Automobilindustrie IG Metall heizt Halberg-Guss-Mutter ein

Saarbrücken · Die Gewerkschaft will mit einem Sozialtarifvertrag erreichen, dass möglichst viele Arbeitsplätze erhalten bleiben.

 Die Saarbrücker Traditionsgießerei Neue Halberg Guss fertigt Motorblöcke aus Grauguss für die Automobilindustrie. Die größten Kunden sind VW und Daimler.

Die Saarbrücker Traditionsgießerei Neue Halberg Guss fertigt Motorblöcke aus Grauguss für die Automobilindustrie. Die größten Kunden sind VW und Daimler.

Foto: BeckerBredel

Die Gewerkschaft IG Metall erhöht massiv den Druck auf die Prevent-Gruppe, die Eigentümer der Saarbrücker Motorblock-Gießerei Neue Halberg Guss (NHG) ist. In jeweils drei Mitgliederversammlungen in Saarbrücken und im Werk Leipzig beschlossen die Gewerkschafter einstimmig, dass ihre Arbeitnehmer-Vertretung Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag aufnimmt. Eine Tarifkommission wurde bereits eingerichtet und die Forderungen NHG-Geschäftsführer Alexander Gerstung überreicht.

Eine der Kernforderungen dieses Vertrags ist, dass alle Mitarbeiter, denen möglicherweise eine Kündigung droht, mindestens zwölf Monate in eine Transfergesellschaft wechseln können, wo sie 90 Prozent ihres letzten Brutto-Entgelts erhalten sollen. Für Gewerkschaftsmitglieder sollen es 95 Prozent sein. Diese Zeit in der Transfergesellschaft soll zudem nicht auf die persönliche Kündigungsfrist angerechnet werden, so dass diese erst greift, wenn die Zeit in der Transfergesellschaft abgelaufen ist. Zudem soll Prevent jedem Mitarbeiter ein Qualifizierungsbudget einräumen, mit dem die Kosten einer Weiterbildungsmaßnahme bezahlt werden sollen. Auch die Verwaltungskosten dieser Gesellschaft soll der Eigentümer übernehmen.

Darüber hinaus stellte die IG Metall Sozialplan-Forderungen auf. Danach sollen 3,5 Bruttomonatseinkommen pro Beschäftigungsjahr gezahlt werden. Hinzu kommt ein Zuschlag pro Kind von 2500 Euro und für eine Schwerbehinderung von 5000 Euro. Mitglieder der IG Metall erhalten on Top einen Bonus von 10 000 Euro. Damit später auch Geld vorhanden ist, fordert die Gewerkschaft von Prevent, dass sie entsprechende Rückstellungen bildet, die nicht zum Teil einer Insolvenzmasse gemacht werden dürfen und die von einem Treuhänder verwaltet werden sollen. Heute sollen bereits die ersten Gespräche über diesen Sozialplan-Tarifvertrag stattfinden. Sollten die Verhandlungen nicht erfolgreich verlaufen, „werden wir zu den Mitteln greifen, die bei solchen Verhandlungen üblich sind“, sagte der 2. Bevollmächtigte der IG-Metall-Verwaltungsstelle Saarbrücken, Patrick Selzer. Das heißt Warnstreiks und, wenn diese nichts bringen, eine Urabstimmung und ein unbefristeter Streik.

„Uns geht es um eine nachhaltige und langfristige Perspektive für die Beschäftigten und ihre Familien“, betont Selzer. „Aber wir können nicht einfach nur zuschauen, wenn über unser Schicksal entschieden wird.“ Die Saarbrücker Traditionsgießerei, die in der Landeshauptstadt rund 1500 Mitarbeiter beschäftigt und in ihrem Werk in Leipzig weitere 600, fürchtet, im Streit zwischen ihrem Eigentümer Prevent und dem Autokonzern VW zerrieben zu werden. Dieser Streit schwelt bereits seit längerem. Das Verhältnis gilt als zerrüttet. Zuletzt hatte Prevent die Preise für die Motorblöcke, die an VW geliefert werden, drastisch erhöht. Die Wolfsburger sind mit Abstand der größte Kunde von NHG und mindestens bis Ende dieses Jahrzehnts auf die Blöcke aus Saarbrücken und Leipzig angewiesen. „Uns wäre es am liebsten, wenn wir VW als Kunden behalten würden“, sagte Selzer.

 Patrick Selzer, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Saarbrücken.

Patrick Selzer, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Saarbrücken.

Foto: bub/Presseagentur Becker&Bredel

Die Landesregierung hat im Streit zwischen Prevent und VW eine Moderatorenrolle übernommen. „Zurzeit sind sowohl Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger als auch Staatssekretär Jürgen Barke (beide SPD) mit beiden Parteien in telefonischem Kontakt und stehen weiterhin zur Verfügung, um die nachfolgenden Verhandlungen zu begleiten“, heißt es aus dem Ministerium.

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