Börsenabsturz Finanzmärkte geraten in Panik

New York/Washington · Ausnahmezustand an den Börsen. Die Wall Street erlebt einen Aktien-Crash. Auch mit dem Dax geht es steil bergab.

 Ungläubig schaut dieser Händler in New York auf die Kurstafel. Der US-Leit­index Dow Jones stürzt zeitweise um 1600 Zähler ab und damit um so viele Punkte wie nie zuvor an einem einzelnen Handelstag.

Ungläubig schaut dieser Händler in New York auf die Kurstafel. Der US-Leit­index Dow Jones stürzt zeitweise um 1600 Zähler ab und damit um so viele Punkte wie nie zuvor an einem einzelnen Handelstag.

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Die Börse zählt zu den Lieblingsthemen von Donald Trump. Seine Präsidentschaft war bislang von steten Kursanstiegen begleitet. „Der Aktienmarkt hat einen Rekord nach dem anderen geknackt“, stolz zog Trump jüngst eine Zwischenbilanz seiner Amtszeit. Sein erstes Jahr habe acht Billionen an Börsenwert geschaffen, von dem alle Amerikaner profitierten. Am Montag dann aber das böse Erwachen: Der US-Aktienmarkt stürzt ab und zieht die internationalen Börsen mit. Ist die Trump-Rally vorbei?

Drei Uhr nachmittags Ortszeit, New York, es herrscht Ausnahmezustand an der Wall Street. Der US-Leit­index Dow Jones büßt innerhalb von 15 Minuten mehr als 800 Punkte ein. In der Spitze verliert er am Montag fast 1600 Punkte – so viel wie nie zuvor an einem Tag. Am Ende geht es glimpflicher aus, der Dow schließt rund 1100 Punkte schwächer, was einem Rückgang um 4,6 Prozent entspricht. Zuletzt ging es 2011 so berg­ab. „Das, was heute passiert, darf als Crash bezeichnet werden“, sagt Experte Thomas Altmann vom Investmenthaus QC Partners.

Die Nervosität erfasste auch die internationalen Börsen. In Japan sackt der Nikkei-Index für 225 führende Werte gestern in den ersten 15 Handelsminuten um fast 1000 Punkte ab. Auch in China, Hongkong und Australien gibt es deutliche Kursverluste. Die deutschen Anleger reagieren noch vergleichsweise cool, dem Dax bleibt der befürchtete Fall unter die Marke von 12 000 Punkten erspart. Am frühen Abend steht der Leitindex 2,3 Prozent tiefer bei 12 393 Zählern. Im nachbörslichen Handel ging es aber wieder aufwärts.

In den USA schien der Abwärtstrend gestern zunächst anzuhalten, der Dow gibt zum Start weitere rund 500 Punkte ab. Dann setzt jedoch eine Gegenbewegung ein, und der Index steht am frühen Abend minimal im Plus. Der Handel an der Wall Street bleibt jedoch nervös und schwankungsreich.

Händler und Analysten tun sich schwer, die genauen Gründe zu benennen. „Viele Anleger sind in regelrechte Panik verfallen“, meint Altmann. „Grund ist ein Mix aus zuvor überteuerten Kursen in den USA, einer zu großen Euphorie und plötzlich steigenden Zinsen“, sagt Daniel Saurenz vom Analysehaus Feingold Research. In Anlehnung an den „Black Monday“ genannten Börsen-Crash von 1987 – damals war der Dow um 23 Prozent gefallen – spricht er von einem „dunkelgrauen Montag“.

Bereits am Freitag hatte der US-Arbeitsmarktbericht die Stimmung der Anleger kippen lassen. Das trotz boomender Wirtschaft bislang verhaltene Lohnwachstum fiel stärker als erwartet aus, was einerseits schön für die Amerikaner ist, andererseits aber die Inflation in Gang bringen könnte. Das würde die Notenbank zwingen, die Leitzinsen schneller als bisher geplant zu erhöhen, um die Preissteigerung zu dämpfen. Steigende Zinsen wiederum gefallen Investoren nicht. Sie verteuern Geld und Kredite und hemmen so das Wachstum.

Doch taugt diese „Zinsangst“ allein als Erklärung für den Absturz? „Natürlich werden bei diesem Kollaps wieder viele Fragen zum automatisierten Handel aufgeworfen“, sagt Craig Erlam vom Online-Broker Oanda. Ein Großteil der Finanzmärkte ist durch Computer-Programme gesteuert und quasi auf Autopilot. Werden bestimmte Kursmarken durchbrochen, werfen die „Algo-Trader“ weitere Papiere auf den Markt und verstärken so den Kursverfall. Das „Flash Crash“ genannte Phänomen sieht Erlam auch diesmal am Werk.

(dpa)
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