Chinesen kaufen Flughafen Hahn

Hahn · Mit dem Flughafen Hahn geht ein weiterer Regional-Airport in Deutschland an einen Investor aus China. Bisher gehörte der hoch defizitäre Airport zum Großteil dem Land Rheinland-Pfalz. Steuergeld wird aber wohl vorerst weiter fließen.

 Mit einem neuen Besitzer soll es am Flughafen Hahn wieder aufwärtsgehen. Foto: Frey/dpa

Mit einem neuen Besitzer soll es am Flughafen Hahn wieder aufwärtsgehen. Foto: Frey/dpa

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Der hoch verschuldete staatliche Regionalflughafen Hahn soll mit dem Verkauf an einen chinesischen Investor wieder Kurs auf die Gewinnzone nehmen. Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD ) präsentierte gestern die Shanghai Yiqian Trading Company als Käufer. "Mit der Übernahme durch einen Privatinvestor beginnt ein neues Kapitel am Hahn , das für weiteren Schub bei der Entwicklung des Flughafens sorgen wird", sagte der Minister. Der Kaufpreis soll im niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich liegen.

Der Airport im Hunsrück mit der irischen Fluggesellschaft Ryanair als größtem Anbieter gehörte bisher zu 82,5 Prozent dem Land Rheinland-Pfalz und zu 17,5 Prozent dem Land Hessen. Der Landtag in Mainz muss dem Verkauf noch zustimmen. Der Verkauf der rheinland-pfälzischen Anteile wurde bereits notariell besiegelt. Hessen verhandelt noch über den Verkauf seiner Anteile. Es geht um denselben Investor. "Wir sind auf der Zielgeraden", sagte ein Sprecher des Finanzministeriums in Wiesbaden. In Hessen müssen dem Verkauf der Anteile das Kabinett und der Haushaltsausschuss des Landtags zustimmen.

Der chinesische Käufer ist in der Logistik und Bauindustrie tätig und kündigte nun einen Ausbau des kriselnden Frachtgeschäfts an. So soll die chinesischen Frachtfluggesellschaft Yangtze River Express an den Airport zurückkehren, wie der Generalbevollmächtigte Yu Tao Chou sagte. Die Airline hatte den Hunsrück-Flughafen 2015 verlassen. Daraufhin war das Frachtgeschäft eingebrochen.

Langfristig solle auch das Passagiergeschäft ausgebaut werden. Dafür wolle man mit Ryan air sprechen, und es werde an Reise-Pakete für asiatische Touristen gedacht, sagte der Generalbevollmächtigte. Die Belegschaft am Airport solle mittelfristig erhöht werden. Derzeit sind es 320 Mitarbeiter. Er betonte: "Ich habe mein Herz an den Flughafen Hahn verloren."

Der ehemalige US-Fliegerhorst ist seit mehreren Jahren ein Verlustbringer. Für dieses Jahr wird bisher ein Defizit von rund 16 Millionen Euro erwartet. Trotz des Verkaufs könnte weiter Steuergeld fließen: Minister Lewentz bekräftigte, der Flughafen könne bis 2024 mit Betriebs- und Investitionsbeihilfen sowie Zuschüssen für die Sicherheit in einer Gesamthöhe von rund 70 Millionen Euro Steuergeld rechnen.

Vor allem die Fracht schwächelt: Im vorigen Jahr sank das Volumen um 40 Prozent auf 79 700 Tonnen. Die Passagierzahl stieg dagegen wieder um neun Prozent gegenüber dem Jahr zuvor auf etwa 2,67 Millionen.

Die rheinland-pfälzische CDU-Landtagsopposition warnte vor einem Millionen-Schaden für die Steuerzahler. "Es ist ein teuer erkaufter Notverkauf", teilte der stellvertretende CDU-Fraktionschef Alexander Licht mit. Der Hahn habe 120 Millionen Euro über einen Nachtragshaushalt verschlungen und solle nun "für wohl läppische zehn Millionen Euro verscherbelt" werden.

Auch der Regionalflughafen Schwerin-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern war 2007 an einen chinesischen Investor gegangen.

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 Yu Tao Chou, Generalbevollmächtigter der Shanghai Yiqian Trading Company (links), und der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz verkünden den Flughafen-Deal. Foto: Frey/dpa

Yu Tao Chou, Generalbevollmächtigter der Shanghai Yiqian Trading Company (links), und der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz verkünden den Flughafen-Deal. Foto: Frey/dpa

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Hintergrund Firmen aus China sind in Deutschland seit Jahren auf Einkaufstour. Umstritten ist das aktuelle Angebot des Haushaltsgerätehersteller Midea für den Roboter- und Anlagenbauer Kuka. Befürchtet wird Abfluss wichtigen Know-hows. Im Saarland übernahm 2011 der Staatskonzern CQLT Saargummi aus der Insolvenz. Hinter der niederländischen Nedschroef-Holding, die Schraubenfabriken in Fraulautern und Beckingen betreibt, steht die Shanghai Prime Machinery Company. Der Neunkircher Windkraftanlagen-Hersteller Vensys gehört mehrheitlich zur chinesischen Goldwind-Gruppe. mzt

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