Folter in der Türkei nach Putschversuch „weit verbreitet“

Ankara · Die von der Türkei nach dem gescheiterten Putschversuch vom Juli ergriffenen Maßnahmen haben offenbar zu einem "der Folter förderlichen Klima" geführt. Unmittelbar nach dem Umsturzversuch schienen Folter und Misshandlungen weit verbreitet gewesen zu sein, sagte gestern der UN-Sonderberichterstatter zu Folter , Nils Melzer. Allerdings würden im Zusammenhang mit dem Putschversuch Inhaftierte jetzt offenbar nicht mehr misshandelt. Zudem begrüßte er auch den Einsatz der Behörden, "Folter zu bekämpfen und ihr vorzubeugen". Melzer hatte in der Türkei seit Montag Misshandlungsvorwürfe untersucht, ging in Haftanstalten und sprach mit mutmaßlichen Opfern, Anwälten und Menschenrechtlern.

Human Rights Watch hatte der türkischen Polizei im Oktober vorgeworfen, seit der Verhängung des Ausnahmezustands nach dem Putschversuch systematisch Gefangene zu foltern. Ehemalige Häftlinge hatten demnach über Stresspositionen, Schlafentzug, Schläge und sexuellen Missbrauch in der Haft berichtet. Die türkische Regierung wies die Vorwürfe zurück. Unbestritten ist: Ankara geht seit dem gescheiterten Militärputsch vom 15. Juli mit aller Härte gegen ihre vermeintlichen Gegner vor. Allein Zehntausende Menschen - aus dem Bildungswesen, den Medien, den Streitkräften und der Justiz - wurden inhaftiert.

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