Werk in Saarbrücken Saarland will Halberg Guss nicht enteignen

Saarbrücken · Es geht um Hunderte von Arbeitsplätzen im Saarland. Nach Ansicht der Linken könnten sie mit einer Enteignung gerettet werden. Die Regierungskoalition lehnt das als „Scheinlösung“ ab.

 (Symbolbild).

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Foto: dpa/Oliver Dietze

Der saarländische Landtag hat eine Forderung der Linken nach Verstaatlichung des Autozulieferers Neue Halberg Guss (NHG) abgelehnt. Nur die sechs Mitglieder der von Oskar Lafontaine geführten Linke-Fraktion stimmten am Dienstag für den Vorstoß. Lafontaine plädierte für eine Enteignung, weil auch die saarländische Verfassung darin eine Möglichkeit sehe, den Missbrauch von wirtschaftlicher Macht zu verhindern. Der Eigentümer, die bosnisch-deutsche Prevent-Gruppe, handele „kriminell“: „Es geht hier um die mutwillige Zerstörung von Arbeitsplätzen.“

Versuche, einen Sozialtarifvertrag auszuhandeln oder einen Käufer für das Unternehmen zu finden, blieben bisher ergebnislos. In Saarbrücken sollen bis Ende März 2019 rund 400 Stellen gestrichen werden, der Standort Leipzig mit 700 Beschäftigten soll dann geschlossen werden. Die Firma hat im Streit mit dem wichtigsten Kunden Volkswagen wichtige Aufträge für Motorblöcke verloren.

Besonders scharf kritisiert wurde der Enteignungs-Antrag von der saarländischen Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD). Die geforderte Enteignung sei nicht rechtmäßig. „Sie wissen es“, sagte sie an Lafontaine gerichtet. „Es ist eigentlich eine Schande und es ist verantwortungslos gegenüber allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die auf eine echte Lösung hoffen, hier so anzutreten.“ Lafontaine habe „Scheinlösungen“ präsentiert. Es sei „verantwortungslos, hier Steine für Brot zu verkaufen“ und Hoffnungen zu wecken, die nicht erfüllt werden könnten.

„Nach unserer Einschätzung besteht eine realistische Möglichkeit, dass wir zu einem Eigentümerwechsel kommen können“, sagte die Ministerin. „Ein Abschluss eines Kaufvertrages ist möglich. Er muss aber auch von allen Beteiligten tatsächlich gewollt sein.“ Ein Sprecher des Unternehmens hatte am Montag erklärt: „Es laufen mit verschiedenen Interessenten Gespräche über einen Verkauf des Unternehmens.“ Es zeichne sich aber „aktuell noch keine kurzfristige Lösung ab“. Teilweise gebe es nur Interesse an Teilen des Unternehmens und „vage Absichtserklärungen“: „Nicht alle Interessenten sind seriös.“

Lafontaine formulierte: „Dass bei der Neuen Halberg Guss kriminell gehandelt wird, möchte ich für meine Fraktion feststellen.“ Für ihn sei auch der Tatbestand der Untreue erfüllt. „Irgendwann ist der Punkt gekommen, wo eine verantwortliche Landesregierung erkennen muss: Mit Kriminellen kann man nicht verhandeln. Die haben eine ganz klare Konzeption. Das ist die Konzeption eines Finanzhais.“ Enteignungen seien nicht nur in der Verfassung des Saarlandes und der Bundesrepublik vorgesehen, sie seien „auch Praxis in Deutschland“.

(dpa)
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