Wie Schüler in ihrer Jobwahl motiviert werden

Saarbrücken/Homburg · 16 weiterführende und allgemeinbildende saarländische Schulen erhalten heute erstmals das Berufswahlsiegel. Sie haben sich besonders viel einfallen lassen, um Schüler gezielt auf das Berufsleben vorzubereiten.

 Nils Grützner setzt sich an der Gemeinschaftsschule Neue Sandrennbahn in Homburg dafür ein, dass seine Schüler früh mit dem Berufsleben vertraut gemacht werden. Bei einem Konstruktionswettbewerb der Ingenieurkammer belegten die jungen Leute mit dem Modell dieses Aussichtsturms den dritten Platz. Foto: Jacobi

Nils Grützner setzt sich an der Gemeinschaftsschule Neue Sandrennbahn in Homburg dafür ein, dass seine Schüler früh mit dem Berufsleben vertraut gemacht werden. Bei einem Konstruktionswettbewerb der Ingenieurkammer belegten die jungen Leute mit dem Modell dieses Aussichtsturms den dritten Platz. Foto: Jacobi

Foto: Jacobi

Zum ersten Mal wird heute im Saarland das Berufswahlsiegel verliehen. Mit dem Siegel werden Schulen ausgezeichnet, die sich vorgenommen haben, ihre Schüler früh und vor allen Dingen gezielt auf das Berufsleben mit seinen Anforderungen vorzubereiten.

Insgesamt 16 weiterführende und allgemeinbildende Schulen erhalten das Siegel: zwölf Gemeinschaftsschulen, drei Gymnasien und jeweils eine Förder- und eine Realschule. "Rund 20 Prozent aller Schulen, die für eine solche Auszeichnung infrage kämen, haben sich beworben", sagt Stephanie Vogel, die für die Landesarbeitsgemeinschaft Schule-Wirtschaft das Projekt betreut. "Das ist für den ersten Durchlauf eine sehr gute Quote", sagt sie.

Die Anforderungen, die an das Berufswahlsiegel gestellt werden, sind hoch. Zunächst muss ein umfangreicher Fragebogen ausgefüllt werden. Diesen geht ein dreiköpfiges Team aus den Bereichen Schule, Wirtschaft und Berufsberatung durch. Ist diese Hürde genommen, kommen die drei Experten vor Ort und schauen sich an, ob die Angaben und die schulische Realität übereinstimmen.

So müssen die Schulen sicherstellen, dass sie mit den Betrieben und anderen Akteuren in der Region gut vernetzt sind, um den jungen Leuten in möglichst vielen Berufsfeldern ein Praktikum anbieten zu können. Die Berufswahl soll außerdem ein fester Bestandteil des Unterrichts sein. Dazu kann gehören, dass die Mädchen und Jungen schon ab der Klasse fünf mit Recherchen beginnen, welche Berufe und Arbeitsfelder es eigentlich gibt. Es können auch ein Bewerbertraining oder der Besuch eines Berufsinformationszentrums (BIZ) der Arbeitsagentur Saarland angeboten werden. Hinzu kommen regelmäßige Praktika in den Klassenstufen 8 und 9. "Die Förderung der Berufswahl muss so fest im Alltag der Schulen verankert sein, dass die Anstrengung nicht nachlässt, wenn ein engagierter Lehrer die Schule wechselt", betont Stephanie Vogel. Dazu gehöre auch, "dass die Eltern von Anfang an mit eingebunden werden".

Wie das alles funktionieren kann, erläutert Nils Grützner, Lehrer an der Gemeinschaftsschule Neue Sandrennbahn in Homburg-Erbach. Er unterrichtet dort die Fächer "Arbeitslehre" sowie "Fachberufe und Wirtschaft". Er will den Schülern beibringen, dass "sie nicht für einen möglichst hohen Abschluss lernen, sondern sich frühzeitig überlegen sollten, was sie im Berufsleben machen wollen". Wenn etwa im Fach Arbeitslehre die Holzbearbeitung ansteht, "organisiere ich die Besichtigung einer Schreinerei". Auch Firmenbesuche bei Industrie-Unternehmen in Homburg gehören an dieser Schule zum Standard. Wobei kein Schüler gezwungen wird, an den Terminen teilzunehmen. "Wenn ihre Klassenkameraden anschließend davon erzählen, merken die anderen, dass sie etwas verpasst haben, und wollen beim nächsten Mal auch dabei sein", weiß Grützner. Mit seinen jüngeren Schülern (bis Klasse 7) nimmt er an einem Konstruktionswettbewerb teil, den die Saar-Ingenieurkammer regelmäßig ausschreibt. 2015 belegten die jungen Leute mit ihrem Modell eines Aussichtsturms den dritten Platz.

Zusammen mit der Firma Burgard - Ausbau + Fassade renoviert Grützner mit seinen Schülern auch mal Klassenzimmer. "Davon hat jeder etwas: die Schule, die Firma und die Schüler ". Anschließend werden gemeinsam mit den Eltern die mit der Renovierung verbundenen Berufe wie Maler oder Stuckateur vorgestellt. "Einige der jungen Leute haben danach bei uns eine Lehre gemacht", sagt Christian Hirsch, der bei Burgard als Maler arbeitet. Auch bietet die Schule einen Computerführerschein an. "Wer ein solches Zertifikat neben dem Zeugnis der Bewerbungsmappe beilegen kann, erhöht seine Chancen", sagt Grützner.

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Hintergrund Das Berufswahl-Siegel wird von einem Gremium vergeben, das von vielen Partnern unterstützt wird. Dazu gehören das Bildungs- und das Wirtschaftsministerium, die Wirtschaftskammern IHK und HWK, das Landesinstitut für Pädagogik und Medien, die Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit sowie die Vereinigung der Saarländischen Unternehmensverbände (VSU). Federführend koordiniert die bei der VSU angesiedelte Landesarbeitsgemeinschaft Schule-Wirtschaft die Projekte. Umgesetzt werden sie vom Verein Alwis (Arbeitsleben, Wirtschaft, Schule). Internet: www.berufswahlsiegel-saarland.de low

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