Freude am Gefahren werden

München · Der Münchner Autobauer BMW will 2017 rund 100 000 Elektro- oder Hybrid-Fahrzeuge verkaufen. Mit Hochdruck arbeitet das Unternehmen auch am autonomen Fahren. Doch es gibt noch viele Hindernisse.

 BMW setzt auf Elektro- und Hybrid-Technik. Unser Bild zeigt die „Betankung“ eines BMW 330e Hybrid mit Strom. Foto: Deck/dpa

BMW setzt auf Elektro- und Hybrid-Technik. Unser Bild zeigt die „Betankung“ eines BMW 330e Hybrid mit Strom. Foto: Deck/dpa

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Die Zukunft hat schon begonnen: In fünf Jahren sollen die ersten Fahrzeuge in München und anderen deutschen Städten unterwegs sein, die keinen Fahrer mehr benötigen. Sie könnten angetrieben werden durch so genannte Festkörperbatterien, welche die Reichweite auf bis zu 700 Kilometer pro Ladung steigern, ohne das Fahrzeug mit Batterien im Gewicht von einer halben Tonne vollzustopfen. Bei diesen neuartigen Batterien bestehen die Elektrolythe für den Stromtransport nicht aus flüssigen, sondern aus festen Stoffen, wie zum Beispiel Glaskeramik.

Im Münchener Norden wird auf 6000 Quadratmetern intensiv daran gearbeitet, dass diese Visionen Wirklichkeit werden. "Wir haben ein klares Bild von der Zukunft", behauptet BMW-Vorstandschef Harald Krüger. Und die sieht - wie bei den Wettbewerbern - autonom und elektrisch aus.

So könnten schon in fünf Jahren probeweise die ersten Fahrzeuge in die von BMW gemeinsam mit dem Autoverleiher Sixt aufgebaute "Drive-Now"-Flotte eingestellt werden, die sich selbstständig zum Zielort bewegen, nachdem der Benutzer die Adresse eingegeben hat. Auf den Sprung vom hoch automatisierten zum autonomen Fahren können sich gut betuchte Autofahrer 2021 freuen, sagte Klaus Büttner, der das automatische Fahren bei BMW verantwortet.

Dazu nötig ist mehr als die Weiterentwicklung der jetzt schon in den neuesten Fahrzeugen verbauten Hilfen wie das Halten von Abstand und Spur oder selbstständiges Einparken. Das dafür erforderliche "Rechenzentrum" füllt derzeit noch einen ganzen Kofferraum und muss auf Aktenkoffergröße reduziert werden. Die Hard- und Software-Entwickler müssen sich hier noch ein paar "revolutionäre Schritte" einfallen lasen, um auftretende Probleme zu lösen, sagt Büttner.

Ebenso viele Gedanken müssen sich die BMW-Marketing-Leute über die automobile Zukunft machen. Zum Beispiel darüber, wie sich das BMW-Motto von der "Freude am Fahren" in ein Fahrzeug übersetzen lässt, das die Insassen völlig selbsttätig von A nach B bringt. Darüber hinaus erschließen sich ungeahnte Anwendungsmöglichkeiten, wenn ab "Level 4" kein Auto-Insasse mehr einen Führerschein benötigt: Man kann die Kinder zur Schule bringen lassen. Hat man etwas vergessen, kann man das Auto schicken, um es abzuholen.

Gleichzeitig wird daran gearbeitet, die Achillesferse der heutigen Elektroautos zu verkleinern und irgendwann ganz zum Verschwinden zu bringen, nämlich ihre mangelnde Reichweite. Aus den Lithium-Ionen-Akkus, die den heutigen Stand der Technik präsentiert, lasse sich noch in etwa die doppelte Reichweite herausholen, sagt Michael Nikolaides, Chef der technischen Planung bei BMW . Zusätzlich 50 Prozent mehr werde in einigen Jahren die Festkörperbatterie bringen. Das würde dann für bis zu 600 Kilometer Nonstop-Fahrt reichen. Der Elektromotor gilt im Vergleich zu Benzin- und Dieselaggregaten mit einem Wirkungsgrad von mehr als 90 Prozent ohnehin schon als ein Muster an Effizienz. Gleichwohl soll der Wirkungsgrad noch weiter in Richtung 100 Prozent getrieben werden.

Autonomes Fahren, hohe digitale Vernetzung und beeindruckende Reichweite - das alles will BMW in dem "i Next" unterbringen, dessen Marktstart für 2021 versprochen ist. Am Wasserstoffantrieb basteln die Münchener zwar auch, aber erst einmal steht die batteriebetriebene Mobilität im Vordergrund. 2017 wollen die Münchener so viel elektrische oder Hybrid-Fahrzeuge verkaufen wie seit dem Start des i3 Ende 2013, nämlich 100 000. Die "Phase II unserer Elektrifizierungsstrategie", so BMW-Chef Krüger, sieht Hybridversionen in nahezu allen Baureihen sowie rein elektrisch betriebene Fahrzeuge des Typs Mini (2019) sowie X3 (2020) vor.

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Hintergrund Die Autofahrer in Deutschland sind gespalten bei der Frage, ob sie in Roboterwagen einsteigen würden. Rund ein Drittel erklärten sich in einer repräsentativen Umfrage des Automobilclubs ADAC unter seinen Mitgliedern bereit dazu, 35 Prozent lehnten das ab. Zugleich hätten 29 Prozent noch keine klare Meinung, erklärte der ADAC . dpa

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