Wirtschaft kommt langsam in Fahrt

Frankfurt/Wiesbaden · Die deutsche Wirtschaft kommt allmählich wieder in Schwung. Die Exportwirtschaft startet mit einem kräftigen Plus in den Frühling, und die Unternehmen bauen ihre Produktion unerwartet aus. An ein kräftiges Wachstum für 2013 glaubt die Bundesbank trotzdem nicht mehr.

Nach dem schwachen Winterhalbjahr traut die Bundesbank der deutschen Wirtschaft 2013 nur ein Miniwachstum zu. Die anhaltende Krise im Euroraum bremse die Exporte, die insgesamt sogar etwas unter dem Vorjahresniveau bleiben könnten, schreibt die Notenbank in ihrer gestern veröffentlichten Prognose. 2014 werde der Außenhandel das Wachstum aber wieder kräftig antreiben.

Für 2013 senkten die Währungshüter daher ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum auf 0,3 Prozent, vor einem halben Jahr hatten sie noch 0,4 Prozent vorhergesagt. Für 2014 erwarten sie nun einen Anstieg der Wirtschaftsleistung um 1,5 Prozent. Insgesamt haben sich die konjunkturellen Perspektiven zuletzt aufgehellt und die deutsche Wirtschaft kommt langsam wieder in Schwung, ist die Bundesbank überzeugt. "Eine wichtige Voraussetzung für den von uns unterstellten Wachstumspfad ist eine nachhaltige Belebung der Weltwirtschaft", sagte Notenbank-Präsident Jens Weidmann. "Viel wird davon abhängen, dass sich die wirtschaftliche Lage in den Krisenländern des Euroraums stabilisiert, und dort Auftriebskräfte nach und nach die Oberhand gewinnen", sagte Weidmann.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) ist schon für dieses Jahr optimistischer und glaubt weiter daran, dass die Ausfuhren 2013 um zwei Prozent zulegen werden. Für diese Prognose spricht, dass Deutschlands Exporteure nach einem durchwachsenen Jahresstart sehr stark in den Frühling gekommen sind. Die Ausfuhren stiegen im April zum Vormonat um 1,9 Prozent und damit so stark wie seit fast einem Jahr nicht mehr, wie das Statistische Bundesamt berichtete.

Die Impulse kamen wieder in erster Linie aus Übersee. "Erfreulich ist jedoch, dass auch das Wachstum in der Eurozone wieder zurückgekehrt ist", sagte der Präsident des Außenhandelsverbands BGA, Anton Börner. Dennoch tritt er auf die Euphoriebremse: "Die Krise in der Eurozone ist immer noch nicht überwunden. Die EU bleibt auf absehbare Zeit jedoch unser wichtigster Absatzmarkt."

Robuste Binnenkonjunktur

Noch stärker als die Ausfuhren legten im April die Importe zu. Sie stiegen im Monatsvergleich um 2,3 Prozent, was auf eine robuste Binnennachfrage schließen lässt. "Das macht Hoffnung für die deutsche Konjunktur", sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Zumal die deutschen Unternehmen im April überraschend ihre Produktion ausbauten. Wie das Wirtschaftsministerium gestern mitteilte, zeigen sich am Bau nach dem strengen Winter bereits deutliche Nachholeffekte. Die Aussichten auf ein gutes Ergebnis im zweiten Quartal hätten sich verbessert. Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen sagte: "Die Zahlen bestätigen, dass das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal deutlich zulegen wird. Allerdings dürfte dieses Tempo danach kaum gehalten werden."

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