Handel Die Kaufhof-Beschäftigten sind sauer

Köln/Saarbrücken · Die Mitarbeiter wollen nicht einseitig auf Geld verzichten. Gestern waren Betriebsversammlungen.

 Verdi-Handelsvorstand Stefanie Nutzenberger

Verdi-Handelsvorstand Stefanie Nutzenberger

Foto: picture alliance / dpa/Uwe Zucchi

Die Krise bei Kaufhof spitzt sich zu. In der Belegschaft macht sich Unruhe breit. Gestern fanden in allen 97 deutschen Filialen Betriebsversammlungen statt. Auch in den Zweigstellen Saarbrücken und Neunkirchen waren die Mitarbeiter zusammengekommen, um sich von den Betriebsräten auf den neusten Stand bringen zu lassen. In Saarbrücken sind rund 200 Frauen und Männer bei Kaufhof beschäftigt, in Neunkirchen sind es 50. Kaufhof strebt eine Kürzung der Löhne und Gehälter von drei bis fünf Prozent, die Streichung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld für drei Jahre und eine Erhöhung der Arbeitszeit durch eine Rückkehr zur 40-Stunden-Woche an (wir berichteten). Im Gegenzug bietet Kaufhof-Chef Wolfgang Link den Beschäftigten eine Verlängerung der im September 2018 auslaufenden Arbeitsplatzgarantien an. Link begründete die Notwendigkeit der Einschnitte mit dem dramatischen Strukturwandel im Einzelhandel. Marktanteile wanderten ins Internet ab. Innenstädte würden weniger stark frequentiert und die Gewinnspannen gingen zurück.  Axel Sauer, bei Verdi an der Saar für den Fachbereich Handel zuständig, sagte, dass derzeit überhaupt noch nichts klar sei. Kaufhof müsse zunächst einmal Transparenz herstellen und die wirtschaftliche Lage offenlegen, damit die Mitarbeiter wüssten, für was sie auf Geld verzichten müssten.

Das Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger machte Managementfehler mitverantwortlich für die Lage der Warenhauskette. Bereits seit 2015 habe der Gesamtbetriebsrat eine nicht erkennbare Verkaufsstrategie und eine verfehlte Rabattpolitik bemängelt. „Ein Umsteuern konnten wir aber bis heute nicht erkennen.“

Nutzenberger verwies auf zahlreiche offene Fragen, die noch zu klären seien. So müsse über die Miet­erhöhungen gesprochen werden, die der kanadische Mutterkonzern HBC der deutschen Tochter aufgebürdet habe. Außerdem werfe es Fragen auf, wenn HBC einerseits in Europa teure Expansionspläne vorantreibe, aber nun gleichzeitig den Beschäftigen bei Kaufhof in die Tasche greifen wolle. „Die Beschäftigten von Kaufhof wollen nicht für Managementfehler büßen“, betonte Nutzenberger.

Die Galeria-Kaufhof-Gruppe gehört seit zwei Jahren zur kanadischen Hudson’s Bay Company (HBC), einem Betreiber von Premium-Warenhäusern. Kaufhof betreibt neben den 97 deutschen Filialen noch 58 Dinea-Restaurants sowie 16 Warenhäuser in Belgien.

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