Volksbank Bank 1 Saar zeigt sich offen für Zusammenschlüsse

Saarbrücken · Als größte Volksbank im Land sieht sich die Bank 1 Saar als Partner für kleinere Volksbanken. Für einen Zusammenschluss ist sie gut gerüstet. Denn die Zahlen sind sehr solide.

 Die Vorstände Kurt Reinstädtler, Uwe Arendt, Carlo Segeth und Gerhard Gales (v.l.) der Bank 1 Saar.

Die Vorstände Kurt Reinstädtler, Uwe Arendt, Carlo Segeth und Gerhard Gales (v.l.) der Bank 1 Saar.

Foto: BeckerBredel

Deutlicher hätte Carlo Segeth, Vorstandschef der Bank 1 Saar, kaum werden können: „Ich glaube, dass es ökonomisch einfach nicht sinnvoll ist, dass sieben einzelne Volksbanken im Saarland Bilanzen erstellen, ein eigenes Risiko-Controlling haben, die Regulatorik abarbeiten und eigenes Marketing machen.“ Sprich: Ökonomisch weit sinnvoller wäre es, aus sieben, sechs, fünf oder vielleicht sogar vier Banken zu machen. Konkrete Pläne gebe es zwar noch nicht, „aber wir führen Gespräche in alle Richtungen.“

Eine Fusion ist aktuell im Gange

Erst vor knapp einem Jahr ist eine Großfusion im Volksbanken-Sektor im Saarland verkündet worden. Im April gaben die Volksbank Westliche Saar plus, die mit einer Bilanzsumme von fast 900 Millionen Euro vor allem im Gebiet um Saarlouis stark ist, ihren Zusammenschluss mit der Vereinigten Volksbank bekannt. Diese Volksbank, deren Geschäftsbereich vor allem Dudweiler, Sulzbach und Dillingen umfasst, hat eine Bilanzsumme von einer Milliarde Euro.

Regionale Identität erhalten

Bei einer möglichen Fusion mit einer anderen Volksbank steht für Segeth im Vordergrund, dass die regionale Identität der beiden Partner erhalten bleibt. So sei vielen Kunden der Volksbank Neunkirchen nicht bewusst, dass diese bereits seit 2004 zur Bank 1 Saar gehört. Nachdem die Volksbank Westliche Saar plus gerade mit der Vereinigten Volksbank zusammengeht, wären mögliche Partner die Volksbank Untere Saar, die Levo-Bank, die Volksbank Homburg, die Volksbank Saarpfalz. und die Volksbank St. Wendeler Land.

Bank 1 Saar als größte Volksbank

Dass auch die Bank 1 Saar für eine solche Fusion gut aufgestellt ist, zeigen die aktuellen Zahlen. Mit einer Bilanzsumme von 3,185 Milliarden Euro ist die Bank 1 Saar die größte Volksbank im Land, sie betreut Kundenkredite in Höhe von 2,406 Milliarden Euro – ein Plus von 72 Millionen und Kundenanlagen von 3,972 Milliarden Euro, acht Millionen mehr als im Vorjahr. Das gesamte betreute Kundenvolumen betrug im vergangenen Jahr 6,298 Milliarden Euro nach 6,378 Milliarden Euro.

 Carlo Segeth, der Vorstandsvorsitzende der Bank 1 Saar

Carlo Segeth, der Vorstandsvorsitzende der Bank 1 Saar

Foto: BeckerBredel

Zins-Rückgang durch Provisionen ausgeglichen

Trotz dem schwierigen Zinsumfeldes ist es der Bank gelungen, die Einnahmen aus Zins und Provisionen fast stabil zu halten. Währen der Zinsüberschuss von 60,9 auf 58,6 Millionen Euro gesunken ist, hat die Bank den Provisionsüberschuss von 26,3 auf 27,9 Millionen Euro gesteigert. Letztlich bleibe unterm Strich ein Jahresüberschuss von 5,9 Millionen Euro stehen, sagt Segeth. Der Gewinn hätte auch deutlich höher ausfallen können, aber die Bank hat rund drei Millionen Euro investiert, um Belastungen in der Zukunft zu reduzieren. So hat die Bank laut Segeth die ausgelagerten Pensionsverpflichtungen zusätzlich gegen Zinsrisiken abgesichert und bereits feststehende Schulungsmaßnahmen vorfinanziert. „Damit haben wir bereits jetzt für die kommenden Jahre eine Entlastung geschaffen.

Starkes Eigenkapital

Doch auch so ist die Bank für die Zukunft schon gut gerüstet. Aktuell betrage die Eigenkapitalquote der Bank 18,4 Prozent, sagt Segeth. Die Kernkapitalquote 15,2 Prozent. Derzeit sindgerade einmal 9,2 Prozent Eigenkapitalquote nötig, ab kommendem Jahr 10,5 Prozent. „Da sind wir noch sehr komfortabel unterwegs“, sagt Segeth. Trotzdem werde das Eigenkapital weiter aufgebaut. Zum Jahresende betrug es 186,8 Millionen Euro.

Kosten stabil

Die stabile Situation der Bank ist auch auf die konstant gebliebenen Verwaltungsausgaben zurückzuführen. Bei den Sachkosten gab es zwar ein Plus von 23,3 Millionen auf 23,9 Millionen Euro, dafür sanken die Personalkosten von 38,2 Millionen auf 37,6 Millionen. Der Personalbestand ist im Laufe des vergangenen Jahres von 556 auf 545 Mitarbeiter gesunken. Das habe auch mit der Entwicklung der vergangenen Jahre zu tun, sagt Segeths Vorstandskollege Kurt Reinstädtler: „Vor rund zehn Jahren hatten wir noch 67 Filialen, heute sind es noch 20 Filialen, 17 so genannte Service-Points und 18 SB-Stellen. „Statt der Beratung in den Filialen haben wir unsere Telefonberatung deutlich ausgebaut“, sagt Segeth. In Neunkirchen betreibt die Bank ein Kundenberatungs-Center, das sämtliche Fragen rund ums Konto bearbeitet. Außerdem gebe es immer mehr Kunden, die nur noch auf ein Online-Konto setzen und kaum noch Beratung in den Filialen nachfragen. „Diese Entwicklung beobachten wir natürlich und reagieren entsprechend“, sagt Segeth.

Kein Negativzins

Einen Negativzins für Privatkunden, wie er angesichts der Niedrigzinsphase immer wieder diskutiert wird, schließt Segeth definitiv aus. Es gebe zwar institutionelle Anleger, bei denen solch ein Zins denkbar und auch gerechtfertigt wäre, für Privatanleger sei er allerdings tabu. „Außerdem ist die Zinsentwicklung langfristig eher positiv“, sagt Segeth. Da es in der Vergangenheit keinen Negativzins gegeben habe, werde es ihn in Zukunft sicherlich auch nicht geben.

Soziales Engagement

Für die Zukunft fasst der Vorstand der Bank 1 Saar die Gründung einer Stiftung ins Auge, die sich vor allem um soziale Belange kümmern soll. „Da wir viele Anfragen in dieser Richtung bekommen, halten wir ein Stiftungsmodell für den richtigen Ansatz“, sagt Segeth. Noch allerdings sei die Stiftung eine Idee, die über das Jahr weiterentwickelt werden solle.

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