Kritik an Gebühren für Girokonten Viele Institute bei Gebühren zu kreativ

Frankfurt/Berlin · Stiftung Warentest kritisiert Unübersichtlichkeit der Bedingungen für die Führung von Girokonten.

 Manche Banken kassieren Gebühren für das Girokonto, andere nicht. Die Stiftung Warentest kritisiert einen Gebührendschungel.

Manche Banken kassieren Gebühren für das Girokonto, andere nicht. Die Stiftung Warentest kritisiert einen Gebührendschungel.

Foto: dpa/Marijan Murat

() Gebühren fürs Geldabheben am Automaten der eigenen Bank, 4,90 Euro für eine Überweisung auf Papier oder 15 Euro im Jahr für die Girocard: In der Zinsflaute langen manche Banken und Sparkassen kräftig zu. „Teilweise haben die Preiserhöhungen absurde Züge“, kritisierte gestern die Stiftung Warentest. 231 verschiedene Girokontenmodelle von 104 Finanzinstituten haben die Experten geprüft. Nur 23 Angebote sind gratis inklusive aller Onlinebuchungen und der Girocard fürs bargeldlose Shoppen und dem Geldabheben am Automaten.

„Die Zahl der kostenlosen Girokonten ist in den vergangenen Jahren etwa gleich geblieben“, sagt Heike Nicodemus von der Stiftung Warentest. „Wir stellen aber fest, dass zahlreiche Institute bei den Gebühren kreativer werden. Plötzlich kostet zum Beispiel die Girocard etwas oder die Überweisung am Schalter.“ Für Kunden sei es schwer, „den Wust an neuen und alten Gebühren zu durchblicken“, kritisieren die Experten in der neuen Ausgabe der Zeitschrift „Finanztest“ der Stiftung Warentest. Ganz kostenlos sind aber auch nicht alle Gratis-Konten, außer der Kunde erledigt seine Bankgeschäfte online. Gebühren fallen zum Teil bei Überweisungen in Papierform, telefonischen Aufträgen oder bei schriftlichen Änderungen von Daueraufträgen an.

Den Verbraucherzentralen sind neue Gebühren als Reaktion auf niedrige Zinsen ein Dorn im Auge. In der Branche gebe es hierbei verbreitet einen Wildwuchs, sagte auch der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), Klaus Müller. Viele Institute hätten Kunden über Jahre zu einer Kostenlos-Kultur etwa rund ums Girokonto erzogen, weil sie sich Wettbewerbsvorteile davon versprochen hätten. Nun würden auf teilweise intransparente Art Zusatzgebühren erhoben.

Die Geldinstitute leiden unter der Zinsflaute. Wichtigste Ertragsquelle der Banken und Sparkassen in Deutschland ist der Zinsüberschuss. Das ist die Differenz zwischen dem, was die Institute auf der einen Seite zum Beispiel für Kredite kassieren und auf der anderen Seite ihren Kunden etwa als Sparzinsen zahlen. Weil die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen im Euroraum faktisch abgeschafft hat, brechen den Instituten Erträge weg. Zudem müssen Geschäftsbanken für Geld, das sie bei der EZB parken, 0,4 Prozent Strafzinsen an die Notenbank zahlen. Die Kosten dafür geben viele Institute an Unternehmenskunden weiter. Auch vermögende Privatkunden müssen bei einigen Instituten Strafzinsen auf hohe Guthaben zahlen. „Für den Durchschnittskunden spielen Strafzinsen keine Rolle, die Grenze ist viel zu hoch. Andere Gebühren sind viel relevanter“, sagt Nicodemus.

Nach einer Untersuchung des Beratungsunternehmens EY müssen sich viele Bankkunden auf steigende Gebühren einstellen. Ein Drittel der Institute (32 Prozent) bittet Privatkunden bereits stärker zur Kasse oder plant dies bis Ende des Jahres. Es trifft vor allem das Girokonto. Gut jede vierte Bank (27 Prozent) erhöht hierfür die Gebühren. Knapp jede fünfte Bank (19 Prozent) nimmt mehr für Überweisungen. Aus der Sicht von Stiftung-Warentest-Expertin Nicodemus sind „Kosten von fünf Euro im Monat für ein Girokonto in Ordnung, schließlich steht auch eine Dienstleistung dahinter“. Wer mehr fürs Konto mit Buchungen und Girocard zahle, sollte das Kontomodell oder die Bank wechseln. Finanzinstitute sind verpflichtet, Kunden beim Umzug des Kontos zu unterstützen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort