Perl „Wir sind immer noch ein Geheimtipp“

Perl · Saarländische Weine werden immer beliebter, sagt Winzerpräsident Gerd Petgen. Zumeist aber nur im Saarland. Das soll sich ändern.

 Die Weinlese im Nordsaarland ist in vollem Gange. Noch rund zwei Wochen werden die Trauben geerntet.

Die Weinlese im Nordsaarland ist in vollem Gange. Noch rund zwei Wochen werden die Trauben geerntet.

Foto: Nina Drokur

„Wir im Weinbau profitieren vom Klimawandel“, sagt Gerd Petgen, Präsident des saarländischen Winzerverbandes. 2018 sei es „in einem der trockensten Monate gelungen, einen der besten Weine zu ernten, den wir jemals hatten“, so Petgen.

Die geänderten Klimaverhältnisse erlaubten es den insgesamt zwölf hauptamtlichen saarländischen Winzern, auch solche Weinsorten anzubauen, die bisher eher in südlichen Regionen wie dem Burgund zu den Spezialitäten zählen. „Chardonnay, Sauvignon Blanc, Cabernet Sauvignon und Merlot gedeihen auch bei uns gut“, sagt Petgen, was so manchem Winzer in der Region Obermosel zusätzliche Perspektiven bringe. „Die Chardonnay Weine stehen dem Burgunder in nichts nach“, urteilt Petgen. „Die Zeit wird zeigen, wo die Reise hingeht. Ich glaube aber nicht, dass wir langfristig die Rebsorten austauschen.“ Für alle Winzer aus dem Saarland blieben die Haupterwerbsquellen der Grauburgunder auf Platz Eins sowie der Auxerrois.

Für den Jahrgang 2019 erwartet Winzerpräsident Petgen „einen hoch qualitativen Jahrgang, der dem von 2018 wohl in nichts nachstehen wird“. Mit dem einen Unterschied, dass man in diesem Jahr wegen Frühfrösten im Mai wohl nur 30 Prozent der Ernte wird einfahren können, die es 2018 gab. Die Weinlese hat gerade begonnen. Näheres zur Qualität wird man in drei Wochen wissen, wenn die Weinlese abgeschlossen ist. Insgesamt 900 000 Liter werden in der Regel pro Jahr vermarktet, das entspricht rund einer Million Flaschen. Etwa 90 Prozent davon sind trockene Weine.

Gerd Petgen verweist darauf, dass Weine aus dem Saarland immer beliebter werden. Das sehe man auch daran, dass sie in immer mehr Supermärkten in der Region zu finden seien, die den Trend zu regionalen Produkten nutzen würden, um das Angebot immer weiter auszubauen: ob bei Globus, Rewe oder Edeka.

Bei der Vermarktung der Saar-Weine sieht Winzerpräsident Petgen jedoch noch einigen Nachholbedarf. So würden derzeit immer noch 90 Prozent der im Saarland erzeugten Weine auch im Saarland getrunken. „Wir sind immer noch ein Geheimtipp.“ Petgen hätte gerne, dass deutlich höhere Mengen auch in andere Bundesländer geliefert würden. Zumal die Saar-Winzer immer wieder Auszeichnungen für ihre Produkte bekämen, sagt Petgen. Es sei jedoch auch nicht einfach, so manchen Winzer davon zu überzeugen, sich der Herausforderung einer noch stärkeren Vermarktung zu stellen, denn „es geht allen saarländischen Winzern gut“, sagt Petgen. Eine noch stärkere Vermarktung der Weine sei seiner Meinung nach jedoch dringend erforderlich. „Wir sind noch zu sehr auf Perl fixiert.“ Nach seiner Argumentation dürften die Saar-Winzer nicht alleine darauf setzen, dass die Verbraucher und Weinliebhaber zum Winzer in den Weinkeller oder auf Weinfeste kommen. Es müsse umgekehrt sein: Die Winzer sollen sich mit ihren Produkten überall dort zeigen, wo man auf Verbraucher trifft und sich zugleich auch stärker landesweit um die Bewirtung von Veranstaltungen bemühen. Dies bringe nicht nur die Möglichkeit, die Nachfrage weiter zu erhöhen, sondern man könne so auch die Preisschraube etwas weiter nach oben drehen. Denn nach Überzeugung des Winzerpräsidenten ist der Wein aus dem Saarland im Vergleich zur Konkurrenz aus anderen Bundesländern noch zu günstig. Zumal die Qualität immer weiter steige und auch die Zahl der Konsumenten zunehme.

Petgen verweist hier etwa auf junges Publikum. „Wein hat sich auch bei jungen Leuten zu einem absoluten In-Getränk entwickelt“, sagt der Winzerpräsident. In immer mehr Lokalen finde man Wein auf der Karte.

 Winzerpräsident Gerd Petgen

Winzerpräsident Gerd Petgen

Foto: Ruppenthal

Auch um den Nachwuchs in der Branche macht sich Petgen keine Sorgen. Es seien bereits einige sehr hoffnungsvolle Jungwinzer mit neuen Ideen im Saarland aktiv. Eine ihrer gemeinsamen Ideen sei die neue Aktion „Schmaus am Katzenhaus“ auf dem Perler Hasenberg, gemeinsam mit Kollegen aus Lothringen und Luxemburg. Überhaupt stehen die Zeichen auf mehr grenzüberschreitende Kooperation. So existiert bereits die „Schengen Charta“, die eine gemeinsame Vermarktung von Qualitätsweinen in Luxemburg und im Saarland vorsieht, unterstützt durch die EU. Die Mitglieder der Schengen Charta verpflichten sich, strenge Anforderungen zu erfüllen, dafür sind im Gegenzug ihre Weine diesseits und jenseits der Grenze anerkannt. Darüber hinaus gibt es auch die Initiative Terroir Moselle, ein gemeinsames Projekt der Produzenten, Institutionen und des Tourismus der Weinbaugebiete entlang des europäischen Moseltals. All dies dient dem Ziel, die Qualität der Produkte heimischer Winzer noch bekannter zu machen. Nächste Chance, die Saar-Weine zu testen, bietet das Perler Wein- und Kellerfest vom 25. bis 28. Oktober, zu dem rund 10 000 Besucher erwartet werden.

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