Mitarbeiter in Sorge Karstadt-Kaufhof-Fusion nimmt wichtige Hürde

Düsseldorf/Saarbrücken · Der geplante Zusammenschluss der Warenhaus-Riesen steht offenbar unmittelbar bevor. Tausende Arbeitsplätze sind angeblich in Gefahr.

 Welche Zukunft haben die beiden Saarbrücker Kaufhäuser  Karstadt und Galeria Kaufhof, wenn es zum Zusammenschluss der Warenhauskonzerne kommt? Diese Frage treibt die Mitarbeiter um.

Welche Zukunft haben die beiden Saarbrücker Kaufhäuser  Karstadt und Galeria Kaufhof, wenn es zum Zusammenschluss der Warenhauskonzerne kommt? Diese Frage treibt die Mitarbeiter um.

Foto: BeckerBredel

Die geplante Fusion der Warenhausketten Karstadt und Kaufhof hat die vielleicht letzte große Hürde genommen. Die Banken haben dem Zusammenschluss der beiden Handelsketten nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ und der Deutschen Presse-Agentur zugestimmt. Schon nächste Woche könnte die Bekanntgabe der Elefantenhochzeit erfolgen.

Bei dem mit roten Zahlen kämpfenden Kaufhof sollen der „Süddeutschen Zeitung“ zufolge im Zuge der Fusion etwa 5000 der noch verbliebenen knapp 20 000 Arbeitsplätze wegfallen. Allerdings sind diese Angaben nicht unumstritten. Eine mit den Vorgängen bei Kaufhof vertraute Person hielt die Zahl für viel zu hoch gegriffen. Die verbleibenden Mitarbeiter müssten sich auf einen Sanierungstarifvertrag mit schlechteren Konditionen einstellen, hieß es.

Bei Beschäftigten und der Gewerkschaft Verdi sorgten die Ankündigungen dennoch für erhebliche Unruhe. Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates von Kaufhof, Uwe Hoepfl, sagte: „Es ist skandalös, als Vertretung der Beschäftigten über Medien erfahren zu müssen, dass angeblich 5000 Stellen gestrichen werden sollen.“ Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Karstadt, Jürgen Ettl mahnte: „Es geht hier um Menschen.“ Verdi verlangte, Arbeitnehmervertreter unverzüglich in die Planungen einzubeziehen.

 Das Kaufhaus "Galeria Kaufhof" in Saarbrücken.

Das Kaufhaus "Galeria Kaufhof" in Saarbrücken.

Foto: BeckerBredel

Auch im Saarland sind die Sorgen der Beschäftigten groß. Die Nachrichten „sind erschreckend und erdrückend“, hieß es aus Belegschaftskreisen von Kaufhof. „Keiner ist erfreut.“ Offenbar bangen viele Mitarbeiter um ihre Arbeitsplätze und fürchten, dass womöglich ein Kaufhaus in Saarbrücken auf der Strecke bleibt. Schließlich sind beide Warenhausketten prominent in der Saarbrücker Fußgängerzone vertreten. Für Dennis Dacke, Sprecher von Verdi Rheinland-Pfalz-Saarland, ist klar, dass „alle Standorte geschützt, die Beschäftigung gesichert und der Flächentarifvertrag erhalten werden muss“. Bei Karstadt sind in Saarbrücken nach Angaben von Verdi mehr als 160 Mitarbeiter beschäftigt, bei Kaufhof knapp 150. Außerdem hat Kaufhof noch eine Filiale in Neunkirchen. Sie habe knapp 70 Beschäftigte.

Der kanadische Kaufhof-Eigentümer Hudson‘s Bay Company (HBC) und der österreichische Karstadt-Eigner René Benko sprechen bereits seit Juni über eine mögliche Fusion der Kaufhausketten. Ein Bankenkonsortium unter Führung der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) hatte dabei allerdings ein gewichtiges Wort mitzureden, weil es mit einem milliardenschweren Immobilienkredit bei HBC engagiert ist.

Der Hintergrund der Fusionspläne: Beide Warenhausketten leiden seit Jahren unter dem Siegeszug von Billiganbietern wie Primark und Online-Händlern wie Amazon oder Zalando. Ein Zusammenschluss würde den Warenhausketten erhebliche Einsparungen ermöglichen. Denn durch die Bündelung ihrer Einkaufsmacht könnten Kaufhof und Karstadt aller Voraussicht bessere Konditionen von ihren Lieferanten bekommen. Außerdem würde eine Konzernzentrale über­flüssig. Und auch in der Datenverarbeitung und der Logistik könnten nach Einschätzung von Branchenkennern beträchtliche Summen gespart werden.

Nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ soll in der Warenhaus-Ehe künftig das zuletzt erfolgreichere Unternehmen Karstadt das Sagen haben. Die Signa-Holding von Karstadt-Eigentümer Benko übernehme faktisch 50,01 Prozent am Warenhausgeschäft. Geführt werden solle der neue Warenhausriese vom derzeitigen Karstadt-Chef Stephan Fanderl. Ein Sprecher des kanadischen Kaufhof-Eigentümers HBC wollte die Angaben nicht kommentieren. Er verwies lediglich auf frühere Aussagen des Konzerns, wonach sich beide Parteien in Gesprächen befinden. Ein Karstadt-Sprecher wollte sich nicht äußern; der Eigentümer Signa war nicht zu erreichen. Bereits in den 90er Jahren hatte es eine erste Konsolidierungswelle unter den deutschen Warenhäusern gegeben. Damals schluckte Kaufhof den Rivalen Horten, und Karstadt übernahm den Wettbewerber Hertie.

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