Winterkorn steht vor Komplettrückzug

Wolfsburg/Stuttgart · Der in der Abgas-Affäre zurückgetretene VW-Boss Winterkorn bekleidet noch immer zentrale Funktionen in dem Autokonzern. Dagegen regt sich zunehmend Widerstand.

Volkswagens Ex-Vorstandschef Martin Winterkorn steht nach übereinstimmenden Medienberichten auch vor dem Rückzug von seinen übrigen Ämtern bei dem Autokonzern. Der 68-Jährige hatte die Unternehmensspitze im Strudel des Abgasskandals verlassen, ist aber bisher nicht von weiteren Chef-Funktionen abgerückt. Dazu zählen der Vorstandsvorsitz beim Ankeraktionär Porsche SE sowie die Chefposten in den Aufsichtsräten der VW-Tochter Audi und bei der Nutzfahrzeugholding mit den Marken Scania und MAN.

Sowohl das Land Niedersachsen als VW-Großaktionär als auch die Vertreter auf der Arbeitnehmerseite dringen offenbar auf eine endgültige Trennung. Winterkorn selber hatte Ende September lediglich erklärt, er habe den Aufsichtsrat gebeten, "eine Vereinbarung zur Beendigung meiner Funktion als Vorstandsvorsitzender des Volkswagen-Konzerns zu treffen". Der Vertrag lief ursprünglich bis Ende 2016. Seine übrigen Posten blieben in der Erklärung unerwähnt.

Nach Informationen von "Süddeutscher Zeitung", "NDR" und "WDR" will Winterkorn nun einlenken und unter anderem seinen Chefsessel bei der Porsche SE räumen. Ein Sprecher der Holding sagte aber: "Uns liegen keinerlei Erkenntnisse vor, dass eine Entscheidung gefallen ist." Der nächste Termin für eine Aufsitzratssitzung sei erst für den Dezember anberaumt. Eine Tagung des Gremiums wäre jedoch auch nicht nötig, falls Winterkorn selber seinen Rücktritt erklärt.

VW hatte eingeräumt, die Abgas-Manipulations-Software in weltweit elf Millionen Diesel-Fahrzeugen eingebaut zu haben. Winterkorn hatte erklärt, er sei sich "keines Fehlverhaltens bewusst" und "fassungslos, dass Verfehlungen dieser Tragweite im Volkswagen Konzern möglich waren". Wie viele Mitarbeiter und Manager von den Manipulationen wussten, ist unklar und wird noch untersucht.

Im VW-Land Niedersachsen geht die Sorge um, dass die finanziellen Belastungen der Affäre den Landeshaushalt treffen. Das Land als VW-Großaktionär könnte nächstes Frühjahr darunter leiden, dass nur eine kleine oder gar keine Dividende ausgezahlt wird. Eine drastische Kürzung zeichnet sich wegen drohender Milliardenstrafen und Prozesskosten ab.

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HintergrundVolkswagen hat in der Affäre um manipulierte Abgaswerte bei Dieselautos nun auch in China einen Rückruf angekündigt. Die Aktion betrifft aber nur wenige Modelle, weil die Diesel-Technologie in China kaum verbreitet ist. Es geht um 1946 Tiguan und vier Passat, wie der Autobauer mitteilte. Chinas Aufsichtsbehörden zeigten sich "sehr besorgt" über den Abgas-Skandal. dpa

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