Grenzüberschreitender Zugverkehr Mehr Züge direkt nach Frankreich

Saarbrücken · Zugfahrten von Saarbrücken nach Metz oder Straßburg sind immer noch umständlich. Das soll aber bald anders werden, kündigt Wirtschaftsministerin Rehlinger an.

 Bislang fährt nur ein Zug morgens ab Saarbrücken direkt ohne Umsteigen nach Straßburg.

Bislang fährt nur ein Zug morgens ab Saarbrücken direkt ohne Umsteigen nach Straßburg.

Foto: Oliver Dietze

Der grenzüberschreitende Bahnverkehr von Saarbrücken nach Metz beziehungsweise nach Straßburg soll verbessert werden. So soll es künftig regelmäßige Verbindungen zu festen Taktzeiten geben, und es sollen neue Züge eingesetzt werden. Dies kündigte Wirtschafts- und Verkehrsministerin Anke Rehlinger (SPD) im Gespräch mit unserer Zeitung an. In der Vergangenheit hatte es schon häufiger derartige Absichtsbekundungen gegeben. Danach passierte wenig. Diesmal soll das anders sein. So würden mit der Region Grand Est und dem Saarland erstmals in der EU zwei durch eine Grenze getrennte Regionen die Bedienung von Bahnstrecken gemeinsam ausschreiben. Wenn alles gut geht, sollen 2024 die ersten Züge im Taktverkehr fahren, sagte Rehlinger.

Vorgesehen ist ein Stundentakt von Saarbrücken nach Metz beziehungsweise ein Zweistundentakt auf der Verbindung nach Straßburg. Bisher gibt es zwar eine weitgehend stündliche Verbindung nach Metz, aber nur mit Umstieg in Forbach. Und nach Straßburg startet am Tag nur ein direkter Zug ab Saarbrücken. In der Regel muss man mit der Saarbahn nach Saargemünd fahren und dort umsteigen.

Rehlinger versichert, dass die politisch Verantwortlichen in der Region Grand Est ihr gegenüber zugesagt hätten, die grenzüberschreitenden Strecken zwischen der Region Grand Est und dem Saarland beziehungsweise Rheinland-Pfalz gemeinsam auszuschreiben. Es sei das erste Mal überhaupt, dass ein französischer Aufgabenträger im schienengebundenen Nahverkehr bereit ist, grenzüberschreitende Verkehre auszuschreiben. Bisher schottete sich Frankreich im Nahverkehr komplett von ausländischen Anbietern ab.

Die Überlegungen gehen sogar noch ein Stück weiter. Auch die Strecke von Trier über Perl nach Metz soll in einer zweiten Phase der Zusammenarbeit grenzüberschreitend ausgeschrieben werden. Bisher verkehren auf dieser Strecke durchgehend nur an Samstagen und Sonntagen je zwei durchgehende Zugpaare. Unter der Woche gibt es weder Direkt- noch Umsteigeverbindungen. Auch das soll sich ändern, zumal im Dreiländereck immer mehr Berufspendler wohnen. So ist vorgesehen, zwischen Trier über Perl nach Metz künftig täglich einen durchgehenden Zwei-Stunden-Takt anzubieten.

Ein Problem auf dem Weg zu einer engeren Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich war bisher auch, dass nicht genug Züge zur Verfügung standen, die sowohl auf den Netzen der Deutschen Bahn als auch der französischen SNCF fahren konnten, was beispielsweise bei den Hochgeschwindigkeitszügen von Frankfurt über Saarbrücken nach Paris längst der Fall ist. Doch auch dieses Problem soll jetzt gelöst werden. Rehlinger verweist darauf, dass der Fahrzeughersteller Alstom bereits von der französischen Seite den Auftrag erhalten hat, Fahrzeuge zu entwickeln, die mit beiden Netzen zurechtkommen. Die Züge müssen sowohl mit dem deutschen als auch dem französischen Stromsystem kompatibel sein.

Hinzu kommt, dass viele Streckenabschnitte in Frankreich noch nicht elektrifiziert sind. Dies hat zur Folge, dass der Zug auch noch über einen Dieselantrieb verfügen muss, den man nach Ansicht von Rehlinger perspektivisch durch einen Batteriebetrieb wird ersetzen können.

Noch nicht endgültig geklärt ist die Aufteilung der Finanzierung. Das Land werde seinen Anteil einbringen. Die Ministerin veranschlagt die Kosten, angelehnt an die zu erbringende Kilometerleistung, für die Verbindung nach Metz auf 3,2 Millionen Euro, für die Strecke nach Straßburg auf 3,6 Millionen Euro. Den Großteil werde man aus den Regionalisierungsmitteln des Bundes für den Bahnverkehr stemmen können. Rehlinger sieht jedoch den Bund darüber hinaus in der Pflicht – sowie die Europäische Union. Denn dort existierten inzwischen ausführliche Vorstellungen davon, welche Rolle Grenzregionen innerhalb von Europa übernehmen sollen und wie man sie stärken kann. Dafür stünden auch Gelder zur Verfügung.

Um diese Mittel ebenfalls für den grenzüberschreitenden Nahverkehr nutzen zu können, hat die Ministerin für den 18. Dezember zum Thema „Deusch-französischer Schienenverkehr“ die SPD- und die CDU-Landesgruppe des Saarlands im Bundestag nach Saarbrücken eingeladen. Die Parlamentarier hatten bereits im Sommer ein Papier vorgelegt unter dem Titel „Grenzgebiete werden zu Herzgebieten“. Wie man in diesem Zusammenhang die Bahnprojekte finanziell stemmen kann, soll Gegenstand der Beratungen am 18. Dezember sein.

Die Wirtschaftsministerin will es zudem nicht beim Personenverkehr belassen. Sie will auch dazu beitragen, dass die Niedtalbahn erhalten und bei Bedarf ausgebaut wird. Denn jetzt schon bemühe sich das Eisenbahnverkehrsunternehmen Translog darum, auf der Strecke in Kooperation mit anderen Unternehmen aus Deutschland und Frankreich Güterzugverkehr anbieten zu können. Ziel ist es, künftig sechs Güterzugpaare pro Woche auf der Strecke fahren lassen zu können. Noch verstärkt würden die Bemühungen dadurch, dass Translog bereits in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof Bouzonville ein Grundstück erworben hat und dort ein Umschlagterminal errichten will.

Wenig Chancen sieht die Ministerin dagegen in Überlegungen, die Saarbahn stärker grenzüberschreitend fahren zu lassen oder mit ihr sogar einen Ringverkehr einzurichten, der weite Teile des Warndtgebietes auf französischer und deutscher Seite mit einbindet. Dies werde viel zu teuer und stehe in keinem Verhältnis zu dem voraussichtlich zu erwartenden Fahrgastaufkommen.

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