Wechsel bei der Landesbank Abschied nach 17 Jahren Saar-LB

Saarbrücken · Werner Severin übergibt zum Jahresende den Vorstandsvorsitz der Landesbank. Er hat die Bank durch stürmische Zeiten begleitet.

Schon zweimal hätte er seinen Schreibtisch räumen und sich in den Ruhestand zurückziehen wollen. Doch immer kam bei Werner Severin etwas dazwischen. Zunächst wurde der scheidende Vorstandsvorsitzende der Landesbank Saar (Saar-LB) Anfang 2015 für zweieinhalb weitere Jahre in die Pflicht genommen, als der Vertrag seines Vorgängers auf dem Chefsessel, Thomas Christian Buchbinder, nicht mehr verlängert wurde. Ab Juli kam ein weiteres halbes Jahr hinzu, weil die Eigentümer des Kreditinstituts – das Saarland und der Sparkassenverband Saar – entschieden hatten, jemanden von draußen zu suchen, der die Saar-LB künftig führen soll.

Diese Personalie ist inzwischen geklärt. Anfang 2018 löst Thomas Bretzger Severin an der Spitze der Bank ab. Jetzt kann sich der 66-Jährige entspannt ins Privatleben zurückziehen. „Das Feld ist bestellt“, meint er nur. Heute findet die offizielle Verabschiedung statt. „Dennoch soll der Dezember ein normaler Arbeitsmonat werden – abzüglich Resturlaub.“

„Auch der heutige Montag ist mit Gremiensitzungen gespickt“, erzählt er. Denn Severin will noch die von ihm mitentwickelte Strategie „Saar-LB 2020“ auf Kiel legen, die vorsieht, dass sich das Ergebnis der Bank bis 2020 um 20 Millionen Euro verbessern soll. Diese Strategie, die das Programm der nächsten Jahre umfasst, aber auch dem Nachfolger Beinfreiheit für eigene Gestaltungen lässt, sieht unter anderem vor, dass der Vertrieb weiter gestärkt werden soll – vor allem entlang der Rhein-Main-Schiene mit einem Büro in Mannheim und eventuell auch in Koblenz. Des Weiteren sollen die Sach- und Personalkosten gesenkt werden, wobei Letzteres ohne betriebsbedingte Kündigungen vonstatten gehen soll.

Seit 2001 gehört der Pfälzer Severin, der in Reuschbach, Kreis Kaiserslautern, geboren wurde, dem Vorstand der Landesbank als Vizechef an. Davor leitete er die Sparkasse Ludwigshafen. 2001 endete für Landesbanken allerdings auch eine Ära, die sein weiteres Berufsleben prägen sollte. Damals fiel auf Druck der EU die Staatshaftung weg – allerdings nur zum Teil. Denn zwischen 2001 und 2005 konnten sich die Landesbanken noch zu den alten Kondi­tionen refinanzieren. „Viele Institute saugten sich damals regelrecht mit billigem Geld voll“, erinnert er sich. Viele Milliarden landeten auf dem US-Immobilienmarkt, der in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts kollabierte.

„Danach fegte ein Orkan über uns hinweg“, sagt Severin. Doch die Saar-LB hatte den Sirenengesängen der US-Investmentbanker widerstanden. Die natürliche Scheu „von uns kleinen Provinzlern“, am ganz großen Rad zu drehen, erwies sich im Nachhinein als Segen, während so stolze Institute wie die Düsseldorfer West-LB „hinweggefegt wurden“. „Vor der Finanzmarktkrise waren wir die Nummer zwölf unter den Landesbanken, bald werden wir die Nummer fünf sein“, erzählt Severin schmunzelnd. Sie ist damit zwar immer noch die kleinste, aber die Liste der Institute ist sichtbar kürzer geworden.

Dennoch musste sich auch die Saar-LB „neu erfinden“. Die Hälfte der Bilanz wurde ab 2009/2010 „auf Null gefahren“. Dieses bestand aus dem internationalen Konsortial- und Wertpapier-Geschäft sowie aus dem Interbankengeschäft. „Heute sind wir eine Regionalbank mit einem starken Standbein in Frankreich“, sagt Severin. Mit dieser Ausrichtung verdient die Bank gutes Geld – trotz Niedrigzins, Regulierungswut und teurer IT-Aufrüstung. Daher zahlt sie ihren Gesellschaftern seit 2014 wieder eine Dividende.

Künftig kann sich der Freund der schönen Künste auf ausgiebige Museumsbesuche freuen und klassischen Konzerten lauschen. Saarbrücken, Bad Kreuznach und München sollen die Orte sein, in denen Severin mit seiner Frau abwechselnd leben will. Vor allem die bayerische Metropole hat es dem Vater zweier erwachsener Kinder angetan. Kein Wunder: Dort wohnt seine Tochter mit ihrer Familie, zu der seine zwei Enkel gehören. Dennoch sollen die Freunde an der Saar nicht zu kurz kommen – „versprochen“.

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