VW will nach Anklage von Winterkorn in den USA kooperieren Ex-VW-Chef Martin Winterkorn droht Verlust seines Vermögens

Frankfurt · () Die Affäre um manipulierte Abgaswerte könnte den ehemaligen Chef von VW Martin Winterkorn privat teuer zu stehen kommen. Winterkorn drohe im Extremfall der Verlust seines kompletten Vermögens, berichtete die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ (FAS). Hintergrund ist eine Prüfung des Volkswagen-Aufsichtsrates, den früheren Konzernchef für den durch den Dieselskandal entstandenen Milliardenschaden haftbar zu machen.

 Der frühere VW-Chef Martin Winterkorn.

Der frühere VW-Chef Martin Winterkorn.

Foto: dpa/Uli Deck

Ein Volkswagen-Sprecher erklärte gestern, die Prüfung dauere bereits seit längerer Zeit an, eine Entscheidung sei noch nicht getroffen worden. „Der Aufsichtsrat prüft – wie in der Vergangenheit mehrfach erklärt – fortlaufend, ob Schadensersatzansprüche gegen ehemalige oder amtierende Vorstandsmitglieder gerichtlich geltend gemacht werden.“

Bei dieser Frage orientiere sich der Aufsichtsrat „einzig und allein am Unternehmenswohl“, betonte der Sprecher. Mögliche Ansprüche würden ,,vorbehaltlos und ohne Ansehen der Person“ geprüft. Die Prüfung sei „unabhängig von behördlichen Verfahren“, eine Vorfestlegung gebe es nicht.

Der „FAS“ zufolge hat Winterkorn im Laufe seiner jahrzehntelangen Karriere im Dienste des Autoherstellers mehr als 100 Millionen Euro verdient. Allein seine Pensionsansprüche summieren sich demnach auf knapp 30 Millionen Euro. „Dieses Geld wäre im Extremfall komplett weg“, sagte der Berliner Rechtsexperte Gregor Bachmann der Zeitung. Durch die Klage in den USA nehme das Schicksal für Winterkorn „eine dramatische Wendung“.

In der veröffentlichten Anklage erhebt die US-Justiz schwere Vorwürfe gegen den 70-Jährigen und wirft ihm unter anderem Verschwörung zum Betrug an den Vereinigten Staaten vor. Volkswagen hatte im September 2015 unter dem Druck der US-Behörden zugegeben, weltweit in rund elf Millionen Dieselwagen unterschiedlicher Marken eine illegale Software eingebaut zu haben, die den Stickoxidausstoß zwar bei standardisierten Tests verringert - nicht aber im Normalbetrieb auf der Straße. Winterkorn trat kurz nach diesem Eingeständnis zurück, bestritt jedoch stets, von den Betrügereien frühzeitig erfahren zu haben.

Selbst wenn Winterkorn keine Mitwisserschaft am Betrug nachgewiesen werde, müsse er um sein Vermögen fürchten, berichtete nun die „FAS“. Für eine sogenannte „fahrlässige Pflichtverletzung“ müsse noch nicht einmal nachgewiesen werden, dass Winterkorn bei der Kontrolle versagt habe, sagte Bachmann der Zeitung. Stattdessen müsse Winterkorn selbst beweisen, alles getan zu haben, um Regelverstöße zu erkennen und zu ahnden. Der „FAS“ zufolge kursieren im Umfeld des Aufsichtsrates bereits Zahlen, wie viel von Winterkorn zu holen sei. In Hannover behaupteten „Kenner“ gar, Winterkorn sei „eine Milliarde Euro wert“, schrieb die Zeitung.

Linken-Chef Bernd Riexinger rief den Volkswagen-Aufsichtsrat inzwischen ausdrücklich dazu auf, die Schadenersatzansprüche durchzusetzen. „Winterkorn muss jeden Cent zurückzahlen“, sagte der Politiker in einem Gespräch mit der „Augsburger Allgemeinen“. Dieser habe dem Konzern „unwiderruflichen Schaden zugefügt“. Auch die deutschen Ermittlungen gegen Winterkorn und insgesamt 38 weitere Beschuldigte wegen der Manipulation von Dieselfahrzeugen sind indes fast abgeschlossen.

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