Levi’s-Aktien sind sehr gefragt Börsen-Rückkehr einer Kultmarke

New York/San Francisco · Nach rund 30 Jahren Börsenabstinenz kehrt der Blue-Jeans-Hersteller Levi Strauss wieder an die New York Stock Exchange zurück.

 Gestern waren das rote Levi’s-Logo und der typisch blaue Jeans-Stoff an der New Yorker Börse überall präsent.

Gestern waren das rote Levi’s-Logo und der typisch blaue Jeans-Stoff an der New Yorker Börse überall präsent.

Foto: dpa/Richard Drew

Die Blue-Jeans-Ikone Levi Strauss (Levi’s) hat nicht nur den Angriff der Yogahosen erfolgreich abgewehrt, jetzt will das Unternehmen, dessen Wurzeln auf einen bayerischen Auswanderer Mitte des 19. Jahrhunderts zurückgehen, auch an der Börse eine fulminante Rückkehr feiern. Seit gestern werden die Aktien unter dem Tickerkürzel „LEVI“ an der New York Stock Exchange gelistet.

Das Interesse an der Aktie war schon im Vorfeld hoch: Noch am Mittwochabend erhöhte Levi‘s den Ausgabepreis für seine Papiere auf 17 Dollar, zunächst war eine Spanne zwischen 14 und 16 Dollar angepeilt worden. Gleich nach Handelsstart stieg der Kurs auf fast 23 Dollar. Damit sammelt der traditionsreiche Modekonzern zu einer Gesamtbewertung von rund 6,55 Milliarden Dollar gut 623 Millionen Dollar (545 Millionen Euro) an frischem Kapital bei Investoren ein. An der Wall Street ist Levi‘s ein alter Bekannter – das Unternehmen war zwischen den Jahren 1971 und 1984 börsennotiert.

Levi’s ist eine der traditionsreichsten Firmen der USA. Gegründet wurde das Unternehmen von Namensgeber Levi Strauss, der von Bayern aus zunächst nach New York auswanderte und auf dem Höhepunkt des Goldrausches an die US-Westküste weiterzog, um in Kalifornien sein Glück zu finden. 1853 startete Strauss in San Francisco ein Textilgeschäft und spezialisierte sich auf robuste Arbeitskleidung. Erst Jahre später aber gelang ihm mit seinem Geschäftspartner Jacob Davis der historische Geniestreich: Die Erfindung der Blue Jeans.

1873 ließen sie das Kleidungsstück patentieren, das die Modewelt revolutionieren sollte. Jeans waren mit ihrem strapazierbaren Baumwollstoff nicht nur die perfekte Ausrüstung für Goldschürfer, sondern auch für Minenarbeiter, Farmer oder Handwerker. Rasch verbreiteten sich die praktischen Hosen auch darüber hinaus. Im 20. Jahrhundert wurden sie – auch dank Cowboyfilmen, Rebel-Image und Popkultur – endgültig von der Funktionskleidung zum modischen Mainstream.

Heute ist die Levi’s-Jeans ein Klassiker, der Hersteller globaler Marktführer, die Marke allgegenwärtig. Die Hosen mit dem markanten roten Logo an der rechten Hintertasche gibt es in diversen Stilen und Variationen, hinzu kommen zahlreiche Jacken, Hemden und sonstige Modeartikel. Dennoch tat sich Levi‘s, das auch noch die Zweitmarke Dockers für Khakihosen betreibt, in der jüngeren Vergangenheit zeitweise schwer. Das lag nicht zuletzt am lockeren Fitness-Stil, der seit einigen Jahren selbst Jogginghosen salonfähig machte. Während Sportartikelriesen wie Nike oder Adidas frohlockten und ihre Produktpaletten entsprechend ausbauten, stürzte Levi’s durch die Konkurrenz von Leggings und Schlabberlook zwischenzeitlich in eine Krise. 2015, als der Trend zur alltagstauglichen Sportbekleidung so richtig auf dem Vormarsch war, brach der Umsatz um über fünf Prozent ein.

Doch Levi‘s berappelte sich und besann sich auf seine eigenen Stärken. Neben aufwendigen Werbekampagnen zur Markenpflege zahlte sich vor allem aus, dass Levi‘s nun in großem Stil auf Stretch-Material setzte, das Jeans bequemer machen sollte. Der Plan ging auf: 2018 stiegen die Erlöse um 14 Prozent auf 5,6 Milliarden Dollar. Der Gewinn kletterte leicht auf 285 Millionen Dollar.

Von großer Tradition geprägt, sind auch die Besitzverhältnisse des Konzerns. Der 1902 gestorbene Unternehmer hatte selbst keine Kinder, er hinterließ die Firma seinen vier Neffen und anderen Familienangehörigen. Deren Nachfahren kontrollieren das Unternehmen bis heute.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort