Wunsch nach flexibleren Arbeitszeiten Viele Saarländer wünschen sich flexiblere Arbeitszeiten

Saarbrücken · Der Wunsch nach flexiblen Arbeitszeiten ist offenbar groß. Doch dafür müsste das Arbeitszeitgesetz geändert werden.

 Die Stechuhr als  Beweis für die Anwesenheit in der Firma ist im Zeitalter flexibler Arbeitszeiten umstritten.

Die Stechuhr als  Beweis für die Anwesenheit in der Firma ist im Zeitalter flexibler Arbeitszeiten umstritten.

Foto: dpa/Peter Endig

Mit seiner Forderung nach besonders flexiblen Arbeitszeitmodellen im Saarland, um für Fachkräfte, junge Menschen und Familien attraktiv zu sein (SZ vom 24. Juli) hat der neue Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK), Hanno Dornseifer, eine große Debatte ausgelöst. Unterstützung erhält er vom IT-Branchenverband Bitkom in Berlin, der die Interessen der deutschen Unternehmen aus der Informationstechnologie vertritt. „Die Politik muss das Arbeitszeitgesetz flexibler ausgestalten“, fordert Christian Kulick, Geschäftsleiter Wirtschaft & Technologien im Verband. Die gesetzlich vorgeschriebene elfstündige Ruhepause sei nicht mehr zeitgemäß und stehe dem weit verbreiteten Wunsch nach flexiblen Arbeitszeiten entgegen. „Die digitale Generation stellt neue Anforderungen an Arbeitgeber“, so Kulick zu unserer Zeitung. Dazu gehöre auch, die Arbeit auch von zu Hause „und jenseits der klassischen Bürozeiten zwischen 9 und 17 Uhr erledigen zu können“.

Dirk Frank, Geschäftsführer von Ianeo in Friedrichsthal, einem IT-Dienstleister für Online-Shops und Applicationen mit 31 Mitarbeitern, hat mit Vertrauensarbeitszeit beste Erfahrungen gemacht. „Wir haben in 16 Jahren Firmengeschichte noch nie erlebt, dass so etwas ausgenutzt wird.“ Die Bezahlung spiele zwar eine Rolle, aber besonders  jüngere Mitarbeiter ab 30 mit Nachwuchs wollten mehr Zeit für die Familie haben. Es sei auch möglich, kurzfristig mal den Arbeitsplatz zu verlassen, wenn man etwas erledigen oder das Kind abholen muss. „Im Zweifel verschieben wir auch Kundentermine.“

Christian Wachter, Vorstand des IT-Unternehmens imc in Saarbrücken, betont: „Flexiblere Arbeitszeitmodelle nutzen dem Saarland.“ Ohne diese Flexibilität könne imc nicht arbeiten, da man in Teams weltweit bestimmte Projekte betreue. Selbst in saarländischen Industriebetrieben mit Schichtdienst werde zunehmend der Wunsch nach flexibleren Lösungen geäußert, räumt der erste Bevollmächtigte der IG Metall Homburg-Saarpfalz, Ralf Reinstädtler ein. Da die Maschinen laufen müssen, seien Absprachen im Team und die Organisation von freien Tagen noch am ehesten umsetzbar.

Das sieht auch Joachim Malter so, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung Saarländischer Unternehmensverbände (VSU). Viele Möglichkeiten bestünden nicht. DGB-Chef Eugen Roth warnt davor, das Thema Bezahlung zu unterschätzen. Das Saarland leide auch unter einer Abwanderung junger Menschen, weil in anderen Regionen deutlich besser bezahlt wird. Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) gibt dem IHK-Präsidenten Recht, „wenn er die Tarifparteien dazu aufruft, Regelungen für flexible Arbeitszeiten in Tarifverträgen festzuschreiben“.

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