Landwirtschaft Regionales direkt aus dem Automaten

Saarbrücken · Die Zahl der Verkaufsgeräte für Milch, Eier und Co. wächst im Saarland. Das Angebot entspricht offenbar dem Zeitgeist.

 Eine Milchbar in Obersalbach: Bäuerin Susanne Altmeyer (r.) hilft Bianca Henss beim Abfüllen einer Flasche Milch.

Eine Milchbar in Obersalbach: Bäuerin Susanne Altmeyer (r.) hilft Bianca Henss beim Abfüllen einer Flasche Milch.

Foto: Fred kiefer/Fred Kiefer

Mit der Milch ging es los. Bauern aus dem Bliestal, aus den Kreisen Merzig und Saarlouis stellten Automaten auf und verkauften darüber ihre Landmilch. Direkt an die Kunden, vorbei am Großhandel. Vor knapp zehn Jahren hat der automatisierte Verkauf im Saarland begonnen. Inzwischen ist das Angebot gewachsen. „Die Zahl der Automaten nimmt jährlich zu“, sagt Hans Lauer, Hauptgeschäftsführer des Bauernverbandes Saar. „Verkaufsautomaten entsprechen dem Zeitgeist. Regionale Produkte direkt vom Erzeuger zu erhalten, ohne festgelegte Verkaufszeiten und bei guter Qualität liegt im Trend.“

Von Milch bis Nudeln

Zwischen 17 und 20 Landwirte verkaufen nach Angaben des Bauernverbands mittlerweile Produkte wie Milch, Eier, Kartoffeln, Fleisch, Gemüse und Nudeln über die Geräte. Teilweise kooperieren die Bauern auch untereinander, um die Warenpalette zu erweitern. „Diese Kooperationen dienen zur Verbesserung der Attraktivität des Verkaufsangebots“, sagt Lauer. Ein Beispiel dafür ist der Hof von Alfred Altmeyer im Heusweiler Ortsteil Obersalbach-Kurhof. „Das Fleisch, das bei einem Metzger weiterverarbeitet wird, und die Milch stammen von unserem Hof. Der Rest wird zugekauft“, erklärt Susanne Altmeyer. Ihre Motivation: „Ich wollte dem Verbraucher die Rohmilch wieder näher bringen.“ Etwa 70 Liter Milch würden pro Tag gezapft. „Mal mehr, mal weniger“, sagt sie. Die Investition von rund 15 000 Euro pro Automat hätte sich gelohnt, das Fazit nach etwas mehr als einem Jahr sei gut, auch wenn es Rückschläge gab. „Die Automaten wurden zweimal aufgebrochen.“

24-Stunden-Angebot

Die Geräte haben ihre Vorteile. Der Bauer kann zu jeder Tageszeit den Automaten befüllen. Kunden sind durch das 24-Stunden-Angebot nicht mehr an die Öffnungszeiten gebunden. Landwirte sparen sich zudem den Zwischenhändler. Auch wenn der Absatz eher gering im Vergleich zur Abnahmemenge der Großhändler erscheint, ist die Gewinnspanne um einiges größer. Etwas unter 40 Cent würde laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft von Molkereien Ende 2017 an die saarländischen Bauern pro Kilogramm Milch gezahlt. Am Automaten kostet ein Liter (1,02 Kilogramm) meist einen Euro.

Neue Kunden für den Hofladen

Simon Wack vom Hofgut Wack in Ommersheim sieht seinen sogenannten Regiomat auch als Eisbrecher, der neue Kunden in seinen Hofladen lockt. Er begann im Oktober 2013 Wurstwaren, Milch und Eier anzubieten. „Bis auf ein paar kleine technische Probleme habe ich gute Erfahrungen gemacht und bin ganz zufrieden“, sagt er. Zuvor, im Jahr 2011, hat er bereits seine „Milich Heisje“ eröffnet – kleine Holzhütten mit Kühlschränken. Das besondere ist, dass das Geschäft auf Vertrauensbasis basiert. Wer sich etwas nimmt, zahlt dafür Geld in die Kasse. Ein Konzept, an das sich die überwiegende Mehrheit seiner Kunden halte. „Manchmal wird etwas mitgenommen ohne zu bezahlen. Viele andere Kunden runden die Preise im Gegenzug jedoch auf.“

Auch für Touristen

Und nicht nur Landwirte mischen in dem Geschäft mit. Im Landkreis Merzig-Wadern ist auch die Tourismuszentrale Projektträger dreier Regiomaten. Diese sind Teil des EU-Förderprojektes „Komfortzone Premiumwege“ – investiert wurden 41500 Euro. Die Grundidee war, Touristen auf den Wanderwegen mit regionaltypischen Produkten wie Roh­essern zu versorgen, sagt Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich (CDU). Und so sind die Automaten auch unmittelbar an den Routen von Premium-Wanderwegen oder dem Fernwanderweg Saar-Hunsrück-Steig zu finden. Die Standorte sind allerdings so gewählt, dass sie auch mit dem Auto erreichbar sind. „Die Automaten sind auch ein Element der Nahversorgung und für die Bevölkerung interessant“, sagt Schlegel-Friedrich. Allerdings: „Einen Supermarkt ersetzen sie nicht.“

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