Wirbel um mögliche Mafia-Kontakte Hollandes

Paris · Theater an Frankreichs Staatsspitze: Hollandes angebliche Liebesaffäre zieht weitere Kreise. Während Noch-Première-Dame Valerié Trierweiler sich von einer depressiven Verstimmung erholt, sorgen Berichte über Mafia-Verbindungen der als Liebesnest genutzten Wohnung für Wirbel.

Allein der Ort sagt eigentlich schon alles: "Rue du Cirque" heißt die Straße, in der sich Frankreichs Präsident François Hollande und die Schauspielerin Julie Gayet zu ihren angeblichen heimlichen Stelldicheins getroffen haben sollen. Seit bekannt wurde, dass Hollandes offizielle Partnerin, Valérie Trierweiler, im Schock über die Enthüllungen ins Krankenhaus eingeliefert wurde, hat die anfänglich für Hollande nur peinliche Affäre inzwischen tatsächlich Züge eines großen Zirkus' angenommen - persönlich und politisch, zumal der Zeitpunkt desaströs ist. Ausgerechnet für heute ist im Elysée-Palast eine große Pressekonferenz des Präsidenten angesetzt. Eigentlich wollte der viel gescholtene Hollande dabei den lang erwarteten politischen Neustart einläuten und darlegen, wie er die Arbeitskosten senken und den wirtschaftlichen Niedergang des Landes stoppen will. Stattdessen wird er sich nun unangenehmen Fragen zu seinem Privatleben stellen müssen.

Für zusätzliche Aufregung sorgten überdies Medienberichte, wonach es bei dem "Liebesnest", in dem sich der Präsident mit Gayet getroffen haben soll, Verbindungen zur korsischen Mafia geben soll. Den Informationen zufolge hatte eine Freundin Gayets die Wohnung in der Rue du Cirque zur Verfügung gestellt. Allerdings prangt am Klingelschild der Name von deren Ex-Mann Michel Ferracci. Der Schauspieler war kürzlich im Zusammenhang eines Pariser Glücksspiel-Rings verurteilt worden, dessen Gewinne an die korsische Mafia geflossen sein sollen. Ferracci bestritt, je selbst dort gewohnt zu haben, dennoch fragen sich die Franzosen, ob und wenn ja, was Hollande über die verruchten Hintergründe wusste.

Selbst die in diesen Dingen sonst so zurückhaltende französische Presse spricht inzwischen von einem "Melodram an der Staatsspitze" und einem "politisch-sentimentalen Tsunami". Ähnliches verlautete von Seiten der Politik, die sich zunächst mehrheitlich hinter den Staatschef gestellt hatte. Der Chef der konservativen UMP, Jean-François Copé, attackierte Hollande scharf: "All dies gebe ein katastrophales Bild vom Präsidentenamt" ab, schimpfte er, während die frühere Ministerin Chantal Jouanno mit Blick auf Hollandes Noch-Partnerin Trierweiler eine "Klarstellung" forderte. Das Ganze habe "klar protokollarische Auswirkungen".

Tatsächlich wirft der Status der Journalistin Trierweiler seit Langem schon Fragen auf. Weil sie und Hollande nicht verheiratet sind, sehen die Franzosen sie nur widerwillig als ihre "First Lady" an. Seit die 48-Jährige bei den Parlamentswahlen Partei für den Gegenkandidaten von Hollandes früherer Lebensgefährtin Ségolène Royal ergriff, haftet ihr das Image einer "eifersüchtigen Zicke" an. Viele Bürger fragen sich, ob ihr der ohnehin schon fragwürdige Status der "Première Dame" noch zusteht, nun da Hollande offenbar eine andere Dame vorzieht. Immerhin verfügt Trierweiler über ein Büro im Elysée-Palast - auf Staatskosten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort