Emissionshandel Das Verschmutzen der Luft soll teurer werden

Brüssel · Die EU hat sich auf ein Verfahren geeinigt, wie die Zahl der Emissionszertifikate und damit der CO2-Ausstoß verringert werden kann.

Nach den Autos müssen auch Unternehmen und Kraftwerke bis 2030 deutlich sauberer werden. Gestern einigten sich die Verhandlungspartner der EU in Brüssel auf eine Reform des Emissionshandels, der zwar schon 2005 eingeführt wurde, aber noch nie richtig funktionierte. Das dürfte nun anders werden.  Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was ist der Emissionshandel eigentlich?

Unternehmen, die CO2 ausstoßen, müssen seit 2005 bei der Regierung des Landes, in dem die Anlage steht, Emissionszertifikate kaufen – eines für jede Tonne Kohlendioxid. Für Kraftwerksbetreiber gilt das ebenso, aber deren Papiere gibt es lediglich bei Auktionen. Die Absicht ist klar: Wer nicht in eine klimaschonende Produktion investiert, braucht viele Papiere, zahlt also drauf. Wer allerdings seine CO2-Emissionen senkt, kommt mit weniger Zertifikaten aus und kann nicht benötigte sogar verkaufen, macht also einen Gewinn. Diese Regelung gilt für rund 11 000 Firmen und Kraftwerke in den Mitgliedstaaten.

Warum hat das System bisher nicht funktioniert?

In den vergangenen Jahren gab es zu viele Zertifikate, so dass der Preis immer weiter sank. Außerdem hatten die Mitgliedstaaten für zahlreiche energieintensive Bereiche Ausnahmen erlaubt. Experten gehen davon aus, dass die Papiere pro Tonne CO2 rund 25 Euro kosten müssten, um eine Wirkung zu erzielen. In diesem Jahr lag der Preis zwischen fünf und sieben Euro. Das war deutlich zu wenig.

Was passiert denn jetzt?

Das Ziel der EU besteht darin, die CO2-Emissionen bis 2030 um 43 Prozent gegenüber 2005 zu senken. Man hat sich nun darauf verständigt, jedes Jahr 2,2 Prozent der Verschmutzungs-Bons vom Markt zu nehmen. Bisher waren das nur 1,74 Prozent. Umgerechnet bedeutet dies, dass etwa 550 Millionen Tonnen Kohlendioxid weniger ausgestoßen werden dürfen. Ein Teil der jährlich einkassierten Papiere wandert in eine Reserve, ein anderer Teil verschwindet aber endgültig vom Markt. Mit dieser Verknappung dürfte der Preis für die Zertifikate steigen, so dass es wieder günstiger ist, in grüne Produktionsmethoden zu investieren.

Wie viele Papiere sind denn im Umlauf?

2013 standen 2,084 Milliarden Zertifikate zur Verfügung.

Wie groß ist die Gefahr, dass die energieintensiven Betriebe ihre Standorte hinter die Grenzen in ein Nicht-EU-Land verlegen?

Es gibt etwa 50 Industriebereiche, die vom Zertifikate-Handel besonders betroffen sind. Dazu zählen die Stahl- und auch die Zementbranche, weil sie sehr viel Energie verbrauchen. Für diese Sektoren soll es Ausnahmen geben: Obwohl die Gesamtzahl der Papiere verringert wird, können die Mitgliedstaaten etwa 3,5 Prozent mehr kostenlose CO2-Bons an energieintensive Betriebe ausgeben.

Was bedeutet diese Reform für die umstrittenen Kohlekraftwerke?

In Deutschland wird die Hälfte der Emissionen durch das Zertifikate-System erfasst. Da die Bundesrepublik ihre Klimaziele für 2020 wohl verfehlen dürfte, rechnen Experten mit steigendem Druck auf die Betreiber von Kohlekraftwerken, diese stillzulegen. EU-weit ist die Lage anders. Für ärmere Mitgliedstaaten wie Rumänien und Bulgarien gibt es einen neuen Fonds, aus dem die Umrüstung von Unternehmen und Energiebetrieben unterstützt wird. Bukarest und Sofia dürfen aus dem Fonds auch bestehende Kohlekraftwerke umrüsten.

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