Forschung Ist Wasserstoff Treibstoff der Zukunft?

Saarbrücken · Die Herstellung ist einfach, und auch die ersten Autos sind marktreif: Wasserstoff hat das Potenzial, Diesel und Benzin abzulösen.

 Der Toyota Mirai hat als Wasserstoff-Auto bereits Serienreife erlangt. Foto: Harald Dawo/Toyota

Der Toyota Mirai hat als Wasserstoff-Auto bereits Serienreife erlangt. Foto: Harald Dawo/Toyota

Foto: Harald Dawo/Toyota

Die Grundidee kennt fast jeder aus dem Physikunterricht: Führe Wasserstoff und Sauerstoff zusammen und entzünde einen Funken - schon knallt es. Was in der Schule vor allem erschreckte Schreie hervorruft, könnte der Antrieb der Zukunft werden.

Denn letztlich läuft auch in einer Brennstoffzelle nichts anderes ab als eine Knallgas-Reaktion. Allerdings kontrolliert, so dass die Energie sich in Strom umwandelt. Und der kann dann beispielsweise ein Auto antreiben.

"Wasserstoff als Energieträger wird künftig eine ganz zentrale Rolle spielen", sagt Geert Tjarks von der Nationalen Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW), einer Tochter der Bundesregierung. Tjarks war gestern einer der Experten bei der IHK-Veranstaltung: "Wasserstoff - der Antriebsrohstoff der Zukunft?".

Für den Energie-Experten hat Wasserstoff großes Potenzial, weil er nicht nur leicht zu erzeugen ist, sondern sich auch gut transportieren und speichern lässt. Außerdem seien die Anwendungen vielfältig: "Brennstoffzellen können in unterschiedlichen Bereichen eingesetzt werden, sei es in Schiffen, Autos, Flugzeugen, aber auch zum Heizen in Häusern", sagt Tjarks. Und weil Brennstoffzellen mit Wasserstoff Strom erzeugen, sind Wasserstoff-Autos die ideale Weiterentwicklung der E-Autos: "Die Reichweiten-Probleme sind damit vom Tisch, denn Wasserstoff kann einfach nachgetankt werden", sagt Tjarks.

Wie weit die Technik bei Wasserstoff-Autos bereits fortgeschritten ist, zeigten die Vertreter von Toyota und Hyundai in ihren Fachvorträgen. Beide haben bereits erste Wasserstoff-Autos auf dem Markt. Hyundai den ix 35 Fuel Cell, Toyota den Mirai. Beide basieren auf einer ähnlichen Technik. In Hochdruck-Tanks wird der Wasserstoff gespeichert, um dann in der Brennstoffzelle mit dem Sauerstoff der Umgebungsluft zu Strom verwandelt zu werden. Dieser speist dann den dazugehörigen Elektromotor. Eine kleine Zusatzbatterie puffert Energie für hohe Belastungen wie Anfahren oder schnelles Beschleunigen.

Noch sind die Autos nicht massenmarkt-tauglich. "Wir konzentrieren uns aktuell vor allem auf Unternehmen mit Fahrzeug-Flotten oder Taxi-Unternehmen", sagt Toyota-Sprecher Thomas Schalberger. Mit fast 75 000 Euro ist der Mirai auch für ökologisch beseelte Privatleute ein Hochpreis-Auto. Schalberger verweist aber auch auf Modell-Projekte, wie sie beispielsweise in Hamburg ins Leben gerufen werden: "Hamburg setzt ganz stark auf Wasserstoff-Technik und fördert den Einsatz massiv", sagt Schalberger. In Summe könne das Leasing eines Mirai mit bis zu 24 000 Euro gefördert werden.

Der Naturwissenschaftler Rainer Stein-Bastuck, früherer Leiter des Krebsberg-Gymnasiums in Neunkirchen und Vorsitzender der Bundesdirektorenkonferenz, wies darauf hin, dass die Idee der Brennstoffzelle schon weit über 100 Jahre alt ist. Schon Jules Verne habe in seinem Buch: "Die geheimnisvolle Insel" 1874 geschrieben: "Das Wasser ist die Kohle der Zukunft. Die Energie von morgen ist Wasser, das durch elektrischen Strom zerlegt worden ist."

A uch für die Frage, wo der Strom dafür herkommen soll, hat er eine Antwort: "Wir haben unzählige Windanlagen, die trotz Wind stillstehen, weil wir einen Überschuss an Strom haben." Hier fordert Stein-Bastuck das Saarland auf, gerade in guten Windparks Elektrolyse-Anlagen zu installieren, die mit überschüssigem Windstrom Wasserstoff gewinnen. "Das Faszinierende an Wasserstoff ist ja, dass sich Produktion und Verbrauch entkoppeln lassen", sagt Stein-Bastuck - bisher das größte Problem der erneuerbaren Energie n.

Stein-Bastuck schlägt vor, dass das Saarland sich als Modellregion das Thema auf die Fahnen schreibt. Damit ließe sich auch ein zweites Problem lösen, dass es nämlich im ganzen Saarland keine Wasserstoff-Tankstelle gibt, obwohl sie gerade bundesweit entstehen. "Und ohne Tankstellen gibt es auch keine Autos". sagt Schalberger.

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