Haftbefehle gegen Finanz-Manager

Auf mehr als 20 Millionen Euro beziffern Ermittler den Schaden, der auf das Konto einer Bande geht, die Anleger über Schneeballsysteme geprellt haben soll. Drei Saarländer und ein Zweibrücker sitzen in Haft.

 Die Manager der durchsuchten Firmen sind jetzt in Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt Saarbrücken. Foto: Robby Lorenz

Die Manager der durchsuchten Firmen sind jetzt in Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt Saarbrücken. Foto: Robby Lorenz

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Saarbrücken. Nach monatelangen Ermittlungen haben die Wirtschaftsfahnder des Landespolizeipräsidiums und die Staatsanwaltschaft am Donnerstag zugeschlagen. Vorläufige Bilanz der Großrazzia mit Schwerpunkten im Saarland und in Sachsen: 126 Durchsuchungsbeschlüsse gegen 54 Personen und Institutionen wurden nach Angaben von Pressestaatsanwalt Christoph Rebmann vollstreckt. Gegen vier Manager im Alter von 38 bis 63 Jahren aus Saarbrücken, Riegelsberg, Wallerfangen und Zweibrücken ergingen Haftbefehle . Sie sitzen in der Justizvollzugsanstalt Saarbrücken in Untersuchungshaft.

Unweit der Haftanstalt, in einem Gewerbegebiet nahe der Grenze zu Frankreich, liegt auch die angebliche Zentrale von mehreren Firmen, über die betrügerische Geschäfte zumindest teilweise abgewickelt worden sein sollen. Erst Ende April fand an diesem Firmensitz eine von angeblich 200 Teilnehmern besuchte Motivationsveranstaltung für Vertriebsleute in Deutschland und Frankreich statt. Es geht um zwei so genannte Schneeballsysteme, über die Kapitalanleger und Investoren mutmaßlich abgezockt wurden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit gegen zwölf Beschuldigte, darunter sind auch zwei saarländische Rechtsanwälte.

Der Vorwurf in beiden Ermittlungskomplexen: Gewerbs- und bandenmäßiger Betrug im großen Stil sowie Insolvenzverschleppung. Der Gesamtschaden wird vorläufig auf mehr als 20 Millionen Euro geschätzt. Im Rahmen der Großrazzia konnten bislang rund 1,1 Millionen Euro über dinglichen Arrest gesichert werden.

Eine zwischenzeitlich insolvente Firma Alphapool, deren Sitz zuletzt von Saarbrücken nach Leipzig verlegt wurde, spielt im ersten Ermittlungskomplex die Hauptrolle. Die Fahnder gehen offenbar davon aus, dass der 63-jährige Saarbrücker T. und der Riegelsberger K. (54) die Köpfe der Bande sind. Der 60-jährige Firmen-Vorstand aus Wallerfangen soll von ihnen als Strohmann eingesetzt worden sein. Über einen eigenen Vertrieb habe die Alphapool in insgesamt 873 Fällen Kapitallebensversicherungen, Bausparverträge und Investmentdepots mit einem Gesamtvolumen von mehr als zehn Millionen Euro von Privatleuten aus dem gesamten Bundesgebiet angekauft und die Rückkaufwerte vereinnahmt. Die zwei saarländischen Anwälte wurden für die Abwicklung mit den Versicherungen eingeschaltet. Die Kunden wurden mit angeblich ertrags- und renditestarken Anlagen geködert. So wurde beispielsweise eine 30-prozentige Zahlung des Rückkaufwertes versprochen und in acht Jahren die Verdoppelung der Anlage. Das Geld wurde offenbar in ein eigenes Firmengeflecht gepumpt und wohl auch genutzt, um den luxuriösen Lebensstil der beiden Firmenmanager T. und K. zu finanzieren.

Bis nach Liechtenstein führen Spuren im zweiten Ermittlungskomplex "Bonofa". Hier wurden offenbar über Netzwerke verschiedene Vertriebswege für ein Schneeballsystem aufgebaut. Gehandelt wurde dabei wohl mit wertloser Computersoftware. Die Preise dafür reichten - je nach Karrierestufe des Verkäufers - von 300 bis 2500 Euro. Weltweit sollen 60 000 Beteiligte betroffen sein.

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