Saar-Wirtschaft Die Kreativkraft des Saarlandes

Saarbrücken · Bei der Messe Creative Mass 2.0 in der IHK haben sich Kreativ-Unternehmen präsentiert. Die Bandbreite der Aussteller ist beeindruckend.

 Deko-Profi Manfred Klein war extra aus Bruchmühlbach-Miesau nach Saarbrücken gekommen, um sich auf der Kreativmesse zu präsentieren.

Deko-Profi Manfred Klein war extra aus Bruchmühlbach-Miesau nach Saarbrücken gekommen, um sich auf der Kreativmesse zu präsentieren.

Foto: BeckerBredel

Im Saarland scheinen die Kreativen und die Vertreter der „echten Wirtschaft“ ganz gut miteinander zu können. So gibt es beispielsweise mit dem Kreativzentrum Saar und dem saarländischen Design­preis „zwei bundesweit beachtete Leuchtturm-Projekte“. Daran erinnerte Saar-Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) bei der Eröffnung der dritten „Creativ Mass 2.0“ in Saarbrücken. Diese Ausstellung, die sich um die drei Pole Digitalisierung, Innovation und Kreativität drehte, „hat sich gut entwickelt“, betonte Heino Klingen, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Saar, wo auch die Messe stattfand. Zu ihr hatten sich 24 Aussteller aus dem Saarland und den Nachbarregionen angesagt. Mehr als 200 Besucher kamen in die IHK.

Wenig digital, sondern sehr real geht es bei dem Dekoservice-Unternehmen Klein aus Bruchmühlbach-Miesau zu. Firmeninhaber Manfred Klein hatte „König Kunde“ mitgebracht, eine gemütlich dreinschauende Pappmaché-Majestät, die dem Gallier Asterix nicht unähnlich ist. Um König Kunde anzulocken, lässt Klein sich mit seinen Leuten einiges einfallen – unter anderem, indem er die Schaufenster von Optiker-Geschäften, Apotheken oder Parfümerien phantasievoll dekoriert. Bundesweit hat er gut zu tun. „Mit der Beteiligung an der Creativ Mass 2.0 wollte ich Flagge in der Region zeigen und Leute aus anderen Metiers kennenlernen“, erzählt Klein.

Der Deko-Profi sollte nicht enttäuscht werden. Denn es gab einiges, was hierzulande auf den ersten Blick nicht vermutet wird. So entwickelt beispielsweise die Saarlouiser Firma Company-Mood Software zur Messung von Mitarbeiter-Zufriedenheit. Gut vertreten war zudem die Werbebranche. Wer hier Einheitsbrei vermutet, ist fehl am Platz. So hat sich die Saarbrücker Werbe-Gruppe MKW unter anderem auf die individuelle Dekoration von Keramik-Objekten spezialisiert, die sie in ihrer Fabrik in Ransbach-Baumbach im Westerwald herstellen lässt. Das geht so weit, „dass sich jemand sein Lieblingsbild als Riesenfliese ins Bad hängen kann“, sagt Werbeprofi Jens Nisius. Auch dreidimensionale Keramik-Elemente als Wand-Dekoration hat MKW im Programm.

Die Saarbrücker Agentur für Kommunikationsdesign „und ähnliches“, Bureau Stabil, hat sich zwar für eine Burgzinne als Logo entschieden, „doch wir verschanzen uns nicht dahinter“, sagt Creativ-Direktorin Zymryte Hoxhaj. Das Team mit sechs Leuten aus vier Ländern hat beispielsweise die Etiketten der Saar-Cola namens Piranja entwickelt oder entwirft aufwendige Grafiken für Sachbücher.

Für eine ständig aktuelle Plattform, auf der sich die Vertreter der Kreativ- und der „Real“wirtschaft virtuell austauschen können, sorgt Kamila Kolesniczenko. Ihr Treffpunkt im Internet heißt „bunte Kohle“. „Wir sind die Gelben Seiten der saarländischen Kultur- und Kreativwirtschaft“, sagt sie. „Dort können sich Kreative mit ihren Leistungen vorstellen.“ Außerdem würden Stellenanzeigen veröffentlicht oder Aufträge nachgefragt und vergeben“, erläutert Kolesniczenko. Rund 250 Profile von Kreativen „finden sich auf der Plattform bunte Kohle“. Außerdem „erzählen wir Geschichten von einer erfolgreichen Zusammenarbeit“.

Das Projekt „bunte Kohle“ ist eine Initiative des Kreativzentrums Saar, das es seit fünf Jahren gibt und das in diesen Tagen seinen ersten Projektleiter-Wechsel erlebte. Aufgebaut hat das Zentrum, das seinen Sitz am Saarbrücker Eurobahnhof hat, der bisherige Projektleiter  Tamay Zieske. Sein Nachfolger ist Lars Potyka. Zieske habe in den vergangenen fünf Jahren „für eine wachs­ende Vernetzung der Kultur- und Kreativwirtschaft gesorgt“, sagte Ministerin Rehlinger. Er habe beispielsweise das monatlich stattfindende Kreativtreffen etabliert, „das als Plattform zum Austausch und Kennenlernen schnell zum Pflichttermin für die saarländische Kreativbranche wurde“. Der Saarländer Potyka, der etliche Jahre die  Interessen des unabhängigen Musikwirtschaftsverbands (VUT) auf Bundesebene vertrat und  zuletzt als Co-Gründer einer Agentur für Innovationsmanagement in Berlin tätig war, sieht der neuen Aufgabe „mit gespannter Erwartung entgegen“. Der Rückkehrer aus der Hauptstadt ist erstaunt „über die quirlige Szene, die ich hier vorfinde“.

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