Luftfahrt Die letzte Runde ist eingeläutet

Berlin · Heute endet die Bieterfrist für Air Berlin. Die Entscheidung könnte sich verzögern.

 Symbolfoto: Paul Zinken/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

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Foto: dpa/Paul Zinken

„Hat Air Berlin noch eine Zukunft?“ Es ist die große Frage, die sich nicht nur Passagiere stellen. Air Berlin stellt sie selbst, auf ihrer Website. Antwort: Verkaufsverhandlungen Erfolg versprechend, können „zeitnah finalisiert“ werden. Heute endet die Bieterfrist.

Wer will Air Berlin kaufen?

Es gibt eine Reihe von Interessenten für die Airline, die seit Jahren rote Zahlen schreibt, aber begehrte Start- und Landrechte hält. Die meisten haben sich erst nach dem Insolvenzantrag vor vier Wochen gemeldet. Vorstandschef Thomas Winkelmann hatte jedoch schon im Frühjahr die Partnersuche ausgerufen, mindestens seitdem gibt es Gespräche mit der Lufthansa. Der deutsche Marktführer könnte rund 90 der 144 Flugzeuge übernehmen, hieß es zwischenzeitlich. Verhandelt wird laut Air Berlin mit drei weiteren Airlines. Beobachter nennen unter anderem Easyjet. Condor zieht gemeinsam mit Niki Lauda ins Rennen, dem Ex-Formel-1-Star. Er ist Gründer und war lange Eigentümer der Air-Berlin-Tochter Niki. Lauda und Condor wollen nach Medienberichten für 38 Maschinen der Air Berlin und Niki ein Angebot abgeben. Lauda bezifferte das Angebot auf 100 Millionen Euro. Interesse angemeldet haben auch der Nürnberger Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl und der frühere EnBW-Chef Utz Claassen. Aus Berlin hoben eine Spedition und ein Hotelier die Hand. Als letzter brachte sich der chinesische Betreiber des Flugplatzes Parchim ins Gespräch. Wie ernsthaft das ist, wird sich zeigen.

Welche Teile wollen die Investoren?

Etwa die nicht insolvente Tochter Niki, für die Lufthansa schon ein konkretes Angebot abgegeben hat. Die Lufthansa-Tochter Eurowings sucht bereits Piloten, Co-Piloten sowie Flugbegleiter für zusätzliche Flugzeuge. Auch an Langstreckenflugzeugen hat Lufthansa Interesse. 14 ältere Boeing-Jets, die Air Berlin zu hohen Kosten von Tuifly gemietet hat, könnten an den Touristikflieger des Tui-Konzerns zurückfallen.

Wie sieht der weitere Zeitplan aus?

„Wir streben eine Lösung im Gläubigerausschuss am 21. September an“, bekräftigte Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann trotz der jüngsten Chaostage. Der Berliner „Tagesspiegel“ meldet allerdings, dass sich eine Entscheidung bis zum 25. September hinziehen könnte – also bis einen Tag nach der Bundestagswahl. Der Verkauf soll schnell unter Dach und Fach, denn mit der Insolvenz gingen die Buchungen zurück. Zwar gibt es einen 150-Millionen-Euro-Kredit des Bundes, der bis Ende November reichen soll. Doch das ist die Annahme von vor vier Wochen, eine aktualisierte Prog­nose gibt es nicht. Nach den zahlreichen Flugausfällen wegen einer Krankheitswelle der Piloten in dieser Woche dürften noch weniger Menschen der Airline vertrauen. Damit fallen Einnahmen weg und der Weg zu den Teilverkäufen wird steiniger.

Was wollen die Gewerkschaften bei Air Berlin erreichen?

Bislang scheint es sehr wahrscheinlich, dass ein großer Teil des fliegenden Personals bei neuen Arbeitgebern unterkommen kann. Umstritten sind indes die genaue Vorgehensweise und erst recht die künftigen Bedingungen. Einige Berufsgruppen fürchten Einkommensverluste von bis zu 50 Prozent. Verdi und die Vereinigung Cockpit wollen verhindern, dass sich jeder beim neuen Arbeitgeber bewerben muss. Teure, alte oder aufmüpfige Kräfte  könnten aussortiert werden.

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