Die trügerische Stabilität Chinas

Frankfurt · Mit billigem Geld hat die kommunistische Führung in Peking Chinas Wirtschaft vorerst stabilisiert. Doch der Preis dafür ist hoch. Die Exporte sind eingebrochen und auch der Binnenmarkt kommt nicht in Schwung.

 Chinas Boom ist zu einem großen Teil ein Wachstum auf Pump. Die Zahl fauler Kredite steigt bedenklich. Foto: dpa

Chinas Boom ist zu einem großen Teil ein Wachstum auf Pump. Die Zahl fauler Kredite steigt bedenklich. Foto: dpa

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In Chinas Wirtschaft ist vorerst wieder Ruhe eingekehrt. Sie wächst erneut mit 6,7 Prozent im zweiten Quartal, eine weitere Verlangsamung sei ausgeblieben, teilten die Behörden mit. Während die Stabilisierung Experten überrascht hat, passt sie perfekt zum Fünfjahresplan der kommunistischen Führung. Ist also alles wieder gut? Nein, warnen Ökonomen. Die Regierung habe sich das Wachstum teuer erkauft.

Wachstum nach Vorschrift - das klingt verdächtig, sagen Experten mit Blick auf die offiziellen Zahlen zur Wirtschaftsleistung. Andere Daten zeichnen ein trüberes Bild: Internationale Finanzexperten seien laut einer Umfrage zu China wieder pessimistischer geworden, sagen Volkswirte vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). "Eine kommende konjunkturelle Schwächephase lässt sich vor allem an den weiter gesunkenen Erwartungen zu den Exporten ablesen", so die Ökonomen.

Und die sind im Juni um 4,8 Prozent gesunken. Schon seit 2015 sind die Exporte fast durchgängig rückläufig. Zwar spiegelt diese Entwicklung auch wider, dass sich Chinas Wirtschaft in einem grundsätzlich gesunden Umbauprozess befindet, weg vom Lieferanten von Billigware hin zu einer stärker auf den Binnenmarkt konzentrierten Wirtschaft. Doch auch vom Binnenmarkt kommen Signale der Schwäche. Denn die Importe sind im Juni erneut um 8,4 Prozent eingebrochen. "Dies zeugt von einem deutlich nachgebenden Binnenkonsum", sagt Stefan Große, Experte bei der Nord-LB. Ein Trend, der bereits seit November 2014 zu sehen ist.

Bei genauem Hinsehen bröckelt daher das Bild von der Stabilisierung der chinesischen Wirtschaft. Besonders bedenklich ist, dass selbst der jetzige Stand nur mit starkem Konjunktur-Doping erreicht werden konnte. Schon lange hält Peking kriselnde Unternehmen mit billigen Krediten über Wasser. Von "Zombie-Firmen" sprechen Experten. Die Folge sind immense Überkapazitäten und ein immer weiter steigendes Kreditvolumen. Allein im Juni erhöhte sich die Kreditvergabe im Vergleich zum Vorjahr um umgerechnet 14 Milliarden Euro. Gleichzeitig erhöhte sich die Zahl fauler Kredite in den Bankbilanzen seit zwölf Monaten um mehr als 40 Prozent auf rund 210 Milliarden Dollar.

Und ein Ende der Lebenserhaltungsmaßnahmen für Chinas Wirtschaft dürfte sich die Führung kaum erlauben. Zu groß ist die Gefahr einer harten Landung.

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