Stahlindustrie Dillinger Hütte verlässt die Verlustzone

Dillingen · Dennoch muss der saarländische Stahlkonzern auf die Kostenbremse treten. Einige Pipeline-Projekte laufen aus.

 Die neue Stranggießanlage CC 6 in Betrieb: Die superdicken Brammen, die hier gegossen werden, sollen den Vorsprung im Markt sichern.

Die neue Stranggießanlage CC 6 in Betrieb: Die superdicken Brammen, die hier gegossen werden, sollen den Vorsprung im Markt sichern.

Foto: Dillinger

Die Dillinger Hütte kann vorerst aufatmen. Der traditionsreiche Stahlkonzern, der dieses Jahr 333 Jahre alt wird, hat im vergangenen Jahr die Verlustzone verlassen und einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 87 Millionen Euro erwirtschaftet, nachdem das Ebit für 2016 noch bei minus 80 Millionen Euro gelegen hatte. Vorstandssprecher Fred Metzken rechnet für 2018 mit einem ähnlichen Ergebnis, wie er gestern während der Bilanzpressekonferenz ankündigte. Auf die Umsatzerwartungen trifft das ebenfalls zu, auch wenn die Erlöse im vergangenen Jahr mit einem Plus von 20 Prozent nach oben kletterten und 2,12 Milliarden Euro erreichten.

Dennoch kann sich der Grobblech-Hersteller von der unteren Saar nicht beruhigt zurücklehnen. Um die Kosten im Griff zu halten, wird auch die Anzahl der Mitarbeiter weiter reduziert. Bei der Dillinger Hütte wurde 2017 die Zahl von 5000 Beschäftigten „erstmals unterschritten“, sagte Arbeitsdirektor Peter Schweda. Derzeit sind es noch etwa 4930, im Jahr 2020 sollen es 4700 sein. Bei der Ausbildung soll es jedoch keine Abstriche geben.

„Denn das Marktumfeld ist schwierig“, so Vertriebsvorstand Günter Lux­enburger, auch wenn die Walzwerke des Stahlkonzerns  8,6 Prozent mehr an Grobblechen produzierten und 2,04 Millionen Tonnen erreichten. Einiges davon war auf eine Sonderkonjunktur zurückzuführen, weil die Bleche und Rohre für zwei Großprojekte geliefert wurden. Zum einen ist das die Leitung Nord Stream 2, die Gas aus Russland durch die Ostsee nach Deutschland liefern soll. „Die meisten Bleche und Rohre hierfür sind ausgeliefert“, sagte Luxenburger. Zum zweiten ist es das Projekt Eugal. Hierbei handelt es sich um eine Leitung, in der das russische Gas aus den Nord-Stream-Leitungen von Greifswald nach Süden bis zur tschechischen Grenze weitertransportieren wird. „Für diese Pipeline produzieren wir noch das ganz Jahr über Bleche“, so der Vertriebschef. Für die Zeit danach ist das Auftragsbuch noch etwas dünn, „auch wenn einige Gasförder-Projekte im Mittelmeer-Raum nach vorne getrieben werden“, sagte Luxenburger. Pipeline-Bleche steuern rund ein Drittel zum Absatz bei. Eine Unterauslastung erwartet Konzernchef Metzken auch beim Ausbau der Windenergie auf hoher See (offshore) für dieses Jahr, obwohl dieses Geschäft 2017 noch ordentlich gelaufen ist. Für die Dillinger-Tochter Steelwind Nordenham, die die Meeres-Fundamente für die riesigen Windräder herstellt – so genannte Monopiles – erwartet er eine Grobblech-Nachfrage von 70 000 Tonnen, obwohl die Anlage auf 100 000 Tonnen ausgelegt ist.

  Fred Metzken, Sprecher des Vorstandes von Dillinger und von Saarstahl.

 Fred Metzken, Sprecher des Vorstandes von Dillinger und von Saarstahl.

Foto: Iris Maria Maurer

Ein weiterer Ertrags-Killer könnte die künftige Ausgestaltung des Emissionshandels auf EU-Ebene für den Zeitraum 2021 bis 2030 werden. „In dieser vierten Handelsperiode könnte die saarländische Stahlindustrie mit Mehrkosten von rund 200 Millionen Euro belastet werden“, kritisierte Technik-Vorstand Bernd Münnich. „Dieses Geld fehlt der Dillinger Hütte und Saarstahl bei den Investitionen, so dass die Modernisierung der Anlagen zeitlich nach hinten geschoben wird, was wiederum unsere Wettbewerbsfähigkeit bedroht.“ Zudem „ist die EU die einzige Region in der Welt, in der diese Klimaschutz-Abgabe erhoben wird“, sagte der Technik-Chef. „Gegenüber der außereuropäischen Konkurrenz sind wir damit stets im Hintertreffen.“ Zumal immer mehr Grobblech aus Ländern wie China, Russland oder Indien auf den europäischen Markt dränge.

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