"Wir kommen noch über die Runden"

Ihre Verträge sind über das bevorstehende Festival hinaus verlängert worden. Für welchen Zeitraum?Bandel: Für die nächsten drei Jahre, 2013, 2014 und 2015, zu den bisher üblichen Konditionen

Ihre Verträge sind über das bevorstehende Festival hinaus verlängert worden. Für welchen Zeitraum?Bandel: Für die nächsten drei Jahre, 2013, 2014 und 2015, zu den bisher üblichen Konditionen.

Der langjährige Hauptsponsor Cosmos hat sich nach dem Festival 2010 zurückgezogen, wie sieht es aktuell mit Sponsorengeldern aus?

Bräuer: Wir haben die Gelder, die dadurch fehlen, in etwa auffangen können, aber noch keinen neuen Hauptsponsor gefunden. Wir kommen noch über die Runden, versuchen aber, in Zukunft mit mehreren Premium-Sponsoren zusammenzuarbeiten.

Was wäre ohne neue Sponsoren passiert?

Bandel: Das wäre ein spürbarer Einschnitt im Festival gewesen. Ohnehin haben wir seit zehn Jahren nahezu dasselbe Budget und denselben Personalstand, aber mittlerweile doppelt so viele Zuschauer. Das merkt man am ganzen Ablauf und an dem, was wir leisten müssen. Der Anspruch an die Veranstaltungen ist immens gestiegen, das hat seinen Preis.

Wie sieht es für die nächsten Jahre aus?

Bandel: Da werden wir mehr Sponsorenmittel brauchen. 2012 können wir das Festival noch wie gewohnt organisieren. Aber die Kosten für die Gäste steigen, auch für die digitale Technik müssen wir tief in die Tasche greifen.

Wie viele Filme laufen digital und nicht mehr als 35mm-Kopie?

Bräuer: Nur noch rund ein Viertel der Filme laufen im Kinoformat, der Rest in digitaler Technik. Vor ein paar Jahren war das Verhältnis noch in etwa umgekehrt. Die Verleihe sparen Geld, weil sie keine Kopien ziehen müssen, die Mehrkosten lasten dann aber auf uns. Wir müssen unsere Programmplätze, soweit noch nicht geschehen, mit digitaler Technik ausstatten, was viel Geld kostet.

Mittelfristig ist die Digitalisierung für das Festival also ein Nachteil?

Bräuer: Das schon, aber wenn die Kinos in den nächsten Jahren ausreichend ausgestattet sind, zahlt sich das wieder aus für uns. Im Moment hat die Vorführtechnik einen Gegenwert von 150 000 Euro, das ist ein Fünftel dessen, was wir vom Etat ausgeben können.

Der beträgt eine Million Euro. Haben Stadt oder Land angekündigt, ihre Zuschüsse stabil zu halten?

Bandel: Stadt und Land haben signalisiert, dass ihre Zuwendungen unverändert bleiben.

Wie ist Ihr Team zusammengestellt, wie viele Mitarbeiter helfen bei der Organisation mit?

Bandel: Das Kernteam besteht aus fünf dauerhaft Beschäftigten, derzeit helfen zirka 20 Leute mit, während des Festivals gut 40.

Das Festival vergibt erstmals einen Ehrenpreis, an Alfred Holighaus von der Berlinale und der Filmakademie. Wird der Preis zur bleibenden Einrichtung?

Bräuer: Ja, er wird vergeben an Persönlichkeiten, die sich um den Filmnachwuchs verdient gemacht haben. Das können Verleiher und Redakteure sein, auch Regisseure, wie Wim Wenders, Michael Haneke oder Doris Dörrie, die sich im Bereich der Filmausbildung engagieren. So kann man auch Personen ans Festival binden.

Den Ehrengast Ursula Werner werden nur wenige Kinogänger kennen, auch wenn sie künstlerisch einen guten Namen hat.

Bandel: Natürlich ist es schön, wenn man jemanden als Ehrengast hat, den alle Kinogänger und alle Sponsoren kennen. Aber danach wollen wir den Ehrengast nicht aussuchen. Unser Fokus liegt auf dem Nachwuchs, und Ursula Werner ist unglaublich präsent in Nachwuchsfilmen, arbeitet viel mit jungen Regisseuren zusammen.

Im Langfilm-Wettbewerb sind unter den 16 Filmen weniger Uraufführungen als zuletzt. Warum?

Bandel: Das ist mehr oder weniger Zufall und Glücksache, denn es kommt darauf an, wann die Filme fertig werden. Uns ist es wichtig, das wir die besten und interessantesten Filme in Saarbrücken zeigen. Wir haben uns schon früh im vergangenen Jahr gute Filme gesichert, die wir als zweite Vorführung zeigen, so dass wir dem Publikum einen starken Wettbewerb bieten können. Und mehr als sechs Filme, die schon zuvor auf einem Festival gezeigt wurden, werden wir auch nicht in den Wettbewerb aufnehmen, das ist für uns die Obergrenze.

Wie sieht der Langfilm-Wettbewerb aus, gibt es Schwerpunkte und Trends?

Bräuer: Eine große thematische Klammer gibt es nicht. Es wird sich seltener an Mustern orientiert, sondern man sucht die Erzählform, die genau zu der Geschichte passt. TV-Produktionen sind auch dabei, man merkt aber, dass die Sender offener sind für Experimente. Wir haben kleine Hochschulabschlussfilme, aber auch reife, runde Filme mit tollen Kinobildern. Und wir haben auch einige sperrige und eigenwillige Arbeiten, die aber zwingend zu einem Nachwuchsfestival dazugehören.

Ein Film wie "Michael", der grob am Fall Kampusch angelegt ist, wird wohl kontrovers aufgenommen werden, oder?

Bräuer: Ganz klar, es müssen auch Filme laufen, die zur Diskussion anregen. Das ist ein unglaublich konsequenter Film, atmosphärisch, extrem dicht und sehr österreichisch.

Das ungekürzte Interview gibt es im Internet unter:

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