Neuer ICE Berlin-München in unter vier Stunden Pfeilschnell von Berlin nach München

Erfurt · Künftig verbindet der ICE beide Großstädte in unter vier Stunden. Damit ist das größte der Verkehrsprojekte Deutsche Einheit beendet.

 Bahn-Vorstandschef Richard Lutz (r.) sitzt  in Erfurt während einer Testfahrt mit dem ICE-Sprinter auf der Neubaustrecke Erfurt-Bamberg im Führerstand und macht mit dem Smartphone ein Selfie. Mitte Dezember geht die Neubaustrecke in Thüringen in Betrieb.

Bahn-Vorstandschef Richard Lutz (r.) sitzt in Erfurt während einer Testfahrt mit dem ICE-Sprinter auf der Neubaustrecke Erfurt-Bamberg im Führerstand und macht mit dem Smartphone ein Selfie. Mitte Dezember geht die Neubaustrecke in Thüringen in Betrieb.

Foto: dpa/Martin Schutt

() Mit ihrer neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Berlin und München und Geschwindigkeiten von über 300 km/h  verschärft die Deutsche Bahn ihren Wettbewerb mit Fluglinien, Fernbussen und dem Autoverkehr. Der neueste Coup: Ab dem 10. Dezember verbindet die Bahn künftig die Großstädte Berlin und München in weniger als vier Stunden. Bahnchef Richard Lutz sprach gestern bei der Premierenfahrt von einem Projekt mit historischem Ausmaß. Die Zehn-Milliarden-Euro-Trasse soll den Marktanteil der Bahn auf der Strecke von heute 20 auf 40 Prozent verdoppeln. Auch Reisende auf anderen Verbindungen sollen davon profitieren. Es handelt sich um die  größte Fahrplan-Umstellung der vergangenen Jahrzehnte.

Bisher brauchen die ICE zwischen Berlin und München noch sechs Stunden. Nun kommt der 107 Kilometer lange letzte Abschnitt des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit 8 ans Netz, wie das 1991 beschlossene Projekt offiziell heißt. Durch insgesamt 22 Tunnel und über 29 Brücken fahren die Züge mit bis zu 300 Stundenkilometern durch Berge und über Täler des Thüringer Waldes hinweg. Sie überwinden dabei über 400 Meter Höhenunterschied­ – Ohrendruck programmiert.

Nahezu alle Fahrpläne für Anschlusszüge würden an die neue Strecke angepasst, kündigte Lutz gestern an: „Was nutzt mir ein pfeilschneller Zug, wenn ich in Erfurt eine halbe Stunde auf den Anschlusszug warten muss?“ Kürzere Fahrten bringe die Strecke so auch für Reisende aus Leipzig, Dresden, Halle und Erfurt. Auch Frankfurt am Main, Hamburg und Stuttgart profitierten, sagte Lutz. Der ICE-Knoten Erfurt werde die „schnelle Mitte Deutschlands“. Frankfurt und Berlin etwa werden künftig halbstündig mit Hochgeschwindigkeitszügen verbunden. Nürnberg wird Halt für „Sprinter“-Züge. Zwischen Berlin und München sollen täglich pro Richtung drei „Sprinter“ in 3:55 Stunden fahren, zusätzlich fahren 15 normale ICE mit häufigeren Stopps in 4:25 Stunden. Wie teuer die Fahrkarten werden, ist noch unklar. Die Verbindungen des neuen Fahrplans können ab Mitte Oktober gebucht werden.

„Es ist die größte Angebotsverbesserung in der Geschichte der Deutschen Bahn“, meinte Lutz. Aus seiner Sicht nutzt der Neubau dem Projekt „Zukunft Bahn“. Unter diesem Schlagwort versucht der Bundeskonzern seit zwei Jahren, mehr Qualität auf die Schiene zu bringen und so wieder mehr Kunden anzulocken. Signale gibt es an der neuen Strecke nicht. Die Bahn steuert sie komplett über Funk und Sensoren mit dem europäischen Zugbeeinflussungssystem ETCS.

Ursprünglich sollte die 1996 begonnene Schnellfahrstrecke bereits deutlich früher vollendet werden und nicht einmal halb so teuer werden. Das Vorhaben stellte sich jedoch als anspruchsvoller heraus als gedacht, zwischenzeitlich legte es die Bundesregierung sogar auf Eis. Projektleiter Olaf Drescher betonte am Freitag indes, seit 2006 liege man im Zeit- und Kostenrahmen, was ein respektabler Wert sei. „Großprojekte in Deutschland – geht doch“, resümierte der Ingenieur.

Im August beginnt nach Dreschers Worten auf dem jüngsten Abschnitt der Probebetrieb, bei dem die Züge nach regulären Betriebsvorgaben auf der Strecke fahren – nur noch ohne Fahrgäste. Die deutsche Bahn setzt immer stärker auf den Hochgeschwindigkeitsverkehr und feiert damit auch große Erfolge durch steigende Fahrgast-Zahlen. In dieser Woche wurde  das zehnjährige Jubiläum der Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Frankfurt-Saarbrücken und Paris gefeiert.

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