Daimler vor neuen Herausforderungen Chinese größter Einzelaktionär bei Daimler

Stuttgart/Peking · Das Engagement bei Daimler von Li Shufu, Milliardär und Chef des chinesischen Autobauers Geely, verändert die deutsche Autoindustrie.

 Li Shufu liebt Autos und hat gerade 9,69 Prozent der Anteile an Daimler erworben. Er will sich langfristig engagieren.

Li Shufu liebt Autos und hat gerade 9,69 Prozent der Anteile an Daimler erworben. Er will sich langfristig engagieren.

Foto: obs/Zhejiang Geely Holding Group

() Mit fast zehn Prozent auf einmal steigt der chinesische Geely-Konzern beim deutschen Autobauer Daimler ein. Der Geely-Gründer und Milliardär Li Shufu schwingt sich damit zum größten Einzelaktionär der Schwaben auf. „Geely ist für Daimler fast so etwas wie eine Familie Quandt bei BMW oder Porsche/Piëch bei VW“, sagt Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen.

Für Daimler mit seiner eher kleinteiligen Eigentümerstruktur ist der Geely-Einstieg nichts Alltägliches. Platzhirsch war bisher der Staatsfonds Kuwaits mit knapp sieben Prozent. Einen Ankeraktionär, der wesentliche Teile des Unternehmens hält wie etwa bei BMW oder VW, haben die Stuttgarter nicht. Das sieht Willi Diez vom Institut für Automobilwirtschaft in Geislingen als ein Problem an im Hinblick auf  Stabilität und den Schutz vor feindlichen Übernahmen.

Auf 900 000 Aktionäre waren die Daimler-Anteile Ende 2017 verstreut. Neben Kuwait waren nur drei weitere überhaupt so groß, dass sie die Meldegrenze von drei Prozent überschritten. Daimlers Börsenwert lag zuletzt bei rund 75 Milliarden Euro, das Paket des Chinesen ist 7,3 Milliarden Euro schwer. „Daimler freut sich, mit Li Shufu einen weiteren langfristig orientierten Investor gewonnen zu haben, der von der Innovationsstärke, der Strategie und dem Zukunftspotential von Daimler überzeugt ist“, hieß es am Wochenende aus Stuttgart. Li Shufu verspricht, ein Partner mit langfristigen Zielen zu sein. „Wir respektieren und schätzen die Kultur, die Werte und die Corporate Governance der Daimler AG“, sagt er.

Derzeit geht das Management um Vorstandschef Dieter Zetsche einen großen Konzernumbau an. Zetsche und Finanzchef Bodo Uebber schwebt eine Holding vor, unter deren Dach drei separate Unternehmen stehen sollen: eines für Pkws und Vans, eines für Lastwagen und Busse, das dritte für Finanzdienstleistungen und neue Mobilitätsdienste. „Daimler kennt und schätzt Li Shufu als chinesischen Unternehmer mit besonderer Kompetenz und Zukunftsorientierung, mit dem man den industriellen Wandel konstruktiv diskutieren kann“, heißt es. Nach unbestätigten Berichten der „Financial Times“ will der Chinese schon kommende Woche zu Daimler kommen. Dudenhöffer hält die Chinesen für einen Gewinn. Li sei ein Stratege, der daran arbeite, einen der wichtigsten Weltkonzerne für Mobilität aufzubauen und gegen die Googles und Amazons in Stellung zu bringen. Li selbst betont: „Den Kampf um die Zukunft des Automobils wird kein aktueller Branchenspieler allein gewinnen können.“ Am Erfolg des schwedischen Autobauers Volvo, den Geely 2010 Ford abkaufte und wieder auf Kurs brachte, lasse sich die Strategie erkennen, sagt Dudenhöffer: eigenständige Unternehmen und Achtung vor Premium-Marken. Getrieben von hohen Investitionen verdient Volvo Cars prächtig mit seinen SUVs – insbesondere in China, dem wichtigsten Automarkt überhaupt.

 Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG.

Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG.

Foto: dpa/Swen Pförtner

Profitieren könnten beide Seiten auch von Größeneffekten. Durch einheitliche Plattformen für verschiedene Marken lassen sich Kosten sparen. Das ist bisher erst VW mit Audi und Porsche gelungen. Daimler könnte dies einen Vorteil im Wettbewerb mit BMW bringen. Li hat Geely 1986 gegründet und immer erweitert. Die Gruppe verkaufte zuletzt 1,24 Millionen Autos im Jahr, 2018 sind 1,6 Millionen Fahrzeuge geplant. Volvo Cars kam zuletzt auf 570 000 Pkw. Auch beim Lkw-Bauer Volvo stieg Li groß ein. Ihm schwebe vor, Marken verschiedener Segmente zu einem Riesen zu formen, will die „Financial Times“ erfahren haben: zu einer chinesischen Version von Volkswagen.

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