Wirbel um Kringel

Washington. Sie sieht aus, als würde ein Kleinkind ein Telefonkabel malen: Die Unterschrift des voraussichtlichen neuen US-Finanzministers Jacob "Jack" Lew sorgt in den USA für Wirbel. Sie sei "kindisch", "verrückt" und "lächerlich", kommentierten Blogger die Unterschrift und beklagten, dass Lews Signet künftig auf Dollar-Banknoten prangen werde

Washington. Sie sieht aus, als würde ein Kleinkind ein Telefonkabel malen: Die Unterschrift des voraussichtlichen neuen US-Finanzministers Jacob "Jack" Lew sorgt in den USA für Wirbel. Sie sei "kindisch", "verrückt" und "lächerlich", kommentierten Blogger die Unterschrift und beklagten, dass Lews Signet künftig auf Dollar-Banknoten prangen werde. "Er muss eine kuschlige, weiche Seite haben", interpretiert die Handschriftenexpertin Kathi McKnight den Schriftzug. Der deute darauf hin, dass der 57-Jährige einen "sanften" Ansatz wähle, um Probleme zu lösen.Bei Lews Nominierung nahm sogar Präsident Barack Obama ihn für dessen Schriftzug aufs Korn: "Als die Geschichte aufkam, habe ich kurz überlegt, die Nominierung zurückzuziehen", scherzte Obama. "Er wird aber daran arbeiten, wenigstens einen Buchstaben lesbar zu gestalten", sagte der Präsident.

Von einer "weichen Seite", die Lews angeblich haben soll, haben zumindest die Republikaner bislang nicht viel gemerkt. Der Stabschef des US-Präsidenten Barack Obama erwies sich in der jüngsten Auseinandersetzung um den Haushalt als knallharter Verhandlungspartner. Obama hat nun gestern wie erwartet Lew als Nachfolger von Finanzminister Timothy Geithner nominiert. Damit rückt Lew ins Rampenlicht des erbitterten Haushaltsstreits, an dem er bislang hinter den Kulissen beteiligt war.

In der Entscheidung für Lew spiegelt sich die Veränderung der politischen Hauptanliegen Obamas wider. Vor vier Jahren holte der Präsident den Notenbanker Geithner in sein Kabinett, um die Finanzkrise zu bekämpfen. Jetzt ist angesichts einer Staatsverschuldung von über 100 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung ein Budgetexperte gefragt. Mit Lew stelle sich Obama auf einen anhaltenden Streit mit den Republikanern über die Finanzen ein, urteilt die "Washington Post".

Vom Weißen Haus aus wachte Lew zuletzt über die Verhandlungen mit den Republikanern über die Fiskalklippe, die kurz nach dem Jahreswechsel in einen notdürftigen Kompromiss mündeten: Steuererhöhungen für die Masse der Amerikaner wurden abgewendet, das Problem massiver Ausgabenkürzungen aber nur um zwei Monate verschoben.

Bei der Vorgeschichte der Fiskalklippe im Sommer 2011, als sich Demokraten und Republikaner über die Erhöhung der gesetzlichen Schuldenobergrenze zankten, verhandelte Lew als Chef der Haushaltsabteilung des Weißen Hauses mit den führenden Politikern. Ende der 90er, als Lew in gleicher Funktion für Präsident Bill Clinton arbeitete, schacherte er mit republikanischen Widersachern um das Budget - und sorgte mit dafür, dass die USA mehrere Jahre lang einen Haushaltsüberschuss einfuhren. "Jack Lew ist für das Finanzministerium der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt", lobt der Ex-Chef des Wirtschaftsrats des Präsidenten, Austan Goolsbee. sp/dpa/afp

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