Arcelor-Mittal braucht Milliarden

Luxemburg · Der Verfall der Stahl- und Rohstoffpreise trifft den weltgrößten Stahlhersteller Arcelor-Mittal hart. Nach tiefroten Zahlen zieht der Konzern mit Hauptsitz in Luxemburg Konsequenzen.

 Finanzchef Aditya Mittal hofft, dass die EU Zölle auf Billigstahl aus China erhebt. Foto: Arcelor-Mittal

Finanzchef Aditya Mittal hofft, dass die EU Zölle auf Billigstahl aus China erhebt. Foto: Arcelor-Mittal

Foto: Arcelor-Mittal

Der Verfall der Stahl- und Rohstoffpreise hat dem weltgrößten Stahlhersteller Arcelor-Mittal 2015 einen Rekordverlust eingebrockt. Unter dem Strich stand ein Fehlbetrag von fast acht Milliarden US-Dollar (rund 7,2 Milliarden Euro), wie der Konzern in Luxemburg mitteilte. Es ist der vierte Jahresverlust nacheinander und der höchste seit der Fusion der Stahlunternehmen Arcelor und Mittal im Jahr 2007. Der Umsatz sackte um fast ein Fünftel auf 63,6 Milliarden Dollar . Der Konzern bittet die Aktionäre nun um frisches Geld und streicht die Dividende. Zudem kündigte der Vorstand Einschnitte in Spanien und den USA an. In Deutschland seien dagegen keine Kürzungen vorgesehen. Hierzulande betreibt der Konzern vier Werke - in Bremen, Eisenhüttenstadt, Duisburg und Hamburg - mit insgesamt gut 9000 Mitarbeitern.

Um den Schuldenberg zu verkleinern, will sich das Unternehmen nun drei Milliarden Dollar am Aktienmarkt beschaffen. Die Mittal-Familie - mit 37 Prozent größter Aktionär - kündigte an, voll mitzuziehen und rund 1,1 Milliarden Dollar beizusteuern. Zudem kündigte das Unternehmen den Verkauf seiner Minderheitsbeteiligung am spanischen Autozulieferer Gestamp für 875 Millionen Euro an. Diese Schritte sollen die Schulden um vier Milliarden auf unter zwölf Milliarden Dollar drücken.

Seit Jahren kämpft die Stahlbranche vor allem in Europa mit Überkapazitäten und niedrigen Preisen. 2015 hat sich die Situation verschärft, weil China als größer Stahlproduzent weltweit wegen eigener Wirtschaftssorgen massenhaft Stahl auf den Weltmarkt wirft. Das setzt allen Stahlkonzernen zu. Arcelor-Mittal sitzt gleich doppelt in der Preisfalle. Denn dass die Rohstoffpreise ebenfalls kräftig fallen, bedeutet für den Konzern keine Erleichterung. Das Unternehmen hatte in den vergangenen Jahren, als Rohstoffe zunehmend teurer wurden, in den Ausbau einer eigenen Erzförderung investiert. Das erweist sich nun als Belastung.

Der Konzern bemühte sich gestern aber, etwas Hoffnung zu schüren. "Die Preise dürften im vergangenen Quartal ihren Tiefpunkt erreicht haben", sagte Finanzchef Aditya Mittal. Zudem dürfte die Stahlnachfrage in Europa und den USA steigen. Und der Konzern hofft darauf, dass die EU die Branche bald mit Zöllen vor Dumping-Importen schützt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort