Berufliche Chancen steigen Auch Jugendliche ohne Schulabschluss haben Chancen auf Job

Saarbrücken · Vanessa Thalhammer von der Bundesagentur für Arbeit erläutert Wege und Angebote. Besonders Berufe mit zweijähriger Ausbildung sind geeignet.

 Köchinnen und Köche sind nur schwer zu finden. Wer Talent hat, sollte es versuchen. Der Schulabschluss ist hier nicht alleine entscheidend.

Köchinnen und Köche sind nur schwer zu finden. Wer Talent hat, sollte es versuchen. Der Schulabschluss ist hier nicht alleine entscheidend.

Foto: dpa/Jens Baºttner

Manche Jugendliche verlassen die Schule ohne Abschluss. Vanessa Thalhammer von der Bundesagentur für Arbeit (BA) erklärt, welche Optionen es in diesem Fall gibt.

Frau Thalhammer, wie hoch sind die Chancen in Deutschland, ohne Schulabschluss einen Ausbildungsplatz zu erhalten?

THALHAMMER Generell haben Bewerber ohne Schulabschluss im Vergleich zu Bewerbern mit Schulabschluss geringere Chancen. Trotzdem ist es für sie nicht ausgeschlossen, einen Ausbildungsplatz zu erhalten. Wir beobachten eine Trendwende auf dem Ausbildungsmarkt. Vor zehn Jahren klaffte noch eine Lücke von über 300 000 Stellen zwischen Bewerberzahl und gemeldeten betrieblichen Stellen. Mittlerweile sind Angebot und Nachfrage nahezu gleichauf.

Was bedeutet das konkret?

THALHAMMER Die Zeiten, in denen sich der Traumkandidat, der zu hundert Prozent auf eine Ausbildungsstelle passt, bewirbt, neigen sich dem Ende zu. Wir ermuntern Betriebe, sich noch mehr für die Bewerber zu öffnen, die auf den ersten Blick nicht zu den „optimalen“ Kandidaten gehören.

In welchen Berufen bekommt man ohne Schulabschluss am ehesten einen Ausbildungplatz?

THALHAMMER Hier bieten vor allem die Berufe mit zweijähriger Ausbildungsdauer eine Chance, beispielsweise als Verkäufer oder als Lagerist. Bei diesen Berufen spielen die praktischen Fähigkeiten eine größere Rolle als theoretisches Wissen. Bei vielen zweijährigen Ausbildungsberufen besteht nach dem Abschluss die Möglichkeit, sich weiter zu qualifizieren und durch ein weiteres Ausbildungsjahr noch einen höheren Berufsabschluss zu erwerben. Auch können Jugendliche in den Berufen, in denen es mehr gemeldete Ausbildungsstellen als Bewerber gibt, ihr Glück versuchen. Beispielsweise sind viele Ausbildungsstellen für Köche und Restaurantfachleute sehr schwer zu besetzen. Auch in einzelnen Handwerksberufen bleiben viele Stellen unbesetzt.

Ein Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) bietet Schulabbrechern die Chance, mehrere Berufsfelder kennenzulernen. Welche Möglichkeiten gibt es für Schulabbrecher noch?

THALHAMMER: Es gibt berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen, welche von den Arbeitsagenturen vor Ort vermittelt werden. Sie richten sich an Bewerber, die die Schulpflicht bereits erfüllt haben, noch keine Ausbildungsstelle gefunden haben und Unterstützung bei der Berufswahl benötigen. Der große Vorteil dabei ist, dass Jugendliche mehrere Betriebspraktika machen und fehlendes theoretisches Wissen nachholen können. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, eine Berufsfachschule zu besuchen, die für einen Beruf qualifiziert.

Und welche Optionen sind geeignet, um einen Schulabschluss nachzuholen?

THALHAMMER Unter bestimmten Voraussetzungen kann der Hauptschulschluss während den berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen nachgeholt werden. Auch an der Berufsfachschule ist der Hauptschulabschluss nach einem Jahr möglich. Weitere Möglichkeiten sind der Besuch einer Abendschule oder der Abschluss der Berufsschule. Letzteres geht nur, wenn der Jugendliche einen Ausbildungsplatz hat.

 Vanessa Thalhammer.

Vanessa Thalhammer.

Foto: THOMAS RIESE

Welche Tipps sollten Schulabbrecher bei der Bewerbung um eine Lehrstelle beherzigen?

THALHAMMER Sie sollten in der Bewerbung signalisieren, dass sie Interesse an einem Praktikum haben. So kann sich der Arbeitgeber ein Bild vom Bewerber machen. Ein fehlender Schulabschluss heißt nicht, dass der Jugendliche keine Talente hat. Während des Bewerbungsprozesses sollte man zur Berufsberatung einer Agentur für Arbeit oder eines Jobcenters gehen. Es gibt viele Fördermöglichkeiten, Bewerber und Arbeitgeber erfolgreich zusammenzubringen.

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