Justiz Auftakt in Prozess um Millionenbetrug

Saarbrücken · Der frühere Buchhalter eines Verlages ist in 106 Fällen angeklagt.

() Gegen einen ehemaligen Buchhalter der Saarländischen Wochenblatt Verlagsgesellschaft (SWV) hat gestern vor dem Landgericht Saarbrücken der Prozess begonnen. In der Anklageschrift, die zum Prozessauftakt verlesen wurde, wirft die Staatsanwaltschaft dem 47-jährigen Mann aus Sulzbach vor, die SWV-Gruppe allein von September 2012 bis Juli 2017 in insgesamt 106 Fällen – das ist der nicht verjährte Zeitraum – um mehr als 1,4 Millionen Euro betrogen zu haben. Seit 2009 soll der Angeklagte angefangen haben, Überweisungen der SWV oder ihrer Tochterunternehmen auf zwei eigene Konten bei der Augsburger Aktienbank und der französischen Bank BNP Paribas abzuzweigen.

Grundsätzlich habe bei der SWV-Gruppe, die den „Wochenspiegel“ und „Die Woch“ herausgibt, bei jeder Geldbewegung das Vier-Augen-Prinzip gegolten. Verfügungen von den Bankkonten der Unternehmensgruppe seien nur möglich gewesen, „wenn zwei zur Unterschrift berechtigte Personen auf dem Anweisungsformular unterschrieben hatten“, heißt es in der Anklageschrift. Auf den unterschriebenen Anweisungsformularen sei aber nicht ersichtlich gewesen, auf welche Konten die Überweisungen getätigt wurden.

Seit dem Jahr 2009 habe der Angeklagte in der Rechnungssoftware fiktive Rechnungen eingegeben, anschließend ein Anweisungsformular erstellt, das er unterzeichnete und zum Gegenzeichnen vorlegte. Neben der Überweisung auf das eigene Konto habe er eine weitere vorgelegt, hinter der eine reale Rechnung an die SWV steckte. Der Staatsanwalt wirft dem Angeklagten vor, dass er die Gegenzeichner darüber getäuscht habe, wer das Geld erhalte und ob eine Verbindlichkeit bestehe. „Zur Vertuschung der Überweisung löschte der Angeschuldigte im Anschluss seine Kontodaten wieder aus dem Zahlungsprogramm“, heißt es in der Anklageschrift weiter. In den 106 angeklagten Fällen wurden Summen zwischen knapp 1000 und mehr als 27 000 Euro abgezweigt. An der SWV-Gruppe ist die Saarbrücker Zeitung mehrheitlich beteiligt. Für Mittwoch und Montag sind zwei weitere Verhandlungstage angesetzt.

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