Diesel-Affäre Früherer Audi-Chef Stadler wieder frei

München/Ingolstadt · Der Chefsessel bei Audi ist Vergangenheit, aber zumindest darf Rupert Stadler nach vier Monaten im Gefängnis zu seiner Familie zurück.

 Im Mai hatte der damalige Audi-Chef Rupert Stadler auf der Hauptversammlung der Aktionäre die Zukunftsstrategie vorgestellt. Wenige Wochen später wurde er verhaftet.

Im Mai hatte der damalige Audi-Chef Rupert Stadler auf der Hauptversammlung der Aktionäre die Zukunftsstrategie vorgestellt. Wenige Wochen später wurde er verhaftet.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Nach vier Monaten in Untersuchungshaft ist der ehemalige Audi-Chef Rupert Stadler wieder auf freiem Fuß. Das Oberlandesgericht München setzte den Haftbefehl vom Juni gegen Auflagen außer Vollzug. Der Betrugsverdacht im Zusammenhang mit der Abgasaffäre bestehe aber weiter, teilte das Gericht gestern mit.

Die Münchner Staatsanwaltschaft verdächtigt Stadler, den Verkauf von Dieselautos mit manipulierten Abgaswerten in Europa nach Aufdeckung der Betrügereien in den USA 2015 geduldet zu haben: Er habe von den Manipulationen gewusst oder sie zumindest bewusst ignoriert. Ob Stadler die Vorwürfe bei den Vernehmungen weiterhin bestritten hat, ist nicht bekannt.

Das Oberlandesgericht geht weiter von einem dringenden Tatverdacht aus und sieht auch nach wie vor Verdunkelungsgefahr. Unter der Auflage, jeden Kontakt „zu allen für das Ermittlungsverfahren relevanten Personen“ zu vermeiden und gegen Zahlung einer Kaution setzte der Senat den Haftbefehl  außer Vollzug. Stadler soll bei einem abgehörten Telefonat erwogen haben, einen Zeugen im Ermittlungsverfahren der Stuttgarter Staatsanwaltschaft gegen Porsche zu beeinflussen.

Der 55-Jährige war am 18. Juni wegen Betrugsverdachts und Verdunkelungsgefahr in Ingolstadt verhaftet worden und saß im Gefängnis Augsburg-Gablingen ein. Die Aufsichtsräte von Volkswagen und Audi entbanden ihn sofort nach der Festnahme von seinen Aufgaben als Mitglied des VW-Vorstands und Audi-Chef, „bis der Sachverhalt geklärt ist, der zu seiner Verhaftung geführt hat“. Seither leitet Audi-Vertriebsvorstand Bram Schot das Unternehmen als kommissarischer Vorstandsvorsitzender. Anfang Oktober löste der VW-Konzern Stadlers Ende 2019 auslaufenden Vertrag schließlich einvernehmlich und mit sofortiger Wirkung auf. Stadler war elf Jahre lang Audi-Chef gewesen.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt im Audi-Dieselskandal gegen 20 Beschuldigte. Unter ihnen  ist auch ein Mitglied des heutigen Audi-Vorstands. Ein ehemaliger Porsche-Vorstand und vormaliger Audi-Motorenentwickler war im Juni nach neun Monaten Untersuchungshaft freigelassen worden, trotz Tatverdachts und Verdunkelungsgefahr – ebenfalls unter Auflagen.

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