Stromverbrauch im Haushalt Die Stromzähler bleiben weiter dumm

Essen · Die Stromkunden können sich zwar digitale Zähler einbauen lassen. Doch die können nicht viel mehr als die alten. Die Digital-Revolution ist vertagt.

 So sollen die Stromzähler der Zukunft aussehen. Doch ihr Einbau in die Haushalte verzögert sich.

So sollen die Stromzähler der Zukunft aussehen. Doch ihr Einbau in die Haushalte verzögert sich.

Foto: dpa/Andreas Burmann

Wäsche waschen, wenn der Strom für die Waschmaschine besonders preiswert ist. Das Elektroauto mitten in der Nacht laden. Oder den Strom der Solaranlage auf dem eigenen Dach zu guten Preisen ins Netz abgeben. Dafür sollen intelligente Stromzähler sorgen. Doch die Einführung dieser Tausendsassas der Energiewende ist ins Stocken geraten. Dabei sollten die ersten größeren Stromverbraucher schon seit dem vergangenen Jahr mit den Smart-Metern ausgerüstet werden. Aber die Zugänge („Gateways“), die den Zähler mit den Netzbetreibern und den Stromlieferanten verbinden sollen, sind immer noch nicht zugelassen.

Für die meisten Privathaushalte sind solche intelligenten Stromzähler ohnehin noch Zukunftsmusik. Bei ihnen wird nur der vertraute schwarze Zähler mit Drehscheibe gegen einen digitalen Stromzähler ausgetauscht. Er kann „ein bisschen mehr als die alten Zähler“, sagt der Energieexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, Udo Sieverding. An den digitalen Geräten kann der Kunde ablesen, wie viel Strom er beispielsweise am Vortag, in der vergangenen Woche oder im ganzen Monat verbraucht hat. Noch sei das Ablesen der Werte aber schwierig: Viele Geräte müssten dafür mit einer Taschenlampe angeblinkt werden, bemängelt Sieverding. Zum Ablesen für die Stromrechnung muss weiter ein Mitarbeiter des Stromlieferanten kommen.

Der Nutzen der modernen Zähler halte sich daher für den Stromkunden in Grenzen. „Wer seine Stromfresser sind, weiß er auch so“, sagt der Verbraucherschützer. Und wenn der neue Zähler nicht in den Zählerkasten passe, könne es für den Hausbesitzer richtig teuer werden.

Etwa 88 Prozent der Haushalte in Deutschland sollen diese digitalen Zähler erhalten. Der Austausch läuft bereits. Für die restlichen zwölf Prozent sind intelligente Zähler vorgesehen. Bis alle Haushalte neue Messgeräte erhalten haben, wird viel Zeit vergehen. Bis 2032 sollen alle Verbraucher laut Bundesnetzagentur mit modernen Messeinrichtungen ausgestattet sein. Ihr zufolge gab es 2016 rund sieben Millionen elektronische und gut 43 Millionen klassische Zähler.

Zum intelligenten Stromzähler werden die digitalen Geräte erst dann, wenn sie eine Kommunikationseinheit erhalten und über das Internet Daten versenden können. Doch hier hakt es. Dabei sollten Haushalte mit einem Stromverbrauch von mehr als 10 000 Kilowattstunden im Jahr und Betreiber von Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von mehr als sieben Kilowatt schon seit 2017 intelligente Messsysteme erhalten. Ab einem Jahresverbrauch von 6000 Kilowattstunden ist ein Pflichteinbau von 2020 an vorgesehen. Bei einem geringeren Jahresverbrauch kann der Stromkunde den Einbau beantragen. Doch noch hat keiner der Zugänge, die die Daten übertragen sollen, die Zertifizierung durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) erhalten. Neun Hersteller haben ihre Geräte eingereicht, teils schon vor Jahren. Das BSI schweigt, woran die Verzögerung liegt. „Aus Gründen der Vertraulichkeit kann das BSI keine Auskunft zum voraussichtlichen Abschluss der Zertifizierungsverfahren für die Smart Meter Gateways erteilen“, sagt ein Sprecher.

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