IWF sieht Risiken im Bankengeflecht IWF sieht Risiken in Bankengeflecht

Washington · Direktor für Geldpolitik rechnet mit Gefahren für das weitere weltweite Wachstum.

() Zu hohe Schulden und noch immer zu viele faule Kredite: Ungeachtet einer besser gewordenen Stabilität auf den Finanzmärkten und eines zyklischen Aufschwungs der Weltwirtschaft hat der Internationale Währungsfonds (IWF) gestern vor großen Risiken im internationalen Bankengeflecht gewarnt. „Die Erholung schreitet eindeutig voran. Aber wenn man sich nicht um die Gefahren kümmert, drohen Risiken für das weltweite Wachstum“, sagte gestern der Direktor für Geldpolitik und Kapitalmärkte beim IWF, Tobias Adrian, in Washington. Er stellte den zweimal jährlich erscheinenden Bericht zur Finanzmarktstabilität des IWF vor.

Der Druck durch hohe Schuldenlast erfasse neben Banken inzwischen auch andere Wirtschaftszweige. In China, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, habe der Bankensektor eine Größe erreicht, die das Dreifache der Wirtschaftsleistung des Landes umfasst. In Indien treffe ein schwacher Bankensektor auf eine schwache Realwirtschaft. In Nordafrika gebe es in einigen Ländern Probleme mit hoher Schuldenlast, sagte Adrian, der die Kapitalmarktabteilung des IWF seit Anfang des Jahres leitet.

Die lange Periode ultrabilligen Geldes hatte viele Unternehmen und Privatleute zur Aufnahme hoher Kredite zu Niedrigzinsen verleitet. Insgesamt sind in den entwickelten Ländern die Privathaushalte laut IWF mit im Schnitt 65 Prozent des Bruttoinlandsproduktes verschuldet. „Die lange geldpolitische Unterstützung für die großen Volkswirtschaften könnte zum Aufbau neuer finanzieller Exzesse führen“, warnt der Fonds in seinem Bericht.

„Zu viel Geld ist auf der Jagd nach zu wenigen ertragreichen Anlagen“, sagte Adrian. Nur fünf Prozent aller festverzinslichen Anlagen werfen einen Ertrag von über vier Prozent ab. Vor der Finanzkrise waren es noch 80 Prozent. Deshalb ließen sich viele Investoren in Regionen außerhalb ihrer eigentlichen Risiko-Grenzen drängen. Der Jubel über immer neue Rallyes an den Börsen erscheint so in einem anderen Licht. Weltweit könne ein Drittel der systemrelevanten Banken voraussichtlich bis 2019 noch keine nachhaltigen Gewinne erwirtschaften, sagte Adrian.

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