Wirbel um die Zukunft der VSE

Luxemburg/Saarbrücken. Der luxemburgische Stromversorger Enovos will offensichtlich seine Position auf dem deutschen Markt stärken und beabsichtigt, Anteile an der VSE zu erwerben. "Die RWE will aus der VSE aussteigen

Luxemburg/Saarbrücken. Der luxemburgische Stromversorger Enovos will offensichtlich seine Position auf dem deutschen Markt stärken und beabsichtigt, Anteile an der VSE zu erwerben. "Die RWE will aus der VSE aussteigen. Wir würden am liebsten alle Anteile übernehmen", sagte gestern der luxemburgische Wirtschaftsminister Etienne Schneider bei einem Pressefrühstück der Wirtschaftsjournalisten bei der Editpress Verlagsgruppe in Luxemburg. Schneider, der seit 1. Februar Wirtschaftsminister im Großherzogtum ist, war zuvor Aufsichtsratschef von Enovos Luxemburg. Er hatte maßgeblichen Anteil daran, die luxemburgischen Energieversorger Soteg und Cegedel mit Saar Ferngas zur Enovos zusammenzuführen. Enovos ist seitdem im Saarland und in Rheinland-Pfalz vertreten."Ich stelle mir vor, dass wir Enovos im Saarland mit der VSE fusionieren und über das Saarland hinaus tätig werden mit einer Hauptverwaltung im Saarland", sagte Schneider weiter. Dadurch verfüge man über einen strategisch gestärkten Auftritt, wovon auch die Mitarbeiter profitieren würden. Man habe so ideale Möglichkeiten, sich mit erweiterten Reichweiten auf dem Strom- und Gasmarkt zu positionieren. Nach SZ-Informationen gibt es bei Enovos ein konkretes Konzept für den Einstieg bei der VSE.

Schneider räumte jedoch ein, dass das Saarland eher eine rein saarländische Lösung bevorzuge. Genau dieses Vorgehen haben auf Anfrage unserer Zeitung gestern sowohl die Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), SPD-Landeschef Heiko Maas als auch die RWE noch einmal bekräftigt. "Die RWE überlegt, sich von Anteilen zu trennen. Wir führen hierüber exklusive Gespräche mit dem Saarland und den dortigen Kommunen", sagte RWE-Sprecherin Annett Urbaczka. Das Vorgehen des luxemburgischen Ministers wollte sie nicht kommentieren. Kramp-Karrenbauer sagte: "Wir stehen zu unserem Wort und halten uns an das, was wir vereinbart haben - nämlich exklusive Verhandlungen mit der RWE." Auch sie hatte keine Erklärung dafür, wieso der luxemburgische Wirtschaftsministers ausgerechnet jetzt auf diese Art und Weise vorprescht. Möglicherweise wolle er den Wahlkampf im Saarland nutzen, um ein gezieltes Störmanöver zu versuchen. SPD-Chef Heiko Maas erklärte, die VSE sei ein fester regionalwirtschaftlicher Bestandteil des Saarlandes. Die SPD unterstütze jegliche Bemühungen der Saar-Kommunen, ihre Anteile an der VSE AG zu erhöhen. "Die VSE müsse in ihrer Struktur erhalten bleiben, eine Zerschlagung des Unternehmens widerspricht elementar saarländischen Interessen und muss deshalb verhindert werden", so Maas.

Die ganze Aufregung entstand gestern, weil der luxemburgische Wirtschaftsminister Etienne Schneider am Morgen gegenüber Journalisten erklärt hatte, bei einem späteren Mittagessen mit der saarländischen Ministerpräsidentin und dem Staatsminister Jean-Claude Juncker seine Vorstellungen erläutern zu wollen. Dieser Tagesordnungspunkt wurde jedoch kurzfristig vom Programm gestrichen und Schneider erschien auch nicht zu diesem Treffen. Vom saarländischen Stromversorger VSE und auch der Enovos Deutschland in Saarbrücken waren zu den Vorgängen gestern keine Stellungnahmen zu erhalten.

Hintergrund

Enovos International ist ein Konzern mit Sitz in Luxemburg. Entstanden ist er aus der Fusion der Saar Ferngas AG mit den beiden luxemburgischen Versorgern Cegedel und Soteg. Die Holding ist die Dachgesellschaft für den Energieversorger Enovos Luxembourg, für den Netzbetreiber Creos und deren jeweiligen luxemburgischen und deutschen Tochtergesellschaften. red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort