Zahlen bei der Gepäckzustellung. Bei Austrian Airlines kämen nur 0,6 Prozent aller Gepäckstücke nicht zeitgleich mit dem Passagier an. Beim Thema pünktliche Gepäckzustellung schmücken sich Lufthansa und Air Berlin mit Zahlen von 99 Prozent.

Die Zahlen von Air Berlin sind allerdings aus dem Jahr 2016. In den vergangenen Monaten aber macht die Fluggesellschaft vor allem am Flughafen Berlin-Tegel regelmäßig Negativ-Schlagzeilen.

Liegt das Problem also dort? Wisag und Aeroground, die zu den größten Bodendienstleistern in Deutschland zählen, äußern sich zurückhaltend. Aufgrund der Themenkomplexität sei eine pauschale Antwort nicht möglich, so eine Wisag-Sprecherin. Auch bei Aeroground, einer Tochtergesellschaft des Münchener Flughafens, verweist eine Sprecherin lediglich auf unterschiedliche Gründe. Dazu zählten Flugverspätungen, technische Probleme bei der Gepäckförderanlage oder eben auch Schwierigkeiten bei der Bodenabfertigung. Für Oliver Buttler von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg ist die Sache klar: „Für den Verbraucher ist die Airline der Vertragspartner und somit ist diese hier auch in die Pflicht zu nehmen.“

Weil Kunden die Airlines für den Verlust verantwortlich machen, sieht Grossbongardt ein Gefahrenpotenzial für die Branche: „Die Fluggesellschaften riskieren auf Dauer einen Imageschaden – sie tragen am Ende auch die Kosten“. Ihm zufolge kostet verlorenes Gepäck die Airlines weltweit jährlich insgesamt rund drei Milliarden Dollar.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort