Wieder Gewinne Eberspächer ist wieder in der Spur

Esslingen/Neunkirchen · Der Autozulieferer Eberspächer hat die große Sanierung im Neunkircher Werk fast geschafft. Und der Konzern macht wieder Millionengewinne.

 Ein Mitarbeiter von Eberspächer in Neunkirchen prüft einen Pkw-Schalldämpfer. Foto: Michael Weis/Eberspächer

Ein Mitarbeiter von Eberspächer in Neunkirchen prüft einen Pkw-Schalldämpfer. Foto: Michael Weis/Eberspächer

Foto: Michael Weis/Eberspächer

Das Schlimmste ist vorbei. Der große Stellenabbau im Neunkircher Werk des Autozulieferers Eberspächer ist nahezu abgeschlossen. "Was man klassisch unter Restrukturierung begreift, da sind wir sicherlich an einem Punkt angekommen, wo wir sagen können, damit können wir leben", sagte der geschäftsführende Gesellschafter Heinrich Baumann gestern in Esslingen. Rund 450 Stellen wurden in den vergangenen Jahren abgebaut, 1500 Beschäftigte - inklusive knapp 100 Leiharbeiter - hat das Esslinger Familienunternehmen noch im Saarland. Baumann geht davon aus, dass die Zahl der Beschäftigten nun "auf dem Niveau stabil bleiben wird".

In den schwarzen Zahlen ist das Werk aber nach wie vor nicht. Beim Gewinn fehlen "zwei bis drei Prozentpunkte, um zufrieden zu sein", sagte Baumann. Die Zeiten "grottenschlechter" Ergebnisse sind aber offenbar überwunden. 2019 will Eberspächer in Neunkirchen wieder Gewinne einfahren, kündigte der für das Kaufmännische zuständige geschäftsführende Gesellschafter, Martin Peters, an.

Insgesamt steht das Unternehmen aber in puncto Gewinne wieder besser da. Unter dem Strich weist die Bilanz für das vergangene Jahr ein Ergebnis von 61 Millionen Euro aus. Eberspächer hat damit das Verlustjahr 2015 hinter sich gelassen, als eine Kartellbuße von mehr als 80 Millionen Euro zu einem Minus von rund 29 Millionen führte. Die Erlöse blieben nach Jahren starken Wachstums weitgehend stabil: Sie gingen um 1,1 Prozent auf 4,32 Milliarden Euro zurück - vor allem wegen geringerer Nachfrage in Nordamerika nach Abgastechnik-Produkten für Nutzfahrzeuge. Für das laufende Jahr rechnet Peters mit einem leichten Anstieg von Umsatz und Gewinn.

Auch für Neunkirchen ist das Eberspächer-Management optimistisch. "Wir haben ein Produktportfolio in Neunkirchen, bei dem wir eine wettbewerbsfähige Umsetzung sicherstellen können", sagte Baumann. Die großen Sanierungsschritte sind weitgehend geschafft: der starke Personalabbau sowie die Verlagerung etwa von teurer Ersatzteilfertigung ins Ausland. Die Zusammenlegung der Produktion an einem Standort in Neunkirchen soll in diesem Jahr abgeschlossen werden. Das Werk konzentriert sich auf den Bau komplexer Abgas-Anlagen in hohen Stückzahlen. Einfachere Produkte und solche, die in kleinen Mengen gefertigt werden, kommen aus Tschechien oder Rumänien. Peters nennt diese Verteilung der Aufträge "einen sehr schönen Mix".

Während in Neunkirchen die Belegschaft verkleinert wurde, wächst sie im Ausland. Weltweit hat Eberspächer im vorigen Jahr die Durchschnittzahl seiner Beschäftigten um 5,2 Prozent auf 9063 gesteigert. 452 neue Jobs wurden geschaffen. So wurde ein neues Werk in Rumänien in Betrieb genommen, im September folgt ein weiteres in Portugal. In den nächsten Jahren werde Eberspächer aber "nicht mehr neue Standorte in Europa aufbauen", sagte Peters. Neue Werke würden wohl in China hinzukommen. Auch Mexiko hat das Unternehmen im Blick.

Abgastechnik bleibt vorerst der Schwerpunkt. "Der Markt für Abgas-Anlagen wird in den nächsten Jahren weiter wachsen", ist Baumann überzeugt. Denn in vielen Ländern werden die Abgasnormen verschärft, und Hybridautos benötigen noch komplexere Abgasreinigungstechnik als Fahrzeuge mit klassischem Verbrennungsmotor. Allein in Neunkirchen würden jedes Jahr rund 20 Millionen Euro investiert, sagte Peters. Im ganzen Unternehmen waren es im vergangenen Jahr 131,4 Millionen Euro.

Zugleich rechnet man aber auch bei Eberspächer damit, dass irgendwann Millionen Elektroautos gebaut werden, die keine Abgastechnik mehr brauchen. Baumann sieht sich daher in einem Dilemma, die Investitionen auszubalancieren: zwischen dem weiterhin wachsenden Bereich Abgastechnik und den anderen Feldern Auto-Klimatechnik - vor allem für Elektromobilität - und Fahrzeugelektronik. Noch macht Abgastechnik fast 90 Prozent des Umsatzes aus - rund 3,8 Milliarden Euro. Vergleichsweise viel Geld soll in die Entwicklung von Technik rund um die Elektromobilität fließen. Peters sieht darin ein "langfristiges Zukunftsgeschäft" - wichtig, um Eberspächer auf Dauer stabil zu halten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort