Entwicklungszentrum Zema Forschen an der Produktion von morgen

Saarbrücken · In der Saarbrücker Forschungseinrichtung Zema beschäftigen sich Wissenschaftler damit, wie die Fertigung der Zukunft aussieht.

 Andreas Noss, Kaufmännischer Geschäftsführer des Zema, studiert einen Roboter, der künftig bei der Fertigung eines Autos mithelfen soll.

Andreas Noss, Kaufmännischer Geschäftsführer des Zema, studiert einen Roboter, der künftig bei der Fertigung eines Autos mithelfen soll.

Foto: Iris Maria Maurer

Das Zema, die saarländische Brutstätte für frische Ideen rund um die Industrieproduktion von morgen, bekommt mehr Raum, um sich zu entfalten. Das Zema, also das Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik, wird demnächst um eine Halle erweitert. Zu den 1200 Quadratmetern, über die das Zema heute schon verfügt, kommen weitere 1800 Quadratmeter dazu. Diese Halle musste nicht neu gebaut werden. Sie war schon da und wurde vom Zema bisher als Lager genutzt. Es war allerdings nicht allein damit getan, eine Wand einzureißen. Die neue Halle musste komplett saniert und technisch auf den heute üblichen Stand gebracht werden. Die 50 Jahre alte Technik wurde überarbeitet und neue Büros sowie ein Veranstaltungs- und Schulungsraum eingerichtet. Knapp drei Millionen Euro soll alles zusammen gekostet haben. Doch das Geld scheint gut angelegt zu sein.

Heute prägen Roboter und Versuchsaufbauten das Bild. „Das Zema finanziert sich durch Förderprojekte des Landes, des Bundes und der EU, aber auch durch direkte Industrieaufträge“, erläutert Andreas Noss, seit kurzem kaufmännischer Geschäftsführer des Zentrums. Die Förderung durch die Saarbrücker Staatskanzlei liegt bei jährlich 1,3 Millionen Euro. Das Gesamtbudget des Zema ist für dieses Jahr mit 8,4 Millionen Euro kalkuliert.

Zu tun gibt es eine Menge. So ist das Zema der saarländische Projektpartner der so genannten Robotrix-Academy. Dies ist ein Zusammenschluss von Forschungsvorhaben verschiedener Universitäten in der Großregion Saar-Lor-Lux, Wallonie und Rheinland-Pfalz. Die Forscher wollen herausfinden, wie Roboter und Menschen bei der Produktion künftig zusammenarbeiten und sich sinnvoll ergänzen können. „Wichtig ist dabei, dass die Roboter über eine sehr einfache und intuitiv aufgebaute Bildschirm-Benutzeroberfläche verfügen, damit sie problemlos bedient werden können“, erläutert Noss. Außerdem sind diese Maschinen gut gepolstert und gespickt mit Sensoren. Kommt ihr Arbeitsarm in die Nähe eines Menschen, zucken die Roboter sofort zurück oder bleiben stehen.

Mit ähnlichen Fragestellungen befasst sich auch das Projekt Power4Production, das das Zema zusammen mit dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) betreut. Hier soll unter anderem erforscht werden, wie ein Werkstück, das von einem Roboter bearbeitet werden soll, mit diesem kommunizieren kann, damit die Maschine weiß, was sie zu tun hat. Von Seiten des Zema leitet dessen wissenschaftlicher Geschäftsführer Professor Rainer Müller dieses Projekt. Einen Schritt weiter als Power4Production geht das Projekt NeWiP – Neue Wege der informationsgeführten Produktion. Mit Projektpartnern aus der Industrie und dem saarländischen Mittelstand wird hier erforscht, wie der Mensch, die Technik und die Organisation in den Firmen zusammenarbeiten müssen, damit digital gesteuerte Fertigungsabläufe optimal ablaufen können.

Ein weiterer Arbeitsbereich beschäftigt sich mit der Autoproduktion von morgen. „Besonders in der Endmontage und bei der Qualitätsprüfung des fertigen Autos lassen sich etliche Arbeitsschritte noch automatisieren“, ist Noss überzeugt.

In der kernsanierten Erweiterungshalle soll allerdings auch Platz für das neue Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum Saarbrücken geschaffen werden. Offiziell ist es schon Anfang September an den Start gegangen. Es präsentierte sich in der vergangenen Woche zudem schon beim Tag der Deutschen Einheit in Mainz. Das Kompetenzzentrum soll Unternehmen in der Region unterstützen, wenn diese sich mit digital gesteuerten Fertigungsmethoden beschäftigen wollen. Das Zentrum will Beratungen, Weiterbildung und praxisnahe Simulationen zur Digitalisierung anbieten.

Am Zema sind neben dem Saarland (60 Prozent) die Universität und die Saarbrücker Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) beteiligt. Von dort kommen auch etliche Forschungsinitiativen. Hier haben Studenten und wissenschaftliche Mitarbeiter zudem die Möglichkeit, sich in Bachelor- und Masterarbeiten oder Dissertationen mit praxisnahen Problemstellungen zu befassen. Insgesamt sind am Zema 115 Mitarbeiter beschäftigt.

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