Auto Diesel-Aus träfe über 2000 Saarländer

Saarbrücken · Zahlreiche Beschäftigte der Saar-Autoindustrie arbeiten für Diesel-Autos. Ein Aus würde aber nicht zwingend auch ihre Arbeitsplätze kosten.

 Vor allem das Bosch-Werk in Homburg ist auf die Diesel-Technik spezialisiert. Das Werk baut Zubehör sowohl für Pkw wie auch für Lkw-Diesel-Motoren.

Vor allem das Bosch-Werk in Homburg ist auf die Diesel-Technik spezialisiert. Das Werk baut Zubehör sowohl für Pkw wie auch für Lkw-Diesel-Motoren.

Foto: rup

Ein Aus für den Diesel-Motor würde auch die saarländische Autoindustrie treffen. Das sagte gestern Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) anlässlich ihres Sommergesprächs. „Zahlreiche der saarländischen Autofirmen sind auch in der Diesel-Technik aktiv“, sagte Kramp-Karrenbauer. Wenn es großflächig Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge in Deutschland geben würde, würde das massiven Druck auf die Arbeitsplätze auslösen.

Aktuell untersucht die Landesregierung gemeinsam mit dem Netzwerk automotive.saarland die Zukunftsfähigkeit der saarländischen Autoindustrie. Seit Jahresbeginn werden mehr als 60 Führungsverantwortliche saarländischer Auto-Unternehmen sowie Konzernen mit Produktionen im Saarland zur Lage und den künftigen Herausforderungen der Branche befragt. Die Ergebnisse der Umfrage, die 180 000 Euro kostet und zur Hälfte aus Mitteln der Staatskanzlei und dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (Efre) finanziert wird, sollen im September veröffentlicht werden.

Pascal Strobel, der bei der Standortagentur Saaris für das Netzwerk verantwortlich ist, präzisiert Kramp-Karrenbauers Aussagen: Demnach arbeiten aktuell rund 44 000 Saarländer im Fahrzeugbau, rund 22 000 direkt an Komponenten für den Verbrennungsmotor. „Knapp die Hälfte davon hängt an der Dieseltechnik“, sagt Strobel. Allerdings sei auch hier zwischen Pkw- und Lkw-Diesel zu unterscheiden, der nicht vom aktuellen Abgas-Skandal betroffen ist. Pkw-Diesel seien rund zehn Prozent, also etwa 2000 Arbeitsplätze. Ob diese selbst bei starken Rückgängen beim Diesel-Antrieben ihren Job verlieren, sei allerdings noch fraglich – mit Rückgängen seien schließlich auch wieder Zuwächse beim Benzinmotor zu erwarten. Verbunden mit einem entsprechenden Wachstum am Arbeitsmarkt.

Doch ganz unabhängig von den konkreten Problemen mit der Diesel-Technik betont Kramp-Karrenbauer die Bedeutung der Autoindustrie für das Saarland. „Die Autobranche und ihre Zulieferer sind ein Herzstück der Saarwirtschaft“, sagt sie. Und die Landesregierung müsse sich frühzeitig mit den Zukunftsaussichten der Branche auseinandersetzen.

Insofern gelte es bereits jetzt, über die künftigen Entwicklungen und die damit verbundenen Chancen nachzudenken. Als Beispiel nennt die Ministerpräsidentin das autonome Fahren, das im Saarland unter anderem mit dem Testfeld in Merzig, aber auch durch die IT-Fachleute der Deutschen Forschuntsinstituts für Künstliche Intelligenz (DFKI) intensiv erforscht wird: „Autonome Autos brauchen ein Automatikgetriebe“, sagt sie mit Blick auf den Getriebehersteller ZF. Aber auch über eine Batterie-Herstellung für E-Mobile oder Autoherstellung auf Basis der Wasserstoff-Technik müsse man nachdenken.

Den Einwurf, das Saarland sei für viele Unternehmen nur die verlängerte Werkbank, weist Kramp-Karrenbauer zurück. Längst sei auch hier vor Ort viel Forschung und Entwicklung angesiedelt. Außerdem helfe der Kontakt direkt in die Zentralen, auch die Standorte im Saarland zukunftsfähig auszubauen. So sei sie gerade mit Bosch im Gespräch über Möglichkeiten, hier neue Produkte anzusiedeln. „Wir haben hier im Saarland – auch über die Hochschulen und Forschungsinstitute – Kompetenzen, die es anderswo nicht gibt“, sagte sie.

 Annegret Kramp- Karrenbauer

Annegret Kramp- Karrenbauer

Foto: BeckerBredel

Mit Blick auf den zurückliegenden Diesel-Gipfel betonte Kramp-Karrenbauer, dass es aus ihrer Sicht nicht nur bei Software-Updates bleiben könne. Um Fahrverbote zu vermeiden, müssten im Zweifelsfall weitere Schritte unternommen werden. Und auch die ausländischen Hersteller, die sich bislang als nicht betroffen bezeichnen und Nachbesserungen ablehnen, müssten in die Pflicht genommen werden. „Wir müssen alles tun, um die nötige Zeit für den Technologiewandel in der Autoindustrie zu bekommen“, sagt sie. „Fahrverbote würden eine Dynamik auslösen, die möglicherweise nicht mehr zu beherrschen wäre.“ Deshalb sei es einhelliges Ziel, diese zu vermeiden.

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