Zukunft des Autos Für eine Verkehrswende gibt es kein Patentrezept

Berlin · Automobil-Dialog in der Berliner Saarland-Vertretung: Kramp-Karrenbauer reichen Software-Updates für ältere Diesel nicht.

Beim Automobil-Dialog diskutierten: der Chef der Deutschen Energie-Agentur Andreas Kuhlmann, Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer, SZ-Chefredakteur Peter Stefan Herbst, Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, Ford-Deutschland-Chef Gunnar Hermann und der Verkehrswissenschaftler Klaus-J. Schmidt.

Beim Automobil-Dialog diskutierten: der Chef der Deutschen Energie-Agentur Andreas Kuhlmann, Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer, SZ-Chefredakteur Peter Stefan Herbst, Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, Ford-Deutschland-Chef Gunnar Hermann und der Verkehrswissenschaftler Klaus-J. Schmidt.

Foto: Saarland/Nauhauser;Marc

Volles Haus am Mittwochabend in der Berliner Saar-Vertretung; das Thema Verkehrswende hat Konjunktur. Im Moment freilich eher eine skandalöse. In der Ablehnung der Affentests von VW und anderen Autobauern war sich das politisch bunt gemischte Podium beim inzwischen neunten „Automobildialog“ unter Moderation von SZ-Chefredakteur Peter Stefan Herbst jedoch sofort einig. Von Ford-Chef Gunnar Herrmann über Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) bis zum grünen Verkehrspolitiker Oliver Krischer. „Ganz klar nicht akzeptabel“, sagte Kramp-Karrenbauer.

Krischer zog mit der Bemerkung, in den Städten finde derzeit allerdings ein ständiges „Realexperiment“ mit den Anwohnern durch zu hohe Abgaskonzentrationen statt, den Bogen zu zwei größeren Themen: Was wird aus dem Diesel? Und: Wie soll der Verkehr der Zukunft aussehen? Kramp-Karrenbauer will den Diesel noch nicht ganz aufgeben, schon weil er  wegen der geringeren Verbräuche zur CO2-Bilanz beitrage. Und wegen der Arbeitsplätze. Andererseits sehe sie nicht, sagte sie, dass die von der Industrie versprochenen Software-Updates allein ausreichten. Da müsse mehr kommen. Ford-Chef Herrmann erklärte, die Diesel der neuesten Generation seien viel sauberer und würden sich etwa ab 2020 positiv auf die Luftqualität auswirken. Grundsätzlich sei aber auch sein Unternehmen der Meinung, „dass wir den Verkehr aus den Städten rauskriegen müssen“. Bei der letzten Frankfurter Automesse habe er der Bundeskanzlerin deshalb ein Fahrrad gezeigt.

Überraschung im Publikum, auch über Krischers Aussage, es gehe den Grünen darum,  „dass Deutschland als Automobil-Industriestandort erhalten bleibt“. Nur eben mit fortgeschrittener Technologie. Schnell waren die Diskutanten dann bei den Zukunftsthemen, die der Verkehrswissenschaftler Klaus-J. Schmidt aufzählte: E-Mobilität, Vernetzung, Car-Sharing, autonomes Fahren. Und schnell wurde klar, dass es dafür keine Patentrezepte gibt. Technologieoffenheit war das Wort des Abends. Es sei nichts gewonnen, sagte Kramp-Karrenbauer, wenn man zum Beispiel wegen vieler Elektroautos auf Strom aus Cattenom angewiesen sei.

Das zeigte: Der anstehende Umbau des Verkehrssystems ist komplex, er betrifft die Antriebstechniken, die Lade-Infrastruktur, die Energiequellen, die weiteren Mobilitätsangebote sowie das Verhalten der Bürger. „Wir brauchen eine breite Diskussion“, sagte der Chef der Deutschen Energieagentur, Andreas Kuhlmann. Und ein Konzept, das „viele Blumen blühen“ lässt.  Da nickten die meisten auf der Bühne und im Publikum.

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