Hohe Belastungen seit 1991 Alte ICE-Strecken werden runderneuert

Berlin · Bahn-Fernreisende müssen sich ab 2019 auf Verspätungen und Umwege einstellen. Die ältesten ICE-Strecken werden kernsaniert.

 Auf der ICE-Strecke zwischen Hannover und Göttingen (unser Bild) fahren täglich mehr als 100 Fernzüge.

Auf der ICE-Strecke zwischen Hannover und Göttingen (unser Bild) fahren täglich mehr als 100 Fernzüge.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Auf die Bahnreisenden kommen in den nächsten Jahren monatelange Vollsperrungen von ICE-Routen zu. Die Deutsche Bahn erneuert die 27 Jahre alten Schnellfahrstrecken Hannover-Würzburg und Mannheim-Stuttgart von Grund auf, wie das Unternehmen mitteilte. Das Sanierungsprojekt behindert den bundesweiten Zugverkehr in Etappen bis ins Jahr 2023 und kostet 825 Millionen Euro. Zahlreiche Fernzüge müssen umgeleitet werden, die Fahrzeiten zwischen den betroffenen Städten verlängern sich während der Bauarbeiten um 30 bis 45 Minuten.

Als erstes wird 2019 der Abschnitt Hannover-Göttingen sechs Monate lang gesperrt - vom 11. Juni bis 14. Dezember. Es folgt die Strecke Mannheim-Stuttgart, die vom 10. April bis 31. Oktober 2020 nicht befahrbar sein wird. Der Abschnitt Göttingen-Kassel wird von April bis Juli 2021 unterbrochen. Dann kommt im Jahr 2022 die Trasse Fulda-Würzburg dran und schließlich 2023 der Gleisstrang von Kassel nach Fulda.

Während der Sperrung des Abschnitts Hannover-Göttingen werden nach Angaben des Fahrgastverbands Pro Bahn ICE und Intercity-Züge über die alte Strecke im Leinetal umgeleitet. Diese sei aber schon jetzt mit Güter- und Nahverkehrszügen gut ausgelastet. „Das wird sich im Nahverkehr auswirken. Da werden auch einige Züge nicht fahren können“, sagte Pro-Bahn-Sprecher Karl-Peter Naumann. 

Die Bahn warb um Verständnis für die Serie von Großbaustellen. Die Arbeiten ließen sich aber nicht vermeiden. Die beiden ICE-Strecken seien seit ihrer Eröffnung 1991 im Dauerbetrieb. Auf der 327 Kilometer langen Trasse zwischen Hannover und Würzburg fahren täglich 110 Fernzüge mit rund 42 000 Reisenden durch Niedersachsen, Hessen und Bayern, außerdem im Durchschnitt 26 Güterzüge. Noch höher ist die Belastung auf den 99 Kilometern von Mannheim nach Stuttgart: Dort verkehren jeden Tag 185 Fernzüge mit 66 000 Fahrgästen, hinzu kommen 24 Güterzüge. Die übliche regelmäßige Instandhaltung reiche nun nicht mehr aus, heißt es bei der Bahn. „Wir müssen jetzt grundlegend ran, um die Qualität der Schnellfahrstrecke für künftige Generationen weiter gewährleisten zu können“, machte der Leiter des Sanierungsprojekts Hannover-Würzburg, Hannes Tesch, deutlich.

Bei den Bauarbeiten werden Gleise, Weichen, Schotter, aber auch die Oberleitungsmasten sowie die Strom- und Sicherungstechnik erneuert. Für die Arbeiten von Hannover bis Göttingen hat die Bahn 175 Millionen Euro veranschlagt. Die Sanierung der gesamten Strecke von Hannover nach Würzburg soll 640 Millionen Euro kosten. Die Trasse Mannheim-Stuttgart wird für 185 Millionen Euro auf Vordermann gebracht. Da es sich um eine sogenannte Ersatzinvestition handelt, übernimmt der Eigentümer Bund die Kosten fast vollständig, wie ein Bahnsprecher erläuterte.

Die Bahn will Inhaber von Zeitkarten und der Bahncard 100, die zu Fahrten auf dem gesamten Netz berechtigt, finanziell entschädigen. In welchem Umfang das geschieht, steht noch nicht fest, wie der Sprecher sagte. Die längere Reisezeit solle den Kunden mit „besonderen kleinen Aufmerksamkeiten“ versüßt werden.

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