Arbeitskampf bei Autozulieferer Fronten bei Halberg Guss weiter verhärtet

Saarbrücken · Die Gewerkschaft weist das Angebot, im Werk Saarbrücken bis Ende 2019 auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten, zurück.

 Die Arbeiterwohlfahrt versorgte die Streikenden gestern mit Würstchen und Kartoffelsalat.

Die Arbeiterwohlfahrt versorgte die Streikenden gestern mit Würstchen und Kartoffelsalat.

Foto: BeckerBredel

Die Fronten bei der Saarbrücker Motorblock-Gießerei Neue Halberg Guss (NHG) sind weiter verhärtet, auch wenn die Geschäftsführung gestern ein neues Angebot auf den Tisch gelegt hat. Darin wird die Gewerkschaft IG Metall erneut aufgefordert, „die Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag wieder aufzunehmen“. Die Geschäftsleitung bietet im Gegenzug an, „,im Werk Saarbrücken bis Ende 2019 komplett auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten“, heißt es in einer Mitteilung. Voraussetzung dafür sei, „dass die Kunden nicht als unmittelbare Folge der vergangenen Tage sich entscheiden oder bereits entschieden haben, ein noch zu definierendes Volumen kurz- und mittelfristig abzuziehen“. Die NHG-Geschäftsführung erwartet von der IG Metall, dass die Streiks jetzt in beiden Werken – sowohl in Saarbrücken als auch in Leipzig – beendet werden. Nur dann habe der Standort Saarbrücken eine Zukunftschance.

Für die IG Metall „ist dieser Vorstoß kein Angebot“.  Die NHG-Geschäftsführung „will damit nur erreichen, dass in Saarbrücken die Produktion aufrecht erhalten wird, um den Standort Leipzig in Ruhe abwickeln zu können“, sagt der Saarbrücker Gewerkschaftssekretär Thorsten Dellmann. „Wenn dann für uns auch keine Arbeit mehr da ist, werden wir danach ebenfalls abgewickelt.“ Die IG Metall warte weiter auf ein „verhandlungsfähiges Angebot“. Zudem könne ein Streik nicht von heute auf morgen beendet werden, erläutert Dellmann. „Dies bedarf einer Urabstimmung“.

Die IG Metall sieht sich für eine Fortsetzung des Ausstands „gut gerüstet“, sagt der Sekretär. „Die Streikkasse ist gut gefüllt.“ Es gebe auch eine breite Solidarität für die Beschäftigten, die nicht in der Gewerkschaft sind oder zu spät eingetreten sind, um Anspruch auf Streikgeld zu haben. Diese haben derzeit kein Einkommen. „Für diese Kollegen haben wir einen Spendenfonds eingerichtet, in den täglich Geld einfließt“ – unter anderem von Betriebsräten und Mitarbeitern anderer Saar-Unternehmen. Lediglich die Leiharbeiter seien im Werk „und machen Putzdienst“.

NHG stellt vor allem Motorblöcke und Antriebswellen für Autos und Lastwagen her. Die Produktion ruht, erste Kunden bestätigten Engpässe wegen des Ausstands. Bei dem Konflikt geht es um die geplante Schließung des Standorts Leipzig mit 700 Beschäftigten Ende 2019 sowie um den möglichen Abbau von 300 der 1500 Arbeitsplätze in Saarbrücken.

Die Gewerkschaft verlangt unter anderem höhere Abfindungen und eine Qualifizierungsgesellschaft. Das Geld, das für einen solchen Sozialtarifvertrag benötigt wird, soll in einem Treuhandfonds hinterlegt werden. Diese Forderungen seien von NHG nicht zu erfüllen, sagt die Geschäftsführung und beziffert die Kosten auf etwa 700 Millionen Euro. Die NHG gehört seit Januar zur umstrittenen Prevent-Gruppe, die vor allem mit Volkswagen in einem heftigen Streit um Lieferkonditionen war. Prevent gehört der bosnischen Unternehmerfamilie Hastor.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort