Das Leben der Briten wird teurer

London · Die Briten spüren die Folgen des Brexit bereits in ihrem Geldbeutel. Weil das britische Pfund gegenüber US-Dollar und Euro bis zu 15 Prozent an Wert verloren hat, steigen die Preise für Importwaren spürbar.

 Der Brexit lässt die Preise in Großbritannien steigen. Das gilt vermutlich auch für die Läden in der Oxford Street, einer der zentralen Einkaufstraßen Londons. Foto: rain/dpa

Der Brexit lässt die Preise in Großbritannien steigen. Das gilt vermutlich auch für die Läden in der Oxford Street, einer der zentralen Einkaufstraßen Londons. Foto: rain/dpa

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Computer werden teurer, wie auch Teppiche und Autos: Ihre umstrittene Entscheidung für einen Austritt aus der EU kostet die Briten langsam Geld. Während die Folgen des Votums zunächst nicht wirklich greifbar waren, zeigen Preismaßnahmen verschiedener Unternehmen inzwischen, dass die Verbraucher in Großbritannien die Rechnung für die Entscheidung zahlen müssen. Der massive Kurssturz des Pfunds von zehn bis 15 Prozent im Vergleich zu Dollar und Euro verteuert vor allem ausländische Waren und Güter.

So hat der französische Autobauer Peugeot die Preise bereits angehoben. Die Autos sind seit Anfang August im Durchschnitt zwei Prozent teurer als bisher. Ähnliches ist vom US-Computerhersteller Dell zu hören. Das Unternehmen sei gezwungen, bei seinen Preisen in Großbritannien künftig auch die Kosten für in Dollar veranschlagte Komponenten zu berücksichtigen, erklärte der PC-Hersteller. Auch für die britische Headlam-Gruppe hat die Pfund-Abwertung Folgen. Sie muss für ihre hauptsächlich aus Belgien und den Niederlanden importierten Bodenbeläge bereits 0,6 Prozent mehr zahlen und gibt die Kosten auch an die Kunden weiter.

Alle Blicke richten sich in Großbritannien inzwischen auf die Entwicklung der Immobilien- und Lebensmittelpreise. Sie sind bisher weitgehend verschont gewesen. Die Supermarktketten seien angesichts der Konkurrenz erpicht, ihre Marktanteile zu verteidigen, sagt der Analyst Fraser McKevitt von Kantar. Aber das Brexit-Votum könnte das ändern. Wenn das Pfund längere Zeit schwach bleibe, seien Preiserhöhungen möglich, erläutert er. Immerhin importiere Großbritannien 40 Prozent seiner Lebensmittel. Das Vergleichsportal mysupermarket.com hat bereits beobachtet, dass der Preis für einen repräsentativen Warenkorb im Juli den zweiten Monat in Folge gestiegen ist, zuletzt um ein Prozent.

Mit Sorgen verfolgen die Briten auch die Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt. Hier treibt sie aber nicht ein möglicher Preisanstieg um, sondern eher Angst vor einem Wertverlust. Erst vor wenigen Tagen zeigten neue Daten der Gruppe Countrywide, dass die Neumieten in London im Juli verglichen mit dem Vorjahresmonat erstmals seit sechs Jahren gesunken sind. Das sind zwar gute Nachrichten für Mieter, aber bittere für Eigentümer. Die Preise für Wohnimmobilien in der britischen Hauptstadt legten im August nach Angaben des Grundstücksportals Rightmove nur um 2,1 Prozent zu - während sie zuvor jahrelang geradezu explodiert waren.

Von steigenden Gehältern, die höhere Lebenshaltungskosten ausgleichen, können die Briten nur träumen. "Es erscheint als wahrscheinlich, dass sich die Kaufkraft der Verbraucher deutlich abschwächt", warnt Analyst Howard Archer von IHS Global Insight. Um ihre Gewinnmargen zu halten, könnten Firmen bei ihren Angestellten sparen.

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