Klinik-Gutachter fordern stärkere Spezialisierung

Saarbrücken · Das Land will bei der Krankenhaus-Planung künftig auf mehr Effizienz achten. Das ist bitter nötig, meinen die Verfasser eines aktuellen Gutachtens. Die Kliniken im Saarland seien zu teuer, das Angebot zersplittert.

 In den saarländischen Krankenhäusern wird überdurchschnittlich viel operiert, kritisieren die Gutachter. Foto: dedert/dpa

In den saarländischen Krankenhäusern wird überdurchschnittlich viel operiert, kritisieren die Gutachter. Foto: dedert/dpa

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Die Antwort der Landesregierung kam prompt. Kaum hatten die im Saarland vertretenen Krankenkassen mit ihren Verbänden ihr Gutachten zur Situation der Kliniklandschaft vorgestellt, schlug schon die Mitteilung des Gesundheitsministeriums auf. Staatssekretär Stephan Kolling interpretierte die Studie so, dass sie die "erfolgreiche Gesundheitspolitik der Landesregierung bestätigt".

Doch die Verfasser des Gutachtens, das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) und das Institut HCB (beide aus Essen), schreiben, dass das Land in den vergangenen Jahren seinen Verpflichtungen nicht nachgekommen sei, ausreichend Geld dafür zu Verfügung zu stellen, dass die Bausubstanz in den Kliniken zumindest erhalten bleibt. "Nötig wären 80 Millionen Euro , gezahlt werden aktuell 28,5 Millionen", betonte RWI-Wissenschaftler Boris Augurzky. Die Landesregierung räumt ein, dass 28,5 Millionen Euro zu wenig sind und kündigt ein Sonderprogramm von jährlich vier Millionen Euro an. Der Gutachter fordert ferner "mehr Arbeitsteilung in der stationären Versorgung und eine Spezialisierung der Krankenhäuser". Hier sei eine Politik der langen Leine betrieben worden. Das Land habe das Druckmittel des Krankenhausbedarfs-Plans zu selten genutzt, um zu verhindern, dass an jeder Ecke Knie- oder Hüftoperationen angeboten werden.

Das ärgert auch Christiane Firk, Chefin der Landesdirektion Saarland der Ortskrankenkasse (AOK ) Rheinland-Pfalz-Saarland. "Von 22 saarländischen Krankenhäusern haben 13 künstliche Kniegelenke in ihrem Angebot", sagt sie. Zudem seien elf in der Gefäßchirurgie unterwegs und sechs auf dem Gebiet der Kardiologie.

Das kann so nicht bleiben - darin waren sich die Kassen-Vertreter einig. Es werde zu viel und zu oft operiert - und das vor allem im oberen Preissegment. Das Land sieht sich hingegen auf dem richtigen Weg bei der Krankenhaus-Planung, bei der Qualität und Effizienz künftig eine wichtigere Rolle spielen sollen. Aus diesem Grund will das Ministerium darauf hinwirken, dass die Krankenhausträger und die einzelnen Häuser stärker zusammenarbeiten. Ein neuer Krankenhausplan werde vorbereitet. Im Dezember sollen die Gutachten vergeben werden.

Meinung:

Die Mängel sind bekannt

Von SZ-Redakteur Lothar Warscheid

Ist in der saarländischen Krankenhaus-Landschaft das Glas halbvoll oder halbleer? Das gestern vorgestellte Gutachten lässt viel Interpretationsspielraum. Die Gutachter loben die hohe Qualität der Versorgung und ein breites Angebot. Sie kritisieren jedoch, dass es zu viele Kliniken gibt, die zudem zu teuer sind, und dass viele Leistungen zu häufig angeboten werden. Diese Mängel sind seit langem bekannt. Geschehen ist wenig. Alle beharren auf ihren Pfründen. Das muss sich ändern. Die Kassen müssen aufgrund der älter werdenden Bevölkerung Prioritäten setzen. Nur wer Qualität zu vertretbaren Kosten anbietet, kann überleben.

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